Читать книгу Der Schneemann mordet nicht! Berlin 1968 Kriminalroman Band 36 - A. F. Morland - Страница 11

Оглавление

7


Wochenende. Genauer gesagt: Samstagmorgen. Ein erster Besuch in der Diskothek ‚Black hole‘ verlief für Franziska eher enttäuschend. Kein Wunder, denn am Vortag hatte es dort überraschend eine Razzia gegeben, und heute schien der Laden geradezu verlassen zu sein. Ein paar Tage mussten sie deshalb verstreichen lassen, wollten sie die richtigen Typen antreffen. Dass die bald wieder aus den Löchern hervorkrochen, in die sie sich geflüchtet hatten, war vollkommen klar.

Wie nahezu an jedem Wochenende waren Franziska und Bernd am Freitagabend Essen gegangen. Der Spanier in der Kurfürstenstraße war sehr gut und zudem nur knapp einhundert Meter von der Hausnummer 106 entfernt.

Die beiden hatten gut gegessen, einen sehr leckeren Wein genossen und dann die Nacht gemeinsam verbracht. Jetzt saßen sie am reichlich gedeckten Frühstückstisch und Franziska brachte gerade die kleine Pfanne mit den Spiegeleiern und dem Frühstücksspeck aus der Küche, als Bernds Tochter Lucy eintrat. Sie trug nur ein bis knapp zu den Oberschenkeln reichendes Shirt, und ihre ungekämmten Haare verrieten, dass sie vom Bett unmittelbar zum Frühstück kam.

„Morgen, Dad, hallo Franzi!“, grüßte sie und griff sich eine Scheibe von dem frischen Toast, der eben aus dem Automaten sprang. Sie küsste ihren Vater auf die Wange und nahm auf dem Stuhl neben ihm Platz. Die Siebzehnjährige hatte ein gutes Verhältnis zu Franziska und freute sich auf die gemeinsamen Unternehmungen, die zumeist am Wochenende auf dem Programm standen.

Als sie zur Butterdose griff, fiel ihr Blick auf ein kleines, schwarzes Zündholzheftchen, das wie zufällig neben dem Teller ihres Vaters lag. Verwundert griff sie danach und las den Werbeaufdruck.

„Kennst du den Schuppen?“, erkundigte sich Bernd mit rauer Stimme.

Lucy sah ihn verwundert an.

Der Tonfall seiner Frage hatte sie irritiert.

„Warum fragst du, Dad? Möchtest du wissen, in welchen Lokalen ich so verkehre? Wo ich mich mit meiner Clique treffe? Ich kann dich beruhigen, Dad. Jedenfalls nicht in einem Schuppen wie dem ‚Black hole‘!“

Bernd warf Franziska einen raschen Blick zu, dann griff er nach dem Heftchen.

„Black hole? Ach, das war keine Absicht. Aber gut, dass du es nicht kennst. Ich muss bekennen, da fällt mir eine Zentnerlast von der Seele, Lucy!“

„Warum?“ Seine Tochter hatte die Toastscheibe dünn mit Butter bestrichen und hielt sie in der Hand, ohne abzubeißen. „Du willst mir doch wohl nicht unterstellen, dass ich in Lokalen verkehre, die als die Drogenumschlagplätze in Berlin gelten – oder wie soll ich dieses Verhör deuten?“

Lucy funkelte ihren Vater wütend an.

Die gute Laune schien verflogen, und Bernd Schuster bemühte sich jetzt um Schadensbegrenzung.

„Lucy – ich weiß nicht, warum du so heftig reagierst! Ich bin froh, dass das ‚Black hole‘ nicht zu deinen Favoriten gehört, und dass man dort jede Sorte von Drogen bekommt, weiß ich natürlich auch. Aber es geht um Biggi.“

„Welche Biggi meinst du? Doch nicht etwa Brigitte Breitner aus meiner Parallelklasse?“

Bernd schwieg und sah seine Tochter mit einem sehr kritischen Blick an.

Das war zu viel.

Lucy sprang auf, warf ihr Messer klirrend auf den Teller, stemmte die Arme in die Hüften und funkelte ihren Vater wütend an.

„Was ist mit dir nur los, Bernd Schuster?“, schrie sie ihn wütend an. „Du legst das Streichholzheft einer stadtbekannten Diskothek so sichtbar auf den Frühstückstisch, dass ich es unbedingt bemerken muss. Dann sagst du, es ginge um Biggi. Das einzige Mädchen, dass ich mit diesem Namen verbinde, ist Brigitte Breitner, das verwöhnte Töchterchen von diesem unangenehmen Multimillionär Breitner, dem wohl etliche Hotels in der Bundesrepublik gehören und in Berlin ganze Straßenzüge. Mann, Papa, wann merkst du eigentlich, dass ich mit solchen Typen nichts zu tun haben will? Mädchen wie Biggi wollen nur eines: ‚Sex, Drugs and Rock’n Roll‘. Und wenn du noch immer nicht weißt, was davon für deine Tochter interessant ist, dann tust du mir einfach nur leid!“

Damit war sie aus dem Zimmer und warf die Tür hinter sich zu, noch bevor Bernd Schuster reagieren konnte.

„Taktisch nicht sonderlich klug von dir, Bernd!“, bemerkte Franziska.

„Aber Franzi! Ich habe dieses Streichholzheft in ihrem leichten Sommermantel gefunden, den ich für sie in die Reinigung geben sollte! Und die Flecken, die auf dem Mantel waren, stammten nicht von Cola oder Bier, sondern einwandfrei von irgendwelchem harten Fusel! Das konnte man noch immer riechen!“

Franziska legte ihm beruhigend ihre Hand auf seine rechte.

„Meine Güte, Bernd, und da machst du so ein Aufhebens? Du kannst dich doch wohl auf deine Lucy verlassen! Die rührt keine Drogen an, und wie oft passiert es, dass dir ein Betrunkener etwas auf die Jacke kippt! Oder Parfum wie Zigarettengeruch an deiner Kleidung hängt, nachdem du in einem Lokal gewesen bist. Habe ich dir jemals vorgeworfen, dass du mit einer anderen Frau zusammen gewesen bist, nur weil deine Kleidung nicht nur nach dir gerochen hat?“

„Aber diese Biggi ist tot, verstehst du das nicht, Franziska? Sie hat sich vermutlich selbst den goldenen Schuss verpasst, und das Mädchen ging in die Nachbarklasse!“

„Was natürlich den Schluss zulässt, dass an Lucys Gymnasium alle koksen oder spritzen. Gratulation, Herr Schuster!“

Bernd starrte Franziska fassungslos hinterher, als nun auch sie das Zimmer verließ.

‚Weiber!‘, dachte er nur verbittert und goss sich noch eine Tasse Kaffee ein

Der Schneemann mordet nicht! Berlin 1968 Kriminalroman Band 36

Подняться наверх