Читать книгу Alles beginnt und endet im Kentucky Club - Benjamin Alire Saenz - Страница 19

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Am letzten Freitag im August rief ich Javier auf seinem Handy an. »Bist du gerade unterwegs?«

»Nein, ich warte auf den Konsul, der ist noch bei einem Essen.«

»Wann hast du frei?«

»Nicht vor sieben. Der Botschafter ist in der Stadt. Am Sonntag muss ich ihn nach Chihuahua fahren.«

»Okay. Dann treffen wir uns nach der Arbeit auf einen Drink im Kentucky Club. Und heute bin ich mal dran, bei dir zu übernachten.«

Ich merkte, dass er zögerte.

»Javier?«

»Ja, wunderbar«, sagte er.

Beim Überqueren der Brücke fiel mir auf, wie wenig hier los war. Als ich jung war, wimmelte es auf der Santa Fe Bridge vor Fußgängern. Die Avenida Juárez war voll von Straßenimbissen und Leuten aus El Paso, die nach einer langen Woche endlich mal ausspannen wollten. Aber diese Zeiten waren vorbei. Die Brücke war praktisch menschenleer. Ich ging vorbei an den Soldaten, die ihre Gewehre auf dem Rücken trugen, Soldaten, die aus der Nähe mehr Ähnlichkeit mit Schuljungen hatten als mit erwachsenen Männern. Als ich den Kentucky Club betrat, saß Javier am Tresen.

Wir berührten uns mit den Augen.

»Bist du schon lange da?«

»Gerade erst gekommen.«

»Ich hab dir eine Margarita bestellt.«

»Ich hasse Margaritas.«

»Ich auch. Aber ich fand, wir sollten trotzdem eine trinken.«

Ich musste lachen.

Wir setzten uns an einen Ecktisch.

»Niemand kommt mehr hierher«, sagte ich.

Wir tranken unsere Margaritas. Er war still, ich war gesprächig. Ich erzählte ihm, dass ich als junger Mann öfters hier gewesen war, dass mir einmal ein älterer Gringo einen Antrag gemacht hatte, der schon zum Reden zu betrunken war. »Er hätte keinen mehr hochgekriegt.«

»Du musst sehr gut ausgesehen haben.«

»Darüber habe ich mir nie groß Gedanken gemacht.«

»Warum nicht?«

»Seit wann ist es ein Verdienst, gut auszusehen?«

Javier betrachtete mich. So wie er mich immer betrachtete.

»Weißt du«, sagte ich, »ich mochte nicht darüber nachdenken, wie ich aussah. Ich glaube, ich mochte es nicht mal, einen Körper zu haben.«

»Warum nicht?«

»Mir hat jemand etwas angetan. Als ich ein Junge war.« Javier musterte mein Gesicht. »Das hast du nicht verdient.«

»Bring mich nach Hause«, sagte ich.

Alles beginnt und endet im Kentucky Club

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