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Aus der Autobiographie von Charles Darwin

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In meinem zweiten Jahr in Edinburgh besuchte ich Jamesons Vorlesungen über Geologie und Zoologie, aber sie waren unglaublich fad. Sie hinterließen bei mir als einzige Wirkung nur den Entschluss, mein Leben lang kein Buch über Geologie mehr anzurühren, noch sonst mich mit dieser Wissenschaft zu befassen. Dennoch bin ich mir sicher, dass ich für eine philosophische Behandlung des Gegenstandes empfänglich gewesen wäre; denn ein alter Mann aus Shropshire, Mr. Cotton, der viel über Gesteine wusste, hatte mich zwei oder drei Jahre zuvor auf einen bekannten Findling in Shrewsbury, der »bell-stone«, Glockenstein, genannt wurde, aufmerksam gemacht und mir gesagt, dass ein Gestein dieser Art nirgendwo in der Nähe zu finden sei, erst wieder in Cumberland oder Schottland, wobei er mir feierlich die Versicherung gab, dass die Welt eher untergehen würde, bevor irgendein Mensch erklären könnte, wie der Stein an den Ort gekommen sei, an dem er jetzt lag. Das beeindruckte mich tief, und ich dachte lange über diesen wunderbaren Stein nach. So war ich denn ganz begeistert, als ich zum ersten Mal las, dass Eisberge Findlingsblöcke mitführen können, und ich war stolz auf die Fortschritte in der Geologie.


Charles Darwins Studentenausweis aus Edinburgh. Erfand das Medizinstudium langweilig und brach es nach zwei Jahren ab.

Ich will voraussenden, dass ich den Ausdruck »Ringen ums Dasein« in einem weiten und metaphorischen Sinn gebrauche, in sich begreifend die Abhängigkeit der Wesen voneinander, und, was wichtiger ist, nicht allein das Leben des Individuums, sondern auch die Sicherung seiner Nachkommenschaft. Man kann mit Recht sagen, dass zwei Hunde in Zeiten des Mangels um Nahrung und Leben miteinander kämpfen. Aber man kann auch sagen, eine Pflanze ringe am Rande der Wüste um ihr Dasein mit der Trockenheit, obwohl es angemessener wäre zu sagen, sie sei von Feuchtigkeit abhängig. Von einer Pflanze, welche alljährlich tausend Samen erzeugt, unter welchen im Durchschnitt nur einer zur Entwicklung kommt, kann man noch richtiger sagen, sie ringe ums Dasein mit anderen Pflanzen derselben oder anderer Arten, welche bereits den Boden bekleiden. Die Mistel ist abhängig vom Apfelbaum und einigen anderen Baumarten; doch kann man nur in einem weit ausholenden Sinn sagen, sie ringe mit diesen Bäumen; denn wenn zu viele dieser Schmarotzer auf demselben Stamm wachsen, so wird er verkümmern und sterben. Wachsen aber mehrere Sämlinge derselben dicht auf einem Ast beisammen, so kann man in Wahrheit sagen, sie ringen miteinander. Da die Samen der Mistel von Vögeln ausgestreut werden, so hängt ihr Dasein mit von dem der Vögel ab, und man kann metaphorisch sagen, sie ringen mit anderen beerentragenden Pflanzen, damit die Vögel eher ihre Früchte verzehren und ihre Samen ausstreuen, als die der anderen. In diesen mancherlei Bedeutungen, welche ineinander übergehen, gebrauche ich der Bequemlichkeit halber den Ausdruck »ums Dasein ringen«.

Ein Kampf ums Dasein folgt unvermeidlich aus der Neigung aller Organismen, sich in starkem Verhältnis zu vermehren. Jedes Wesen, das während seiner natürlichen Lebenszeit mehrere Eier oder Samen hervorbringt, muss während einer Periode seines Lebens oder zu gewisser Jahreszeit oder in einem zufälligen Jahr Zerstörung erfahren; sonst würde seine Zahl in geometrischer Progression rasch zu so außerordentlicher Größe anwachsen, dass keine Gegend das Erzeugnis zu ernähren im Stande wäre. Wenn daher mehr Individuen erzeugt werden als möglicherweise fortbestehen können, so muss jedenfalls ein Kampf um das Dasein entstehen, entweder zwischen den Individuen einer Art oder zwischen denen verschiedener Arten, oder zwischen ihnen und den äußeren Lebensbedingungen. Es ist die Lehre von Malthus, in verstärkter Kraft übertragen auf das gesamte Tier- und Pflanzenreich; denn in diesem Fall ist keine künstliche Vermehrung der Nahrungsmittel und keine vorsichtige Enthaltung vom Heiraten möglich. Obwohl daher einige Arten jetzt in mehr oder weniger rascher Zunahme begriffen sein mögen: Alle können es nicht zugleich, denn die Welt würde sie nicht fassen.

