Читать книгу Liebschaften der Antike - Angelika Dierichs - Страница 11

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Ein ungeplanter Nachwuchs verantwortete Weltgeschichte

Aphrodite und Anchises

Dauer der Beziehung: Kurzfristig

Art der Beziehung: Außerehelich

Kinder: Aeneas; Lyros


Aphrodite, bekannt als: Liebesgöttin

Eltern: Zeus und Dione

Mutterlose Geburt: Mit einer Sichel entmannt Kronos seinen Vater Uranos, den Himmelsgott. Infolge der Verstümmelung fallen Blutstropfen auf die Erde. Sie bilden Erinyen, Giganten und Nymphen. Das ins Meer stürzende Glied des Uranos gebiert Aphrodite, die an Zyperns Strand den Fluten entsteigt.

Erscheinungsbild: Voll Anmut, Grazie und Schönheit; prächtig gekleidet; veilchenbekränzt

Unveränderliche Kennzeichen: Schönäugig, schönhalsig, schönbrüstig; sie trägt den Kestos, ein Busenband, das Liebe, Liebesverlangen und Liebesgeplauder garantiert; Attributtiere: Gans, Schwan, Taube, Ziegenbock

Hauptwohnsitze: Götterwelt; Paphos auf Zypern

Anchises, bekannt als: König von Dardanos/Dardania (Stadt in der Troas)

Eltern: Kapys und Themiste

Erscheinungsbild: Schön

Unveränderliche Kennzeichen: Keine

Eigenschaften: Vorsichtig; fürsorglich

Hauptwohnsitz: Dardanos/Dardania

Es war einmal …

Vorgeschichte – die Liebesgöttin kann sich nicht wehren

Gern verhöhnt Aphrodite andere Gottheiten, die sich in sterbliche Frauen und Männer verlieben, weil sie es so gewollt hat. Dieser Spott verärgert insbesondere Zeus, gehört er doch selbst zu den von amourösen Abenteuern reichlich Betroffenen. Also rächt sich der Herr im Olymp und bringt seine Tochter in eine problematische Situation. Er senkt ihr nämlich die Sehnsucht zu Anchises, einem sterblichen Mann, ins Herz, gegen die sie machtlos ist.

Was Aphrodite für Anchises ist, ist sie auch für andere

Sie verkörpert süßes Verlangen und sinnliche Lust, schenkt beides anderen; befiehlt Leidenschaft; agiert mit mächtigem Nachdruck; übt trotz ihres zauberhaften Wesens Gewalt aus; stiftet Frieden in der Natur; dominiert Winde und Wolken; schützt Blüten und Bäume; kümmert sich um das Meer und die Seefahrt; liebt Düfte und Räucherwerk, Salben und Öle; Weihrauch ist ihr Lieblingsopfer; favorisiert Goldschmuck.

Ein einziger Beischlaf …

Anchises kümmert sich um seinen Viehbesitz auf dem Berg Ida. Aphrodite naht und gibt sich als Tochter des phrygischen Königs Otreus aus. Rasch erfüllt sich ihr Wunsch und sie lieben einander. Anchises wähnt sich glücklich, kurz nur, denn als er erfährt, dass er mit der Liebesgöttin geschlafen hat, fürchtet er, eine solche Liaison könne ihm schaden. Diesbezüglich teilt er sich Aphrodite mit. Aber sie zerstreut seine Bedenken und erklärt, sie werde beider Sohn auf dem Berg Ida gebären, das Baby namens Aeneas/Aineias den Nymphen zur Pflege übergeben und das Kleinkind dann im fünften Lebensjahr seinem Vater zuführen. Mehr noch schmälert sie des Anchises Besorgnis, weil sie beteuert, er müsse keine Unannehmlichkeiten erleiden, wenn er niemandem verrate, wer die Mutter des Knaben sei und behaupte, ihn mit einer Nymphe gezeugt zu haben. Aphrodite scheint sich offensichtlich zu schämen, dass sie sich vom Verlangen nach einem Sterblichen beherrschen ließ. Anchises akzeptiert die Bedingungen der Liebesgöttin, bis irgendwann die Wirkungen des Weines ins Spiel kommen. Berauscht verrät er seine Verbindung mit Aphrodite. Zeus schleudert einen Blitz nach ihm, der ihn lähmt und erblinden lässt.

