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Im Haus von Franz Obowsky wurde ihm ein weniger freundlicher Empfang bereitet. Ein finsterer Typ stellte sich ihm mit einem Jagdgewehr in den Weg und nahm eine drohende Haltung ein.

„Wer sind Sie? Was wollen Sie?“, blaffte er.

„Ich bin der Elefant, der hier ein bisschen Porzellan zerschlagen möchte“, gab Bernd Schuster wütend zurück. Er hatte nicht geahnt, dass im Porzellanhandel derart raue Sitten herrschten. „Warum so aufgeregt? Ist einem ’ne Tasse aus seinem Schrank abhandengekommen?“

„Sehr witzig, Herr. Ich habe den Auftrag, keinen Fremden durchzulassen. Sie kenne ich nicht, also kommen Sie hier auch nicht vorbei.“

Bernd Schuster spielte mit dem Gedanken, seinem Gegenüber mit einem Schlag auf die Nase gut zuzureden, aber erstens hätte er sich damit ins Unrecht gesetzt, und zweitens sah er einen weiteren Wächter nahen. Auch er hielt ein Gewehr in den Fäusten. Anscheinend kam er gerade von einem Rundgang ums Grundstück. Das Anwesen wurde bewacht, als wäre der Raub irgendwelcher Kostbarkeiten bei helllichtem Tag zu befürchten.

„Was will er?“, schnarrte der Mann, seinen Kollegen an. Er trug wie der erste eine Chauffeuruniform. Diese Funktion übten die beiden aber wohl nur nebenbei aus. Überwiegend waren sie scheinbar Leibwächter.

„Sagt er nicht“, gab sein Kollege zurück.

„Verdrücken Sie sich, Mann!“

„Melden Sie mich Herrn Obowsky. Ich nehme an, dass er in diesem Haus die Entscheidungsgewalt besitzt.“

Die beiden sahen sich an. Ihre Mienen drückten wenig Freundlichkeit aus.

„Name?“

„Bernd Schuster.“

„Der Detektiv?“, fragte der eine überrascht.

„Kennen wir uns?“, erkundigte sich Bernd Schuster. Er konnte sich an keine frühere Begegnung erinnern.

„Habe von Ihnen gehört. Sollen verdammt gut sein. Das ist natürlich etwas Anderes. Warum haben Sie nicht gleich gesagt, dass Sie erwartet werden?“

„Ich dachte, Sie wüssten das.“ Bernd Schuster war verblüfft. Normalerweise öffnete ihm sein Beruf nicht bei Leuten Tür und Tor, die er eines Mordes verdächtigte.

„Folgen Sie mir bitte!“

Bernd Schuster ließ sich das nicht zweimal sagen. Während einer der beiden Wächter auf seinem Posten blieb, ging er mit dem anderen in die Villa, die bereits von außen nach Reichtum roch.

Das Innere bestätigte diese Vermutung voll und ganz. Allein die Teppiche waren ein Vermögen wert. Dazu kamen die Bilder und das alte Mobiliar. Völlig grundlos ließ also Franz Obowsky seinen Besitz nicht so scharf bewachen.

Er selbst befand sich in der Bibliothek und war alles andere als erfreut, als die beiden Männer eintraten.

„Was soll das heißen, Gernot?“, fauchte er, und seine Augen funkelten. „Habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt? Wieso schleppst du diesen Kerl an?“

Gernot lief rot an. In Gegenwart eines Fremden zusammengestaucht zu werden, gefiel ihm nicht. „Es ist Herr Schuster, der Detektiv, den Sie bestellt haben.“, verteidigte er sich.

„Detektiv? Ich? Wie kommst du darauf, du Hornochse? Der Bursche hat dich reingelegt.“

„A-a-aber ich dachte, weil Sie doch ...“

„Halts Maul und verschwinde!“, schnauzte Obowsky. Er war außer sich vor Wut.

Gernot verdrückte sich. In der Tür drehte er sich um und zischte Bernd Schuster drohend zu: „Das zahle ich Ihnen heim, Schnüffler.“

Bernd zuckte mit den Schultern. „Tut mir leid, aber dass ich erwartet werde, war Ihre Idee und nicht meine. Ich hätte nie zu widersprechen gewagt.“ Er grinste zufrieden.

Gernot verschwand. Zurück blieb ein schwergewichtiger Porzellanhändler, der sich krampfhaft bemühte, die Situation in den Griff zu bekommen.

