Читать книгу Killer kommen nicht so leicht davon: 7 Strand Krimis - Alfred Bekker - Страница 11

5.

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Falk stand vor seinem Koffer und sah sich dessen traurigen Inhalt an. Da war noch eine Jeans, welche die besten Jahre schon lange hinter sich hatte. Weiterhin fand er vier T-Shirts mit merkwürdigen Aufschriften, zwei Pullover sowie Socken und Unterwäsche. Von einem Hemd keine Spur. Kurz entschlossen verließ er das Hotel in Richtung einer nahen Einkaufsstraße und kleidete sich, mit der Hilfe einer netten Verkäuferin neu ein. Auf seine Jeans konnte und wollte er nicht verzichten. Er erstand eine schwarze, enge Jeans und dazu ein passendes schwarzes Hemd mit dezent goldenem Muster, das eng geschnitten war. Dazu kaufte er einen neuen Gürtel und ein paar schwarze, klassische Schuhe. In einem Friseursalon nebenan ließ er sich noch seine Haare in Form bringen und als Krönung leistete er sich in einer Parfümerie einen Duft von Yves.

Eine Flasche Barolo zum Essen und eine Schachtel Pralinen für Ewas Mutter komplettierte das Ganze.

Als er sich im Spiegel betrachtete, erkannte er sich kaum wieder. Zufrieden mit sich selbst, stieg er in seinen Wagen und erschien Punkt halb acht an Ewas Wohnungstür.

*

Ewa vernahm das Läuten der Klingel und öffnete die Tür.

„Pünktlich wie ein Deutscher …“, begann sie und dann entfuhr ihr ein spontanes, aber leises „Whow“. Der Mann, der vor ihrer Tür stand, hatte kaum noch etwas, was das Optische betraf, mit dem Falk gemeinsam, mit dem sie seit zwei Tagen durch die Gegend fuhr.

„Komm rein, das Essen ist gleich fertig“, sagte sie und begleitete ihn ins Wohnzimmer, wo ein gedeckter Tisch auf ihn wartete.

Ewas Mutter kam aus der Küche, sah Falk, stutzte kurz, stellte die selbstgemachten Knödel auf den Tisch und reichte ihm die Hand, während er ihr die Pralinenschachtel überreichte.

„Oh, danke schön“, strahlte sie ihn an. „Ich bin Jolanta“, sagte sie. „Wir uns heute Morgen nicht vorgestellt“, sagte sie in gebrochenem Deutsch.

„Ewa hat gar nicht erwähnt, dass Sie Deutsch sprechen“, schaute Falk sie verwundert an.

„Ein bisschen aus Schule“, antwortete sie. „Essen gleich fertig.“

Hinter sich hörte er trappelnde Schritte und Iga stürmte auf ihn zu und umarmte ihn. Dann flitzte sie neben ihre Mutter auf die Couch und sagte etwas in Polnisch zu ihr. Falk hörte Ewas Verlegenheit aus ihrer Stimme und er spitzte die Ohren, als er seinen Namen hörte, fragte aber nicht nach.

Inzwischen kam Jolanta aus der Küche zurück und stellte eine Terrine mit Fleischstücken auf den Tisch, von denen ein verführerischer Duft ausging.

„Das sind Bitki“, klärte Ewa ihn auf. „Fleisch in Scheiben geschnitten und mit Zwiebeln und Kräutern geschichtet. Die Klöße hat Mutter selbst gemacht. Das kennst du bestimmt nicht.“

„Nein, nie gehört“, gab Falk zu, öffnete die Flasche Rotwein und goss den Damen ein.

Als er den ersten Bissen nahm, verzog sich sein Gesicht vor Wonne.

„Phantastisch“, sagte er.

„Ein typisch polnisches Gericht“, erklärte Ewa. „Schmeckt besser als der Döner von heute Mittag, oder?“, grinste sie.

„Ein Gedicht“, schwärmte Falk und langte, zu Jolantas Zufriedenheit richtig zu.

Als Nachtisch gab es einen Vanillepudding mit Himbeersirup, was Iga wohlwollend zur Kenntnis nahm.

„Ihr scheint es wieder gut zu gehen“, sagte Falk, als er das Mädchen beobachtete, wie es die Glasschüssel mit dem Pudding auskratzte.

„Ja“, antwortete Jolanta an Ewas Stelle. „Und hat sich so gefreut, dass du kommst“, ergänzte sie mit einem Seitenblick auf Ewa, sodass diese es nicht mitbekam, und mit einem verschwörerischen Lächeln.

