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8.

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Eine Stunde später sind alle, immer noch etwas aufgeregt von den Ereignissen, unter Kastanien im schattigen Biergarten am Wiener Platz gesessen. Natürlich im Teil mit Bedienung. Jeder hat ein Getränk vor sich gehabt, der Sanktus bereits seine zweite Maß in Zubereitung. Der Graffiti hat Wasser getrunken, weil er nicht gewusst hat, was ihm an diesem Tag noch so alles blühen würde.

Natürlich große Diskussion um die Geschehnisse gerade eben, aber die Birthe hat den Fall ohnehin schon gelöst gehabt. Der Sanktus hat schon nicht mehr hinhören können, aber dann sind Gott sei Dank auch schon die Bine und der Bergmann Rudi um die Ecke gekommen und haben Platz genommen.

»Jetzt bestellen wir alle erst einmal was zu essen«, hat die Kathi gesagt. »Esst, was euch schmeckt. Bine und Rudi, ihr seid natürlich auch eingeladen.«

»Für mich bidde ned«, hat der Rudi gesagt. »Mich holt gleich die Lena ab.«

»Ja, genau«, hat der Sanktus lachend gesagt, das Telefon gezückt und die Lena, die er schon seit seiner Gymnasialzeit gekannt hat, angerufen. Sie hatte auch schon mit ihm ermittelt und ihm während der Hopfenkiller-Morde, als er vom Kriminalassistenten Demuth polizeilich gesucht worden war, in ihrer Wohnung Asyl gegeben.

»Du darfst noch bleiben, Rudi«, hat der Sanktus gesagt. »Sie kommt später noch auf eine Halbe vorbei.«

Der Rudi hat gelacht, den Kopf geschüttelt und ein Bier bestellt.

»Jetzt erzähl, Rudi«, hat die Kathi ihn aufgefordert. »Wennst überhaupt darfst.«

»Jetzt hat er ja Feierabend«, hat der alte Sanktjohanser gerufen. »Na derf a scho, gell!«

»Ist der Mann Polizi-ist?«, hat die Sandy gefragt, die irgendwie immer noch an der Birthe gehangen ist. »Der sieht gar nich so a-us! He, voll kra-ass.«

»Isch weeß es nich«, hat die Birthe angefangen. »Fleisch könnte hior mal jemand Klarheit schaffen. Man weeß ja nich, was man sochen darf …«

»Jaja! Is scho recht«, hat der alte Sanktjohanser gemeint. »Das ist der Kommissar Bergmann. Ein alter Freund von meinem Sohn.«

»Kommt Ihr Sohn auch noch?«, hat die Sandy gefragt.

Jetzt hat der alte Sanktjohanser nur noch den Kopf geschüttelt, und der Graffiti hat seinen in den Händen vergraben.

»Er ist der Vater vom Sanktus«, hat der Graffiti geseufzt.

»Hat mir keiner gesa-agt«, hat sich die Sandy verteidigt.

»Rudi, hast du die Hexeneder verhört?«, hat die Martina gefragt.

»Muxeneder heißt die, oder?«, hat die Bine eingeworfen.

»Ja, aber wir nennen sie so, weil sie so furchtbar ist. Sie tut immer so katholisch, derweil ist sie ein giftiges altes Weib!«

»Also Martina!«, hat die Kathi gerufen. »Sag amal! Wie redst denn du?«

»Ja, wir haben sie verhört«, hat der Rudi gesagt. »Sie hat ausgesagt, dass der Graffiti schon vor der Messe auf den Abt losgegangen ist. Auf dem Klo vom Pfarrheim.«

»Stimmt das?«, hat die Bine gefragt.

Der Graffiti hat abgewinkt.

»Kommt ja eh raus. Freilich stimmt’s.«

»Warum?«, hat der Sanktus wissen wollen.

»Weil ich halt mein Maul ned halten kann. Er hat mich beim Pinkeln gefragt, was ich zu dem maskierten Luzifer sag.«

»Na bravo!«, hat der Sanktus gemeint.

Ringsum fragende Blicke.

»Genau! Dann hab ich natürlich gesagt, ich find es ned schlecht, dass man den Kuttenbrunzern und Tabernakelwanzen mal das Gas einstellt und dass sie sich endlich wieder auf das Christentum besinnen sollen und nicht nur kleine Buben vernaschen.«

Jetzt war es still am Tisch.

