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Hahnenantwort

Kalo reist über die Grenze

Reiseerlebnisse und vor allem das Essen im Ausland sind für die Rückkehrer der beste Erzählstoff. Man erzählt, schon bevor man in der Schweiz zurück ist, über das Handy von den exotischen Speisen oder den ungewöhnlichen Begegnungen. Kalo aber wartet mit seinen Schilderungen, bis er die Grenze seiner Wahlheimat passiert hat. Wie ein Schaf sei Kalo, hat einmal seine Tante gesagt. Dies deshalb, weil er von seinen Gewohnheiten nie abkomme, er gehe immer den selben Weg. Wenn man Kalo kennt, weiss man: Die Tante hat nicht unrecht.

Einst, als Döner-Kebab-Buden in der Schweiz noch seltene Perlen waren – heute gibt es an jeder Ecke eine, sicher mehr als Rotary-Club-Mitglieder –, ging Kalo, wenn er in der Nähe der Grenze war, nach Deutschland, um seinen Kebabhunger zu stillen. Dabei störte es ihn nicht, dass der Grenzbeamte bei der Rückkehr seinen Namen (vergeblich) auf der Fahndungsliste im Computer suchte. Kebab im Magen, und seine Haut wurde dicker als eine Schutzweste. Trotz vieler Kebabläden hier im Lande geht Kalo für einen Kebab weiterhin nach Deutschland, wenn er in der Nähe der Grenze ist.

Aber seine Haut ist offenbar nicht mehr so dick wie früher (vielleicht deshalb, weil er schon lange hier ist), sodass es ihn nun stört, wenn die Grenzbeamten immer ihn, den Mann mit Schweizer Pass, nach seinem Ausweis fragen und auch ab und zu auf Fahndungslisten seinen Namen suchen.

Einmal schwor sich Kalo beim heiligen Koran, dem Grenzbeamten einen Korb zu geben. Er wusste, dass der Mann ihn fragen würde: «Was führen Sie mit?» Alle Beamten stellen diese Frage mit der gleichen Melodie, als hätten sie gemeinsam im Chor geübt.

Kalo sagte: «Einen vollen Bauch!»

Der Beamte blieb stehen: «Was bitte?»

«Einen vollen Bauch!», wiederholte Kalo, der sich sicher war, den Vollblut-Polizisten ins Fleisch getroffen zu haben. Der jedoch liess Kalo darauf hin ins Büro zitieren.

Das war nun schlimmer als das Kastrieren eines jungen Katers. Kalo bereute seine Hahnenantwort hundert Mal, aber es war zu spät. Am Schluss wäre Kalo fast im Krankenhaus auf dem Röntgentisch gelandet, weil der Beamte in seinem «vollen Bauch» Drogenkügeli vermutete, wie er es einmal in der Zeitung gelesen hatte.

Als Kalo wieder nach Hause gehen durfte, war das fette Fleisch im Bauch natürlich längst verdaut.

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