Als sie das Essen beendet hatten, stand Falk auf, nahm wie selbstverständlich das benutzte Geschirr und trug es zusammen mit Jolanta in die Küche, während Ewa ihn mit offenem Mund anstarrte.

„Das musst du nicht tun“, sagte sie halb protestierend.

„Doch. Ihr habt ein vorzügliches Essen gezaubert und da ist es ja wohl das Mindeste, was ich tun kann“, sagte Falk, über seine Schulter blickend. Zusammen mit Jolanta stapelte er die Teller auf der kleinen Spüle.

„Bist guter Junge“, sagte Ewas Mutter. „Ganz anders als Antek“, zischte sie, als sie den Namen aussprach.

„Antek?“

„Ewas früherer Mann“, sagte sie abfällig. „Nix gut für Ewa und Iga. Du viel besser“, grinste sie und buffte ihn mit ihrem Arm gegen seine Hüfte.

„Ich bin nur ein Kollege“, sagte Falk überrascht.

„Du mehr als Kollege für Ewa“, lächelte sie und verschwand wieder in Richtung des Wohnzimmers.

Falk war wie erstarrt, nachdem er ihre Worte vernommen hatte. Er schielte durch die Tür ins Wohnzimmer, wo Ewa sich mit Iga beschäftigte und plötzlich trafen sich ihre Blicke und saugten sich für Sekunden aneinander fest. Dann senkte Ewa wieder ihre Augen und beschäftigte sich weiter mit dem Mädchen. Ihr Blick traf Falk wie ein Stromschlag. Zwei Tage hatten sie miteinander verbracht, doch so hatte sie ihn noch nie angeschaut und er fühlte eine leichte Hitze in seinem Körper aufsteigen. Falk kehrte ins Wohnzimmer zurück und Ewa verschwand mit Iga im Kinderzimmer, um sie für die Nacht vorzubereiten. Nach kurzer Zeit hörte er, wie Ewa nach ihm rief und er ging ins Kinderzimmer, wo Iga mit dem Stoffbären in ihrem Bett lag.

„Sie wollte dir noch gute Nacht sagen“, erklärte Ewa leise und Falk ergriff die kleine Hand des Mädchens.

„Gute Nacht Iga und träume schön“, sagte er ebenfalls leise zu ihr. Ewa dimmte das Licht herunter und sie verließen schweigend das Kinderzimmer.

*

„Es war ein wundervolles Essen“, sagte Falk, als er sich wenig später von den beiden Frauen verabschiedete. Jolanta nahm ihn in ihre Arme und gab ihm, wie es in Polen üblich ist, zwei leichte Küsse auf die Wange. Anschließend drehte sie sich um und verschwand diskret im Wohnzimmer.

„Ja, dann, bis morgen“, stotterte Ewa und reichte ihm verlegen die Hand. Falk nahm ihr die Entscheidung ab und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Die beiden sahen sich an und dann trafen sich kurz ihre Lippen.

„Schlaf gut“, sagte Falk leise und wandte sich ab, während Ewa langsam die Tür schloss. Durch den Türspion sah sie ihm nach, bis er auf dem Treppenabsatz nach unten verschwunden war, drehte sich um, lehnt sich mit dem Rücken an die Wohnungstür und atmete kurz durch.

„Er gefällt dir“, hörte sie die Stimme ihrer Mutter, die im Rahmen der Türe des Wohnzimmers stand.

„Ja“, gab sie mit leiser Stimme zu. „Und wie er mit Iga umgeht; ganz anders als Antek, obwohl, er hat sie ja nie richtig kennengelernt.“

„Das wollte er ja auch nicht und deshalb lebt er jetzt in Warschau und du hier.“

„Aber ich kenne Falk doch kaum. Wir haben uns gestern das erste Mal gesehen.“

„Und doch höre ich von dir seit gestern Abend nichts anderes mehr von dir. Es ist so schön, dass du dich wieder für einen Mann interessierst und nicht nur deine Arbeit im Kopf hast. Und ihm bist du ebenfalls nicht gleichgültig. Was meinst du, warum er sich so in Schale geschmissen hat. Also macht beide was daraus“, sagte Jolanta und ging in die Küche.

