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Er hieß David Franzen und war mit großen Ambitionen zur Polizei gegangen. Für Gesetz und Ordnung zu sorgen, war für ihn von Kindheit an das erstrebenswerteste Ziel gewesen. Aber er hatte ein zu verklärtes Bild vom Beruf eines Polizisten gehabt. So schön, wie er geglaubt hatte, war dieser Job gar nicht. Er hatte zu viel mit dem Abschaum der Menschheit zu tun. Manchmal widerte ihn das an. Er hatte gehofft, einer von diesen smarten Detektiven zu werden, die er im Film bewunderte, doch die Realität sah anders aus. Es schien für ihn keinen Weg nach oben zu geben, und das frustrierte ihn.

Franzen schlenderte durch die Passage vom Europa Center. Ein bulliger Polizist war er, der hart zupacken konnte. Aber es befriedigte ihn nicht, hier Tag für Tag Dienst zu tun, sich mit Gammlern und Trunkenbolden herumzuärgern und mit seiner Anwesenheit zu demonstrieren, dass in dieser Stadt das Verbrechen keine Chance hatte.

Das war auch der Grund gewesen, dass er vor zwei Wochen ein Gesuch geschrieben hatte, in dem er um Versetzung bat. Er wollte einen Job haben, der ihn ausfüllte, wo er beweisen konnte, dass er mehr konnte, als bloß mit gelangweilter Miene auf und ab zu gehen. Wie früher, träumte er auch heute noch von rasanten Verbrecherjagden und spektakulären Erfolgen.

Sein Vorgesetzter hatte unwillig zur Kenntnis genommen, dass David Franzen von seinem Revier wegwollte.

„Sie halten sich wohl für zu schade, um hier bei uns Dienst zu tun, wie?“, hatte er gemault.

Franzen war ihm die Antwort schuldig geblieben. Eine Diskussion mit dem Revierleiter hätte ihm ja doch nichts eingebracht.

Nachdenklich drehte er zwischen den Ladenzeilen im Center seine Runde. Er würde wohl bald Bescheid kriegen. Würde man ihn versetzen? Oder würde die Frustration weitergehen?

‚Lass dich überraschen‘, dachte David Franzen. Vor dem Teppichgeschäft mit den prächtigen Orient-Teppichen war er stehengeblieben. Manchmal fragte er sich, was das wohl für Wohnungen sein mochten, in denen solche Teppiche zur Geltung kamen. Aber noch mehr interessierten ihn die langläufigen, reich verzierten Gewehre, die der Händler zur Dekoration im Schaufenster verteilt hatte.

‚Wie bei Kara ben Nemsi und Hadschi Halef Omar!‘, dachte Franzen. ‚Ich würde ja auch gern mal auf ihren Spuren von Bagdad nach Stambul reisen können!‘

„Herr Wachtmeister!“

Zwei aufgeregte Mädchenstimmen.

Franzen schreckte aus seinen Träumen auf und wandte sich um.

Sein Blick fiel auf zwei junge Mädchen, Teenager noch, gekleidet wie derzeit fast alle jungen Mädchen. Die eine im superknappen Röckchen, die Haare zum Pferdeschwanz gebunden, ein knappes, gehäkeltes Oberteil, das reichlich braune Haut zeigte. Die andere, etwas rundlicher, hatte aber den Mut, ihre Bluse unter den bereits üppigen Brüsten zu verknoten, so dass ihr Hüftspeck deutlich über die eng sitzende Jeans quoll.

Insgeheim fragte sich Franzen, warum die Mädchen nicht lieber etwas trugen, das ihre Figur vorteilhaft wirken ließ.

Aber das war jetzt egal.

Die jungen Frauen waren völlig durcheinander.

„Was gibt’s?“, erkundigte sich David Franzen.

„Auf der Damentoilette im ersten Stock ...“, stieß Karin aufgeregt hervor.

„... liegt eine Tote“, vervollständigte Susanne den Satz. „Noch jung, bestimmt nicht älter als wir, siebzehn, achtzehn. Eine Spritze steckt in ihrem Arm. Sie ist wahrscheinlich an einer Überdosis gestorben.“

Der Polizist straffte seinen Rücken.

„Zeigen Sie mir, wo sie liegt!“, verlangte er, und Karin und Susanne führten ihn zu der Leiche.

Die beiden Jungs, die auf sie warten sollten, beobachten von weitem die Szene. Wenn die beiden Mädchen sich so aufgeregt mit einem Bullen unterhielten, hatte das nichts Gutes zu bedeuten. Sie drehten sich wortlos um und verließen das Gebäude. Aus dem, was sie vorgehabt hatten, wäre ohnedies nichts mehr geworden.

Der Schneemann mordet nicht! Berlin 1968 Kriminalroman Band 36

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