Читать книгу Liebschaften der Antike - Angelika Dierichs - Страница 8

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Ein Zwilling gleicht dem Geliebten, der andere dem Ehemann

Alkmene und Zeus

Dauer der Beziehung: Eine Nacht

Art der Beziehung: Unehelich

Kinder: Herakles


Alkmene, bekannt als: Gemahlin des Amphitryon (König von Tiryns)

Eltern: Elektryon (König von Tiryns) und Anaxo

Erscheinungsbild: Schön

Unveränderliche Kennzeichen: Keine

Hauptwohnsitze: Tiryns (Peloponnes); Theben (Mittelgriechenland)

Zeus, bekannt als: Herrscher im Olymp; Vater der Götter

Eltern: Kronos und Rhea

Erscheinungsbild: Kraftvoll; majestätisch; würdig; meistens bärtig, selten unbärtig als „größter Jüngling“ (megistos Kouros); nackt, teilbekleidet oder bekleidet; bekränzt

Unveränderliche Kennzeichen: Attribute: Adler; Blitzbündel; Donnerkeil; Szepter; goldene Waage bzw. Schicksalswaage

Hauptwohnsitz: Der Berg Olympos in Thessalien (Nordostgriechenland) mit seinem oft umwölkten Gipfel

Es war einmal …

Vorgeschichte – „armer“ Amphitryon

Alkmene und ihr Gemahl Amphitryon leben in der Verbannung beim Königspaar Kreon und Eniocha im mittelgriechischen Theben, weil Amphitryon unbeabsichtigt Alkmenes Vater Elektryon tötete. Die Ehe soll vollzogen werden, sobald Amphitryon als Feldherr des Kreon einen Kampf siegreich gegen den räuberischen Stamm der Teloboer auf der Insel Taphos beendet, die vor der Küste von Epirus liegt. Amphitryon hebt Streitkräfte aus und zieht ins Feld, um die Bedingung zu erfüllen. Einsam wartet Alkmene im Palast.

Schneller Zeus und hilfreicher Teiresias

Man stelle sich schmunzelnd vor, wie der oberste der olympischen Götter im Schutze der Nacht heranschleicht, ungeduldig den königlichen Palast erreichen will, im Schein einer spärlich leuchtenden Öllampe auf den Weg achtet, Ratschläge annimmt vom Götterboten Hermes, der sicher nicht weit entfernt ist. Und schon hat Zeus des Amphitryon Gestalt angenommen! Vom errungenen Sieg berichtet er Alkmene. Glücklich gibt sie sich ihrem vermeintlichen Gatten hin, aber „realistisch“ wird sie schwanger von Zeus in einer Liebesnacht, die dem Göttervater überaus zugesagt haben muss, denn er längt die zwölf nächtlichen Stunden auf ein Doppeltes oder gar auf ein Dreifaches. Der „echte“ Amphitryon kehrt heim in der folgenden Nacht. Voller Freude, seine Gattin wiederzusehen, umarmt er sie, schläft mit ihr, schwängert sie. Alkmene erklärt, ihn schon in der vorigen Nacht willkommen geheißen zu haben. Also erscheint Amphitryon ein Seitensprung offenkundig. Er will die Treulose durch Verbrennung bestrafen. Als sie Zeus um Hilfe anfleht, dieser das Feuer löscht und der Seher Teiresias die delikate Situation entschärfen kann – er beruhigt Amphitryon dahingehend, dass ihn kein geringerer als Zeus zum betrogenen Ehemann machte – ist Amphitryon versöhnt und Alkmenes Ruf gerettet. Nach einiger Zeit bringt sie Zwillinge zur Welt, allerdings unter allergrößten Schwierigkeiten, die ihr die beleidigte, eifersüchtige Zeusgemahlin bereitet. Sieben Tage liegt die bedauernswerte Alkmene in den Wehen. Ihre Dienerinnen nehmen an, dass Hera sowohl den von Zeus gezeugten Sohn in Alkmenes Leib als auch die schwangere Rivalin töten will. Zu recht befürchtet man das Schlimmste, weil die mit Hera verbündete Geburtsgöttin Eileithyia die Niederkunft Alkmenes auf folgende Weise verhindert: Sie sitzt direkt neben dem Schlafzimmer mit fest gekreuzten Beinen und Fingern. Diese Haltungen verschließen den Geburtsweg. Nur List kann die Kreißende noch retten: Eine Helferin Alkmenes schreit laut, ein Kind sei geboren. Vor Entsetzen springt Eileithyia auf. Dabei lockert sie Beine und Finger, so dass der Geburtsbann versagt. Sofort kommt Alkmene mit Zwillingen nieder. Die junge Mutter und Amphitryon nennen den neugeborenen Nachwuchs Herakles und Iphikles. Bald wird klar, dass Herakles der von Zeus gezeugte starke Sohn ist, denn erst wenige Monate alt, vermag er schon zwei Schlangen zu erwürgen, die Hera hinterhältig in seine Wiege lanciert.

