Читать книгу Begegnungen im DDR-Knast - Artur Weiß - Страница 7

NEUANFANG 1945 IN DER RUSSISCHEN ZONE

Оглавление

Als die seelischen und moralischen Wunden, die uns der Krieg geschlagen hatte, nicht mehr so wehtaten, gingen wir Heimat- und Mittellosen ohne finanzielle Mittel daran, den Neuanfang zu wagen. Dies geschah, indem Mutter als Magd und ich als Knecht stundenweise auf dem Bauernhof eine Arbeit aufnahmen. Später erhielten wir eine Vollbeschäftigung, die bis zum 15. 10. 1947 andauerte, dann erlernte ich in Belzig den Schmiedeberuf. Mein Lehrbetrieb war mit kurzer Unterbrechung für viele Jahre mein Arbeitsplatz, bis ich 1966 die Meisterprüfung ablegte und den Betrieb übernahm. Diesen kleinen Reparaturbetrieb baute ich zu Gunsten einiger VEB-Betriebe zur Serien-Produktionsstätte aus. Mit meinen Mitarbeitern erzielte ich hohe Umsätze, was vom Finanzamt jährlich überprüft und bestätigt wurde.


So fing alles es an


In dieser alten Schmiede lernte ich und machte Kariere

Amtlicherseits abgesichert, konnte ich sagen, die Investition und vor allem die eigene Arbeit hatten sich gelohnt. In der Zeit meiner Aufbauphase war aus der Russischen Zone die so genannte DDR entstanden, die den Privatunternehmen nicht wohlgesonnen gegenüber stand und 1972 die Sozialisierung derselben beschloss. Dem widersetzte ich mich mit allen Mittel der Rechtsprechung des Landes. Ich verwehrte mich entschieden dagegen, mir als Arbeiter- und Bauernsohn mein Lebenswerk zu nehmen. Auch mein Hinweis, dass meine Eltern durch Krieg, Flucht und Vertreibung schon zweimal Habe und Heimat verloren hatten, stieß auf taube Ohren. Ich beschwerte mich und riet, dass hierzulande die Diktatur des Proletariats solche Fehler wie Hitler und Stalin nicht machen sollten. Meine Verärgerung war so groß, dass ich der Abordnung Hausverbot erteilte.

Das war wohl zu viel für die SED- und Stasi-Genossen, so dass sie beim Verlassen der Werkstatt mir Folgen androhten, weil ich mich nach ihrer Meinung mit der Staatsmacht angelegt hätte. Fortan wurde gegen mich ermittelt, so dass ich spürte, wie eine Lawine auf mich zurollte. Dies bestätigte sich Wochen später, als ich eine Ladung der VP (Volkspolizei) erhielt, „zwecks Klärung eines Sachverhalts“ nach Potsdam zu kommen. Wie es in Diktaturen üblich ist, wird kurzer Prozess gemacht. Ein Uniformierter brachte mich zu einem Staatsanwalt, der mir meine angeblichen Vergehen vortrug. Es waren dies:

1 Verbrechen zum Nachteil sozialistischen Eigentums

2 Widerstand gegen die Staatsgewal.

3 Boykotthetze

Als ich dann noch einem Haftrichter vorgeführt und verhaftet wurde, brach eine Welt in mir zusammen. Ein Beamter der JVA legte mir die Handschellen an und brachte mich auch in die U-Haft Potsdam. Auf dem Weg dorthin wurde ich von ihm misshandelt. Sein Schlagstock landete des Öfteren in meiner Nierengegend, so dass mir die Luft wegblieb. Auch auf dem Weg zur Sammelzelle spürte ich seinen Knüppel auf meinem Rücken. Als 18. U-Häftling stieß mich der Schließer in die Zelle hinein, mit dem Bettzeug auf den Händen machte ich eine Bauchlandung. Nun war ich in der Hölle angekommen und bezog ein Dreistockbett, ganz oben unterhalb der Zellendecke.

Begegnungen im DDR-Knast

Подняться наверх