»Kann ja ich ned riechen, dass das gleich der Abt ist. Ist mir aber auch wurscht, fei wirklich«, hat sich der Graffiti verteidigt.

»Und warum sind Sie ihm dann nach der Messe in die Sagrisdei nach?«

»Hä?«, Frage vom Graffiti.

»Sakristei«, hat der Rudi hochdeutsch wiederholt.

»Bin ich eigentlich ned. Ich wollt nur ein Kerzerl stiften. So ein bisserl als Entschuldigung, weil ich so einen hohen Pfaffen verschreckt hab. Da hab ich ein Wortgefecht in der Sakristei drin gehört.«

»Zwei Männer?«, hat die Bine gefragt.

»Kann ich ned sagen. Die Tür war angelehnt, und wie ich rein bin, war nur noch der Abt da.«

»Das ist aber komisch«, hat die Martina gesagt.

»Ich hab Hunger, Kruzifix!«, hat der Schorschi auf einmal aus heiterem Himmel gerufen.

»Das hat er von dir, Sanktus«, hat die Anna konstatiert, und die Kathi hat nickend bestätigt.

Der Hannes hat vor Lachen fast sein Bier über den Tisch geprustet.

»Gleich gibt’s was«, hat der Sanktus den Buben beruhigen wollen.

»Ja, genau. In 20 Minuten«, haben der Schorschi und die Martina gemeinsam kommentiert und sich schiefgelacht.

»Ich bin sofort zu dem Abt hin und gleich drauf ist hinter mir die Tür versperrt worden. Meints ihr wirklich, ich würd als Mörder warten, bis die Polizei kommt? Bin ja ned deppert. Der Mörder muss sich hinter der Tür versteckt haben, und wie ich mich zum Abt hinuntergebeugt hab, ist er in das Kirchenschiff hinaus und hat abgesperrt.«

»Ja, Herr Himsl. Das ist dheoredisch möchlich, aber man kann das im Nodfall alles doll arrangieren, um von sich selbst abzulenken, oder um während der Dad ned gestörd zu wern. So a Schlüssel is schnell organisiert und wieder wech. Lass ma des mal so stehen. Und wie haben Sie den Abt vorgefunden?«, hat der Rudi wissen wollen.

»Er ist mitten auf dem Boden auf dem roten Teppich gelegen. Er hat noch gelebt. Ich hab seinen Kopf angehoben, weil er mir was sagen hat wollen. Drum hab ich auch blutige Hände gehabt. Aber er hat nichts mehr rausgebracht. Leider. Die Monstranz ist neben seinen Füßen gelegen«, hat der Graffiti erzählt.

»Und die Luziferkarte?«, hat die Bine gefragt.

»Hat er in der Hand gehabt. Die hab ich genommen. Da findets auf jeden Fall meine Fingerabdrücke drauf. Aber echt! Ich hab den nicht umgebracht. Wirklich ned.«

Der Sanktus hat den Graffiti angeschaut und hat ihm 100 Prozent geglaubt, dass er am Tod des Abts nicht schuld war, aber die Story vom Klo, die hat der Graffiti jemandem anderen erzählen sollen.

»Und der Fünfer, der hinten auf der Karte drauf war? Was könnte der bedeuten, Graffiti? Fällt mir nur spontan das fünfte Gebot ein: Du sollst nicht töten.«

»Geh, Schmarren, Sanktus«, hat der Graffiti erwidert. »Die hätte der Mörder ja direkt selber behalten können. Da würd er sich doch selber meinen, oder?«

»Oder Rache«, hat der Sanktus gemeint. »Vielleicht war der Abt an irgendwas beteiligt in seiner Vergangenheit. Weißt du da nix, Graffiti?«

Der Sanktus hat den Graffiti jetzt so angeschaut, dass dieser gewusst hat, dass er ihm die Geschichte auf dem Klo nicht abnimmt.

»Zahl 5 in der Bibel«, hat der Graffiti gemurmelt und gegoogelt. »Fünf kluge Jungfrauen, fünf glatte Steine Davids, fünf Gerstenbrote, fünf verständige Worte … Ich weiß ja ned …«

»Also doch fünftes Gebot, oder? Aber kann der Praetorius wen umgebracht haben?«

Pfaffensud

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