„Es ist schwierig, heutzutage brauchbares Personal zu bekommen, Herr Schuster“, erklärte er. „Diese Trottel sind außerstande, auch nur die kleinste Anweisung korrekt auszuführen. Wenn man da nicht hart durchgreift, tanzen sie einem bald auf der Nase herum.“

„Sie werden wohl Recht haben“, meinte Bernd Schuster lässig und studierte die Einbände der alten Bücher in den Regalen. Auch hier stand ein Tausender neben dem anderen. „Sie sind übrigens der erste Porzellanhändler, den ich kennengelernt habe, der seine Villa wie eine Festung bewachen lässt.“

„Wundert Sie das, Herr Schuster? Bei mir wurde schon ein paarmal eingebrochen. Jetzt greife ich zur Selbsthilfe.“

„Erst kürzlich?“, erkundigte sich Bernd Schuster.

„Wie meinen Sie?“

„Ich meine, wurde erst kürzlich bei Ihnen eingebrochen?“

„Nein, das ist schon einige Zeit her. Warum fragen Sie?“

„Nun, Gernot war der Meinung, Sie hätten einen Detektiv bestellt. Demnach muss ein Grund für eine solche Maßnahme vorliegen. Zum Beispiel ein Einbruch oder ein sonstiges Verbrechen.“

Franz Obowsky schaffte es nicht, seine Unsicherheit völlig zu verbergen. Er trat an die Bar und fragte ausweichend: „Nehmen Sie auch einen Gin?“

Bernd Schuster lehnte hastig ab. Ihm fiel ein, dass Karsten Gerber vor seinem Tod Gin getrunken hatte. Gin mit Gift verfeinert. Das war nicht unbedingt sein Geschmack.

Obowsky schenkte sich einen Schnaps ein und trank ihn. Danach hatte er sich wieder in der Gewalt.

„Ich weiß wirklich nicht, worauf Sie hinauswollen, Herr Schuster, und würde nun gerne erfahren, was Sie eigentlich zu mir führt. Wie gesagt, ich brauche keinen Detektiv.“

„Ich suche einen Mann, der Sie besuchen wollte und seitdem verschwunden ist“, sagte Bernd Schuster.

„Tatsächlich? Dann wird er es sich anders überlegt haben. Um wen handelt es sich denn?“

„Um Karsten Gerber.“

Franz Obowsky zuckte unmerklich zusammen. Er kippte einen zweiten Schnaps und zwang sich zu einem Lächeln. „Sie sind ein Spaßvogel, Herr Schuster“, fand er. „Lesen Sie keine Zeitungen? Dann wüssten Sie, dass Gerber tot ist. Angeblich wurde er umgebracht. Wer weiß, was er schon wieder ausgefressen hatte. Solche Burschen lernen eben auch im Gefängnis nicht dazu.“

„Er war also nicht bei Ihnen, Herr Obowsky? Gestern früh so zwischen acht und neun Uhr?“

Der Dicke bekam kugelrunde Augen und verschluckte sich beinahe. „Sind Sie verrückt? Wollen Sie behaupten, ich hätte den Mann getötet? Ich kenne ihn doch gar nicht.“

„Dafür wissen Sie aber ziemlich gut über sein Vorleben Bescheid.“

„Nur, was in den Zeitungen stand.“

„Dass sich ein Mann in Ihrer Position so ausgiebig für den Tod eines x-beliebigen Bankräubers interessiert, finde ich erstaunlich. Ich wette, dass in der ganzen Gegend kein zweiter so genau darüber Bescheid weiß.“

Franz Obowsky sah Bernd verächtlich an. „Sie halten sich wohl für sehr klug. Woher haben Sie meinen Namen? Aus den alten Protokollen? Nun, dann müssten Sie wissen, dass damals der Verdacht gegen mich nicht aufrechterhalten werden konnte. Mein Alibi war lückenlos und mehrfach belegt.“

„Ich spreche nicht von damals, sondern von gestern früh. Haben Sie da auch ein Alibi?“

„Ich glaube nicht, dass Sie ein Recht haben, mich danach zu fragen“, konterte Obowsky.