Ewa seufzte und ging ins Bad, um eine Dusche zu nehmen. Als sie nackt unter dem Wasserstrahl stand und ihren Körper mit Duschgel abseifte, dachte sie für einen kurzen Moment wie es wäre, wenn Falks Hände so über ihren Körper gleiten würden. Bis auf einen One Night Stand hatte sie seit der Scheidung von Antek vor vier Jahren keinen Mann mehr an sich herangelassen und dies war mehr aus Frust passiert, als dass irgendetwas anderes dahintergesteckt hatte. Ihre Hand glitt in ihren Schritt und fand ihre empfindlichste Stelle. Ein leises Stöhnen entfuhr ihr und erschrocken zog sie rasch ihre Hand zurück. Schnell nahm sie das Handtuch, rubbelte ihren nassen Körper ab und zog ihren Pyjama über. Anschließend ging sie zurück ins Wohnzimmer, wo sie sich von ihrer Mutter verabschiedete und ihr für das fabelhafte Essen dankte.

„Hab ich doch gerne gemacht und wenn es zu etwas führen sollte“, wobei sie ihrer Tochter lächelnd zuzwinkerte, „bin ich doppelt glücklich.“

*

Als Falk sein Hotelzimmer betrat, schmeckte er noch immer Ewas Lippen an den seinen. Sicher, es war nur ein flüchtiger Kuss gewesen, den beide ausgetauscht hatten, aber es war immerhin ein Kuss. Selten hatte er sich so zu einer Frau hingezogen gefühlt wie zu ihr und er hatte den Eindruck, dass auch sie etwas für ihn übrig hatte. Er schaute auf die Uhr und sah, dass es noch nicht zu spät war, Robert über die neuesten Ermittlungen in Kenntnis zu setzen. Er erwischte ihn auf seinem Handy wohl vor dem Fernseher, da er gedämpftes Murmeln im Hintergrund hörte.

„Warte einen Moment, ich verzieh mich in die Küche“, hörte er ihn sagen und das Murmeln verstummte. Falk erzählte ihm, was er und Ewa Neues herausbekommen hatten.

„Also geht es vermutlich um ein Wrack, das er versucht hat zu plündern und dabei ist ihm die Konkurrenz in die Quere gekommen“, meinte Schröder.

„Oder er hat versucht, seinen Auftraggeber zu linken. Ich vermute Letzteres, denn er wurde mit zwei Männern gesehen, wie sie an Bord der Grom gingen. Es ist davon auszugehen, dass er nicht allein gehandelt hat, dass er sogar einen klaren Auftrag hatte. Ich glaube auch nicht, dass er selbst das Wrack gefunden hat.

Ewa ist der Überzeugung, dass einer der Schiffseigner der Grom in der Sache mit drin steckt. Aber es ist nur eine Vermutung. Die Ortung ihrer Handys läuft, obwohl ich mir davon nichts verspreche. Wer nimmt schon sein Handy mit, wenn er einen Mord begehen will. Jedes Kind weiß inzwischen, dass es geortet werden kann. Und einer von ihnen hat noch nicht mal eins, was der Haupteigner, ein gewisser Jacek Kowalski, Ewa bestätigt hat. In der heutigen Zeit zwar fast unvorstellbar, aber so etwas soll es geben.

Die Alibis der drei Herrschaften werden wir ebenfalls überprüfen, aber wenn es eine solch dicke Sache ist, gehe ich jede Wette ein, dass alle drei eine perfekte Absicherung haben. Auf jeden Fall haben wir einen Radius ermittelt, in dem der Mord an Gerber verübt wurde. Eigentlich kommen wir ganz gut voran.“

„Und wie kommst du voran?“, konnte sich Schröder nicht verkneifen zu fragen.

„Blödmann. Ewa ist eine Kollegin.“

„Als wenn dich das abhalten würde“, kicherte Robert. „Ist sie wenigstens hübsch?“

„Dein Geschmack wäre sie nicht“, lachte nun auch Falk, als er an Roberts Frau dachte, die über eine ausgesprochene Rubensfigur verfügte.

Nachdem er aufgelegt hatte, ging Falk unter die Dusche und legte sich anschließend aufs Bett. Er dachte über den netten Abend nach und über die Bemerkung, die Ewas Mutter hatte fallen lassen. Nein, diese Frau war ihm ganz und gar nicht gleichgültig, und das erste zarte Pflänzchen der Zuneigung, das zwischen ihm und Ewa gekeimt war, wollte er hegen und pflegen.

Killer kommen nicht so leicht davon: 7 Strand Krimis

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