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Unterwassermythologie oder ein Herrscherpaar in den Wellen

Amphitrite und Poseidon

Dauer der Beziehung: Ewig

Art der Beziehung: Ehelich

Kinder: Töchter: Rhode; Benthesikyme. Sohn: Triton


Amphitrite, bekannt als: Gemahlin des Poseidon; Verkörperung des Meeres

Eltern: Nereus und Doris

Erscheinungsbild: Auf einem Wagen/Muschelwagen, gezogen von Meerwesen (Nereïden, Tritonen), fährt sie durch das Wasser oder reitet auf Seewesen (Seebock, -greif, -kentaur, -panther, -pferd) über die Wellen

Unveränderliche Kennzeichen: Blaue Augen; Attribute: Krone; Zepter; Fisch

Hauptwohnsitz: Meer; Wasserpalast in Aigai (Nordküste der Peloponnes)

Poseidon, bekannt als: Gott des Meeres, der Erdbeben und der Pferde

Eltern: Kronos und Rhea

Erscheinungsbild: Ein von zwei Pferden gezogener Wagen/Streitwagen trägt ihn über die Wellen; Reiter auf Pferd oder Stier; dunkelhaarig; kräftig gebauter Körper

Unveränderliche Kennzeichen: Attribute: Dreizack (Fischspeer mit drei Zacken, Harpune); Delphin; Fisch

Hauptwohnsitz: Meer; Wasserpalast in Aigai (Nordküste der Peloponnes)

Es war einmal …

Vorgeschichte – rasche Zähmung der Widerspenstigen

Amphitrite, stets damit beschäftigt, die Meereswogen und die Meeresungeheuer zu beaufsichtigen, macht Pause, tanzt entspannt mit ihren Schwestern auf der Insel Naxos.

Ein Meisterwerk des Poseidon

Nach einem Stoß mit dem Dreizack auf der Akropolis in Athen entsteht das Salzmeer.

Verbunden mit Küste und Eiland

Poseidon schützt Häfen und Inseln. Eine besondere Beziehung hat er zu Chios, Delos, Korçula, Kos und Kreta.

Poseidon sieht sie, wirbt um sie, bekommt sie nicht gleich, denn Amphitrite flieht zu Atlas auf den Meeresgrund. Fürchtet sie sich vor ihrem zukünftigen Gemahl, dem Herrscher über süßes und salziges Wasser, weil sie weiß, dass er sehr streitsüchtig sein kann bezüglich seiner Herrschaftsgebiete im Land und die Menschen grausam durch Überflutungen bestraft? Ahnt sie, dass er nur gelegentlich mitleidvoll handelt, häufiger ein Meister des Zornes und der Gewalttätigkeit ist? Hat sie gesehen, dass er Felsen zu schleudern vermag? Amphitrites Flucht hilft ihr nicht. Poseidon, der durch einen Schlag mit dem Dreizack auf den Boden umgehend Wasser aus der Erde sprudeln lässt, agiert „ähnlich zielsicher“ bezüglich Amphitrite. Als er ihr Verschwinden bemerkt, schickt er unverzüglich mehrere Kundschafter aus. Ein Delphin, den man sich als Delphingottheit vorstellen darf, findet sie sehr bald und überredet sie, den Meeresgott sofort zu heiraten. Glücklich über die Vermittlung, versetzt Poseidon den Delphin als Sternbild an den Himmel. Der Hochzeit steht nichts mehr im Wege.

Was viele Touristen unter griechisch-türkischer Sonne nicht wissen

Das Ägäische Meer heißt nach Aigai, dem sagenhaften Wohnsitz des Poseidon, der mit der Ägäis, dem Ineinander von Meer und Land, untrennbar verbunden ist.

