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VORWORT

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In meiner Generation war das Zusammenleben von Mann und Frau ein Tabu-Thema, über das gar nicht oder kaum gesprochen wurde. Es wurde streng darauf geachtet, dass wir Kinder bei solchen Gesprächen nicht zugegen waren. Es kam nicht selten vor, dass, wenn Eltern ihre Tochter nach ihrem Freund befragten, es ihr die Schamröte in das Gesicht trieb. Wir Kinder sahen unsere Eltern niemals völlig entblößt. Dieses Schamgefühl ist auch auf uns Kinder übergegangen. Das hat sich erst im Erwachsenwerden leicht geändert. Auch die Beziehungen der Geschlechter untereinander war für uns Neuland. Im Besonderen die Beziehungen Gleichgeschlechtlicher, das ist für mich heut noch unakzeptabel. Das ist für mich und viele andere nicht mit dem Glauben in Einklang zu bringen, weil es da heißt: „Liebet und vermehret euch“. Leider sind diese Werte bei vielen über Bord gegangen, und Jüngere widmen sich stattdessen nur ihrem Vergnügen. Das DDR-Strafrecht hat über Homo und Sitte besonders streng geurteilt. Was unter dem Begriff Sittlichkeit (Sitte) alles möglich ist, habe ich in der U-Haft und später im Gefängnis aus Gesprächen und Akten Verurteilter entnommen. Manches habe ich auch beobachten können. Warum ich mit einer hohen Haftstrafe in Berlin Rummelsburg eingezogen bin und mich mit dem Thema Sittlichkeit befasse, wird in diesem Buch zu lesen sein. Um alle beschriebenen Ereignisse besser verstehen zu können, ist es notwendig zu wissen, wer ich bin und woher ich komme.

Bedingt durch Missernten in Folge herrschte um 1813 europaweit große Hungersnot, dazu brachen noch gefährliche Krankheiten aus, wie Pest, Cholera und andere. Dies bewog Zar Alexander I. zu dem wirtschaftlichen Plan, den notleidenden Menschen zu helfen und gleichzeitig unbebautes Land zu besiedeln. Er bot ihnen das Nomaden- und Steppenland Bessarabien an, was Tausende annahmen und sich auf den Weg gen Osten machten. Dieses verlockende Angebot nahmen auch meine Vorfahren aus Baden-Württemberg (Freudenstadt) an. Sie nutzten dazu die verschiedenen Landwege, aber auch die Donau abwärts nach Galatz oder Ismail. Auf dem Landweg zu Fuß und mit Ochsenkarren erreichten von 2.000 Kolonisten nur 500 das Siedlungsgebiet. Dort empfingen sie die Beamten des Zaren, welche ihnen ihre Privilegien erläuterten. Die Kolonisten wurden registriert und mit Ausweispapiere versehen, das versprochene Steppenland teilten sie ihnen zu. Mit Ochsengespannen und menschlicher Muskelkraft machten sie das Steppenland urbar, was ihnen alles abverlangte. Die fruchtbare Erde ernährte sie 150 Jahre bis zur Aussiedlung 1940 nach Deutschland.


Das Land Bessarabien

Die Aussiedlung aus Bessarabien nach Deutschland, die Ansiedlung in Polen, schließlich durch Krieg, Flucht und Vertreibung wieder in Deutschland angekommen, ist in meinen Büchern ausführlich zu lesen. Auch der Neuanfang 1945 in der damaligen Russischen Zone und das Leben in der DDR Stasidiktatur.


1. Von Bessarabien nach Belzig


2. Die letzten Kinder Bessarabiens

Begegnungen im DDR-Knast

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