Der Alkmene-Stein

Bis in römische Zeit verehrte man in Theben einen Stein, der Alkmene verkörperte, die man sich unsterblich auf der Insel der Seligen dachte.

Nachantike Seitenblicke

Medizinisches

Liebesnächte mit Babyfolge, die Alkmene bei Zeus und Amphitryon erlebte, sind selbstverständlich abenteuerliche Erfindungen des Mythos, aber solche Merkwürdigkeiten kommen tatsächlich vor. Es handelt sich um eine Superfecundation, eine Überschwängerung, aus der, wie bei Alkmene, zweieiige Zwillinge entstehen. Versucht man den Vorgang in medizinischem Wortschatz zu beschreiben, dann gab es da zwei Eier Alkmenes, die während eines Ovulationszyklus durch Spermatozoen zweier verschiedener Kohibitationen befruchtet wurden. Anders ausgedrückt: Zunächst sandte Zeus sein Ejakulat aus, dessen reife Samenfäden für Herakles zeugungsverantwortlich zeichneten. Später tat Amphitryon das Gleiche und wurde Vater des Iphikles. Bei einer neuzeitlichen Superfecundation wäre kein „göttlicher Mann“ vonnöten!

Sie und er

Alkmene hat alles, was von einer begehrenswerten, jungen, tugendhaften Prinzessin oder Königin erwartet wird. Zeus’ kreatives Verwandlungsrepertoire erreicht niemand. Auch keine Gottheit „toppt“ es. Er schätzt Veränderung; wird als Zeus Meilichios in Gestalt einer Schlange zum dunklen unheimlichen Unterweltsgott, den Opfer besänftigen müssen; verändert seine wahre Gestalt, um zu verführen; ist Spezialist in außerehelichen Liebesabenteuern; geriert sich väterlich; verfügt über Schiedsrichter-Kompetenz; agiert unparteiisch; hütet das Gastrecht (Zeus Xenios); bestimmt über Leben und Tod.

Theatralisches

Das witzig geistreiche Lustspiel – Heinrich von Kleist, Amphitryon (1807)– fokussiert die psychologischen und tragischen Elemente des mythologischen Stoffes und thematisiert Alkmene als die eigentliche Heldin.

Filmisches

„Amphitryon – Aus den Wolken kommt das Glück“ mit den Hauptdarstellern Willy Fritsch, Käthe Gold, Paul Kemp (Regie: Reinhold Schünzel) ist ein interessantes, kurzweiliges Stück Antikenrezeption aus dem Jahr 1935 und gilt bis heute als „Kino-Schmankerl“.

Leseprobe

Zeus/Jupiter findet aufmunternde Worte für den betrogenen Amphitryon/Amphitruo

„Hab Mut, Amphitruo, dir und den Deinen nah / Ich hilfreich: fürchte nichts! Lass alle Deuter und / Propheten sein: was war und sein wird, sag ich dir / Viel besser doch als die; denn ich bin Juppiter! / Zu allererst, ich hab Alcmenas Leib genossen / Und dadurch schwanger sie gemacht mit einem Sohn; / Auch du hast schwanger sie gemacht, als du zum Heer / Auszogst: mit einer Niederkunft gebar sie zwei; / Davon der eine, der von meinem Samen stammt, / Durch seine Taten ewigen Ruhm dir bringen wird. / Du söhn dich mit Alcmena, deiner Gattin, aus; / Denn sie hat nichts getan, ihr Schande vorzuwerfen: / Nur meine Macht zwang sie. – Ich fahr gen Himmel nun!“

Plautus (um 250–184 v. Chr.), Amphitruo V, 2, 1131–1143 (Übersetzung: Peter Rau)

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