„Sie kennen sich in den Gesetzen gut aus“, meinte Bernd Schuster. „Nur ist es so, dass ich auf die merkwürdigsten Ideen komme, falls Sie mir eine Antwort verweigern. Ich überlege mir zum Beispiel, warum Sie so ablehnend sind. Und ich denke darüber nach, wieso Gernot glaubte, Sie könnten einen Detektiv brauchen. Ich weiß aus erster Hand, mit welchen Sorgen die Leute üblicherweise zu einem Detektiv gehen. Bei reichen Leuten gibt es eigentlich nicht viele Möglichkeiten. Soll ich anfangen zu raten?“

„Um halb acht fange ich an zu arbeiten. In meinem Büro in Dahlem.“

„Auch gestern?“

„Natürlich.“

„Gibt es dafür Zeugen?“

„Möglich? Fragen Sie mal die Leute der Straße, ob mich jemand ins Haus hat gehen sehen.“

„Haben Sie keine Angestellten?“

„Nicht im Büro.“

„Aber doch wenigstens eine Sekretärin.“

„Die war gestern Vormittag leider beim Friseur.“

„Pech für Sie. Ihr Alibi steht auf tönernen Füßen.“

„Durchaus nicht. Gerber ist nie bei mir gewesen. Dafür lag kein Grund vor.“

„Ich werde Ihre Angaben selbstverständlich überprüfen.“

„Erwarten Sie nicht, dass ich Sie dafür honoriere. Wie gesagt, ich brauche keinen Detektiv.“

„Aber vielleicht bald einen guten Anwalt, Herr Obowsky.“

„Was fällt Ihnen ein?“

„Dass es jetzt zehn Uhr vormittags ist und Sie nicht im Büro sind.“

Franz Obowsky sprang seinen Besucher fast an, bezähmte sich dann aber doch. „Ich – ich fühle mich heute nicht wohl“, murmelte er. „Es hat ein paar geschäftliche Rückschläge gegeben. Und dann kommen auch noch Sie und töten mir den Nerv.“

Bernd Schuster glaubte nicht, dass er den Mann zu weiteren Aussagen bringen würde, aber er war der Ansicht, dass es hier noch einige Punkte zu klären gab.

Er verabschiedete sich, und Franz Obowsky drückte auf einen Klingelknopf, der den Wächter herbeirief, der ihn ins Haus gebracht hatte.

Der Mann machte ein Gesicht, als freute er sich schon auf das, was gleich passieren würde.

Bernd Schuster dachte sich seinen Teil, und als Gernot ihn höflich vorausgehen ließ, wusste er, was die Glocke geschlagen hatte. Er ging noch zwei Schritte und ließ sich dann fallen.

Im nächsten Moment flog etwas über ihn hinweg, was erbärmlich fluchte.

Bernd Schuster kam augenblicklich wieder in die Höhe und schnappte seinen Gegner, der sich gerade bemühte, auf die Füße zu kommen.

„Sie scheinen keinen Spaß zu verstehen, junger Freund“, stellte er fest und packte den Angriffslustigen am Revers. „Warum geben Sie mir die Schuld für Ihren Irrtum?“ Gernot antwortete nicht. Er sah nur schrecklich beleidigt aus.

„Passen Sie auf“, fuhr Bernd Schuster fort. „Wir können noch die dicksten Freunde werden. Ich fand es nämlich nicht nett, wie Ihr Boss Sie angebrüllt hat. Vielleicht können Sie ihm eins auswischen.“

Bernd zog das Foto von Karsten Gerber aus der Tasche und hielt es Gernot hin. „Herr Obowsky behauptet, sich gestern früh gegen acht mit diesem Mann getroffen zu haben. Ich glaube ihm das aber nicht, denn um diese Zeit war er schon tot. Was sagen Sie dazu? Irrt sich Ihr Boss vielleicht in der Uhrzeit?“

Gernot warf einen überraschten Blick auf das Bild. Er überlegte sichtlich, was er antworten sollte.

„Was soll das?“, meckerte er schließlich. „Ich weiß nicht, was Ihnen Herr Obowsky tatsächlich erzählt hat. Ich habe diesen Typ jedenfalls nicht gesehen. Weder gestern noch an irgendeinem anderen Tag.“

Bernd Schuster gab den Versuch auf, Gernot auszutricksen. Der würde sich hüten, schon wieder etwas zu sagen oder zu tun, ohne von seinem Boss die Erlaubnis erhalten zu haben. Nun musste er noch zu Wolfgang Kahn und Horst Franke. Bernd war überzeugt, bei denen noch so manche Überraschung zu erleben.

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