…mit mehreren kulturhistorischen Nachspielen

Aeneas/Aineias, der Liebesgöttin und des Anchises Sohn, unterstützt seinen königlichen Vater. Er führt die Dardaner, sein Volk, als Verbündete der Trojaner gegen die Griechen, leistet während des Trojanischen Krieges jenen berühmten Zweikampf mit Diomedes und wird von einem schweren Stein der Gegner getroffen. Aphrodite bringt ihren verwundeten Sohn in Sicherheit. Die Griechen erobern Troja. Aeneas/Aineias flieht aus der Stadt. Seinen greisen gelähmten Vater Anchises schleppt er auf den Schultern und den noch jungen Sohn, von seiner zurückbleibenden Gattin Kreusa, Askanios/Julus, nimmt er an die Hand. Zusammen mit anderen Trojanern, die den Kampf gegen die siegreichen Griechen überlebt haben, segelt er auf 20 Schiffen davon, um eine neue Stadt zu gründen. Bevor das gelingt, müssen diverse Hindernisse beseitigt und mehrere Orte als Zwischenaufenthalte genutzt werden. Endlich gelangt Aeneas/Aineias in die neue Heimat Italien. Er landet bei Cumae, wo ihn die prophetische Sibylle in die Unterwelt geleitet. Dort trifft er in den Elysischen Gefilden den Schatten seines mittlerweile gestorbenen Vaters Anchises, der ihm weissagt, dass seine Nachfahren die Gründung Roms verantworten werden. Aeneas/Aineias verlässt den Hades, ankert im Tiber, der die Landschaft Latium durchfließt. Nach unterschiedlichen Kämpfen bietet ihm dort König Latinus die Hand seiner Tochter Lavinia und den Platz zur Gründung einer neuen Stadt, Lavinium, an. Askanias/ Julus, der Sohn der Kreusa und des Aeneas/Aineias, gründet Alba Longa, dessen Tochterstadt Rom sein wird. Noch Julius Caesar und Kaiser Augustus „werden nicht müde“ Askanias/Julus als ihren „Urahnen“ zu ehren, denn auf ihn führen sie ihre Familie der Julier zurück.

Nachantike Seitenblicke

Die „Aeneis“ zu kennen, schadet nicht

Hätten sich Aphrodite und Anchises auf dem Berg Ida in trojanischen Gefilden nicht geliebt, wäre Aeneas/Aineias nicht auf die Welt gekommen und das „Nationalepos der Römer“ vielleicht ganz anders ausgefallen. In der Aeneis erzählt Publius Vergilius Maro, mit heutigem Namen Vergil (70 v. Chr.–19 v. Chr.), von den Irrfahrten des Aeneas bis zu dessen Ankunft in Latium. Ca. zwölf Jahre arbeitete der Dichter an seiner Aeneis, einem Versepos in 12 Büchern. Nach seinem Tod gaben zwei Nachlassverwalter das Werk heraus. Es gehört zu den berühmtesten und bedeutendsten Werken der lateinischen Dichtkunst und behält seinen Nimbus bis in die Neuzeit. So gibt es kaum einen kulturgeschichtlichen Überblick zu Europas „Sternstunden“, der die Flucht des Aeneas/Aineias aus Troja und seine Landung an Italiens Gestaden unterschlägt. Auch Dichter und Literaten, Zeugnisse der Bildenden Kunst und Blätter der Druckgraphik bereiteten den spannenden Mythos durch die Jahrhunderte hindurch variationsreich auf.

Leseproben

Die Unwiderstehlichkeit der Aphrodite

„Süßes Verlangen erregte die Göttin mit diesen Gesprächen. / […] Göttergleiches Weib, mich erfüllte nur das eine Verlangen: dein Lager möchte ich besteigen; nachher wollte ich gern im Hause des Hades versinken. / Sprachs und nahm ihre Hand. Lieb lächelnd Aphrodite, um sich wendend, die schönen Augen zu Boden geschlagen, ging zum gerichteten Bett, wo auch sonst es stand fr den Fürsten. Anchises nahm ihr zuerst den funkelnden Schmuck vom Leibe, die Spangen, / dann die gleißenden Ringe, weiter die Ketten, den Brustschmuck; / löste den Gürtel, streifte die glänzenden Hüllen ihr ab und / legte sie auf einen mit silbernen Nägeln gefestigten Sessel. / Dann aber schmiegte sich Anchises, - so wollten es Götter und Schicksal – / er, ein Mensch, sich hin zur Göttin und wusste nichts Sicheres.“

Homerische Hymnen, An Aphrodite 143–167 (Übersetzung: Anton Weiher)

Gezeugt auf dem Ida

„Und die Dardaner führte der wackere Streiter Aineias, / Den Aphrodite, die Herrin, empfing vom Helden Anchises, / Als im Idagebirge die Göttin dem Menschen sich paarte …“

Homer, Ilias II, 819–820 (Übersetzung: Hans Rupé)

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