Ehealltag im Meerespalast

Amphitrite herrscht an der Seite des Meeresgottes, genießt das Wohlleben im Schloss unter den Wellen, gebiert ihm nicht nur die Töchter Rhode und Benthesikyme, sondern auch den Sohn Triton, dessen Oberkörper wie der eines Mannes gebildet ist, während sein Unterkörper Fischgestalt hat. Vater Poseidon begibt sich häufig auf den Olymp. Mutter Amphitrite begleitet ihn. An der Seite ihres Gemahls darf sie an Götterversammlungen teilnehmen und gilt den anderen Göttergemahlinnen als ebenbürtig. Beider Eintracht manifestiert sich in den häufig am Strand liegenden Heiligtümern, wo Poseidon und Amphitrite gemeinsam kultische Verehrung erfahren. Man opfert dem Götterpaar am Isthmos von Korinth und auf den Kykladeninseln. Eine hilfsbereite und menschenfreundliche Göttin ist Amphitrite. Ihrem untreuen Gatten schenkt sie Toleranz. Immer wieder muss die Gebieterin im Meerespalast hinnehmen, dass er in der Gestalt eines Delphins, Pferdes, Stieres, Vogels oder Widders zu außerehelichen Liebesabenteuern aufbricht. „Unzählige“ Kinder zeugt Poseidon mit Nymphen der Sage und Frauen der Wirklichkeit. Amphitrite wird es vermutlich schweigend akzeptiert haben, denn spektakuläre Reaktionen der häufig betrogenen Meereskönigin wären doch wohl erzählenswert gewesen.

Amphitrites Doppelfunktion

Bei Homer gilt Amphitrite nur als Personifikation des Meeres. Ihr gehören die Wogen (Odyssee 3, 91; 12, 60) und sie ernährt die Seeungeheuer (Odyssee 5, 422; 12, 97). Hesiod (Theogonie 243) nimmt sie als mythologische Person in die Göttergenealogie auf, weiß von der Paarbeziehung Amphitrite – Poseidon, stellt Amphitrite als würdige Gattin des Poseidon dar.

Viele Namen hat Poseidon

Er heißt Poseidon Hippios („Pferdeposeidon“), weil er das erste Pferd durch einen Schlag mit seinem Dreizack auf den Felsen erschafft. Er heißt Poseidon Enosichthon („Erderschütterer“), weil er Erdbeben verantwortet. Er heißt Poseidon Asphaleios („der sicher Gegründete“), obgleich er Erd- und Seebeben verursacht. Er heißt Poseidon Kyanochaites („der Dunkelhaarige“), denn seinen Schopf denkt man sich voll und blauschwarz.

Nachantike Seitenblicke

Was hat Poseidon in Salzburg zu tun?

Im 17. Jahrhundert ließ der Erzbischof Firmian an der schon bestehenden Pferdeschwemme einen neuen Brunnen errichten, dessen zentrale Figurengruppe den bekrönten Poseidon zeigt, der auf einem fischschwänzigen, wasserspeienden Meerespferd reitet und seinen Dreizack hält. Das Wasser fließt in breitem Schwall unter dem Meeresgott ins tiefer liegende Becken, aus dem die Pferde tranken und in dem sie gewaschen wurden. Das Werk von Josef Anton Pfaffinger (1648–1758) fügt sich harmonisch in das architektonische Ambiente und den anderen Skulpturenschmuck der Pferdeschwemme ein. Poseidon, der antike Gott, Gebieter über das Wasser und die Meeresrosse, belebt die bewegte Bildersprache in der christlichen Zeit des Barock und des Rokoko. Nicht nur am Salzburger Brunnen, sondern in zahlreichen europäischen Brunnenanlagen des 17. Jahrhunderts behauptet er sich als eindrucksvoller Repräsentant des mächtigen feuchten Elements.

Leseprobe

Das Unterwasserschloss

„Aigai, wo ein berühmter Palast in den Tiefen des Sundes, / Funkelnd voll Gold, errichtet ihm [Poseidon] war, zu ewiger Dauer. / Angelangt, schirrt’ er ins Joch zwei Rosse mit ehernen Hufen,/ Stürmende Renner, die Schultern umwallt von goldenen Mähnen, / Hüllte sich selbst in Gold und faßte die schimmernde Geißel, / Schön geflochten aus Gold, und trat in den Sessel des Wagens,/ Lenkte dann über die Fluten, und als er sich nahte, da sprangen / Überall her aus den Klüften die Tiere, den Herrscher erkennend; / Freudig trat auseinander das Meer, und die fliegenden Rosse / Trugen ihn, ohne dass unten die eherne Achse genetzt ward.“

Homer, Ilias 13, 21–30 (Übersetzung: Hans Rupé)

Liebschaften der Antike

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