Es gibt keine Ausnahme von der Regel, dass jedes organische Wesen sich auf natürliche Weise in dem Grade vermehrt, dass, wenn es nicht durch Zerstörung litte, die Erde bald von der Nachkommenschaft eines einzigen Paares bedeckt sein würde. Selbst der Mensch, welcher sich doch nur langsam vermehrt, verdoppelt seine Anzahl in fünfundzwanzig Jahren, und bei so fortschreitender Vervielfältigung würde die Welt schon nach einigen tausend Jahren keinen Raum mehr für seine Nachkommenschaft haben. Linné hat berechnet, dass, wenn eine einjährige Pflanze nur zwei Samen erzeugte (und es gibt keine Pflanze, die so wenig produktiv wäre) und ihre Sämlinge im nächsten Jahre wieder zwei gäben usw., sie in zwanzig Jahren schon eine Million Pflanzen liefern würde. Man sieht den Elefanten als das sich am langsamsten vermehrende von allen bekannten Tieren an. Ich habe das wahrscheinliche Minimum seiner natürlichen Vermehrung zu berechnen gesucht, unter der Voraussetzung, dass seine Fortpflanzung erst mit dreißig Jahren beginne und bis zum neunzigsten Jahr währe, und dass er in dieser Zeit nur drei Paar Junge zur Welt bringe. In diesem Falle würden nach fünfhundert Jahren schon fünfzehn Millionen Elefanten von dem ersten Paare vorhanden sein.

Doch wir haben bessere Belege für diese Sache als bloß theoretische Berechnungen, namentlich in den oft berichteten Fällen von erstaunlich rascher Vermehrung verschiedener Tierarten im Naturzustand, wenn die natürlichen Bedingungen zwei oder drei Jahre lang dafür günstig gewesen sind. Noch schlagender sind die von unseren in verschiedenen Weltgegenden verwilderten Haustierarten hergenommenen Beweise, sodass, wenn die Behauptungen von der Zunahme der sich doch nur langsam vermehrenden Rinder und Pferde in Südamerika und neuerlich in Australien nicht sehr wohl bestätigt wären, sie ganz unglaublich erscheinen müssten. Ebenso ist es mit den Pflanzen. Es lassen sich Fälle von eingeführten Pflanzen aufzählen, welche auf ganzen Inseln gemein geworden sind in weniger als zehn Jahren. Einige der Pflanzen, welche jetzt in solcher Zahl über die weiten Ebenen von La Plata verbreitet sind, dass sie alle anderen Pflanzen daselbst ausschließen, sind aus Europa eingebracht worden; und ebenso gibt es, wie ich von Dr. Falconer gehört habe, in Ostindien Pflanzen, welche jetzt vom Cap Comorin bis zum Himalaya reichen und seit der Entdeckung von Amerika von dorther eingeführt worden sind. In Fällen dieser Art, von welchen endlose Beispiele angeführt werden könnten, wird niemand unterstellen, dass die Fruchtbarkeit solcher Pflanzen und Tiere plötzlich und zeitweise in einem bemerklichen Grad zugenommen habe. Die handgreifliche Erklärung ist, dass die äußeren Lebensbedingungen sehr günstig, dass in dessen Folge die Zerstörung von Jung und Alt geringer und mithin fast alle Abkömmlinge im Stande gewesen sind, sich fortzupflanzen. In solchen Fällen genügt schon das geometrische Verhältnis der Zahlenvermehrung, dessen Resultat nie verfehlt, Erstaunen zu erregen, um einfach das außerordentliche Wachstum und die weite Verbreitung eingeführter Naturprodukte in ihrer neuen Heimat zu erklären. Im Naturzustand bringen fast alle Pflanzen jährlich Samen hervor, und unter den Tieren sind nur sehr wenige, die sich nicht jährlich paarten. Wir können daher mit Sicherheit behaupten, dass alle Pflanzen und Tiere sich in geometrischem Verhältnis vermehren, dass sie jede zu ihrer Ansiedelung geeignete Gegend sehr rasch zu bevölkern im Stande sind und dass das Streben zur geometrischen Vermehrung zu irgendeiner Zeit ihres Lebens beschränkt werden muss. Unsere genaue Bekanntschaft mit den größeren Haustieren könnte zwar unsere Meinung in dieser Beziehung irreleiten, da wir keine große Störung unter ihnen eintreten sehen; aber wir vergessen, dass Tausende jährlich zu unsrer Nahrung geschlachtet werden, und dass im Naturzustand wohl ebenso viele irgendwie beseitigt werden würden.


Darwin war fasziniert, als er in Argentinien Pferdefossilien fand, die er jenen von ausgestorbenen Tieren wie Toxodon platensis gegenüberstellte.

Die Entstehung der Arten

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