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12. Der Kriegsrat

Zwei Stunden lang hatten die Salven und Pfeilhagel gedauert. Sobald sich die Oda zurückgezogen hatten, war eine Kriegsberatung von den Jōnin angekündigt worden.

Vom Sturmangriff etwas ermüdet, schritt Yujiro auf das Hauptgebäude zu und öffnete die Tür, wobei er die Menschen, die erschöpft, ängstlich oder traurig überall herumsaßen, ignorierte. Er eilte einen Korridor entlang und betrat einen anderen Raum, der voller Frauen, Kinder und älterer Menschen war. Im Zimmer befanden sich nur wenige Möbelstücke und ließen es deshalb vollkommen überfüllt wirken. Kiyonori überquerte es und ging auf eine Tür am Ende des Raumes zu. Durch die Papierwände konnte er deutlich Schmerzensschreie und Stöhnen vernehmen.

Tief einatmend, schob der Chūnin die Tür auf, wodurch die Geräusche noch lauter wurden. Der Geruch nach Blut und Tod stach ihm sofort in die Nase. Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen, als er die vielen Männer sah, die überall im Raum herum lagen. In beinahe allen von ihnen steckte mindestens ein Pfeil. Ein Dutzend Frauen liefen hin und her, um Verbände, Tücher oder sonstige Gegenständige zu holen, oder beugten sich über die Verwundeten und säuberten ihre Wunden. Seine Gedanken wanderten sofort zu Izuya und seine Brust zog sich zusammen, als er erneut von Betrübnis ergriffen wurde.

Eines Tages werde ich mich rächen, Takeru, dachte er grimmig.

Schweigend ging Yujiro an den vielen Verwundeten vorbei, bis er das Beratungszimmer betrat, das bis zum Platzen voll war. Auf der kleinen Estrade am Ende des Raumes saßen einige Jōnin, während davor Chūnin sowie Clan-Ältesten wartend knieten. Kiyonori schloss sich ihnen an. Er musste nicht lange warten, bis auch der letzte Chūnin das Zimmer betreten hatte.

Kaum hatte dieser sich hingesetzt, als sich Kojima nicht mehr zurückhalten konnte: „Wir müssen fliehen!“

Alle Blicke, zustimmende sowie ablehnende, richteten sich auf ihn.

„Kojima-san hat Recht“, stimmte einer der Chūnin bei. „Es sind viel zu viele. Wir werden sie nie aufhalten können!“

„Dann können wir uns doch ergeben!“, meinte ein anderer. „Vielleicht werden sie uns Gnade walten lassen.“

Da musste Yujiro instinktiv eingreifen. „Das ist undenkbar! Habt Ihr etwa den einzigen Befehl vergessen, den Lord Nobunaga – laut unseren Spionen – seinem Sohn gegeben hatte?“ Er zitierte Nobunagas Worte. „‚Keine Überlebende‘. Er wird uns keine Gnade erweisen.“

Kojima räusperte sich. „Seht ihr? Uns ergeben, können wir nicht. Die Schlacht gewinnen und unsere Festung verteidigen, auch nicht. Uns bleibt nichts als die Flucht!“

Andere, die dagegen waren, öffneten den Mund, um zu widersprechen, hielten jedoch sofort inne, als sie sahen, wie einer der Jōnin seufzte.

„Wie viele Krieger stehen uns zur Verfügung?“, erkundigte sich dieser, ohne auch nur einen Muskel zu rühren.

Einer der Ältesten räusperte sich etwas verlegen. „Ich sage ihnen im Voraus, dass ich nicht weiß, wie viele Männer wir heute verloren haben, aber vor dem Angriff der Oda hatten wir eintausendzweihundert Fußsoldaten und vierhundertfünfzig Shinobi. Die Anzahl unserer Samurai ist mir leider unbekannt …“

„Seht ihr’s denn alle nicht?“, fuhr Kojima aufgebracht fort. „Die Oda haben uns eingekesselt und sind uns zahlenmäßig weit überlegen. Wir haben bereits verloren! Wenn wir hier bleiben, dann werden sie uns bis zum Letzten töten! Wir müssen fliehen, solange wir noch die Chance dazu haben!“

Kaum hatte er seinen Satz zu Ende gesprochen, äußerten zwei Männer ihre gegenteiligen Meinungen. In kurzer Zeit sprachen alle durcheinander, sodass niemand mehr einander verstehen konnte.

„Ruhe, bitte!“, rief ein junger Jōnin zwei- oder dreimal, bis man ihm endlich Achtung schenkte. „Sie wollen sagen, dass die Flucht die beste Entscheidung wäre?“

Kojima nickte. „Ich bin vollkommen davon überzeugt.“

„Und wie sollen wir das hinbekommen?“, fragte Yujiro ungläubig.

Kojima blickte ihn seitlich an, bevor er ihm eine Antwort gab: „Wir benutzen einfach die unterirdischen Fluchtwege, die aus der Festung nach draußen führen.“

Ein kahler Clan-Älteste mit einem äußerst faltigen Gesicht lachte leise humorlos vor sich hin. Alle sahen ihn an.

„Die Fluchtwege?“, wiederholte er, nachdem sein Gesicht wieder ernst geworden war und er wieder grimmig dreinblickte. „Das wird nie funktionieren.“

„Ach ja? Und wieso nicht, wenn ich fragen darf, Eikura-san?“, wollte Kojima mit leichter Irritation wissen.

Kiyonori blickte Eikura neugierig an.

„Das wäre eine gute Idee gewesen …“, erwiderte der Letztere, „… wenn in Kashiwara ausschließlich kampffähige Männer da wären. Alle unsere Krieger würden vielleicht noch fliehen können, aber nicht die Frauen, Kinder und vor allem alte und gebrechliche Menschen … wie ich.“

Einer der jüngeren Chūnin, der auf Kojimas Seite war, protestierte sofort: „Verzeiht mir, wenn ich respektlos klinge, doch was würde sich mehr lohnen: eine Nacht voller Anstrengungen, wofür die Belohnung das Leben wäre oder geringere Mühe aber wofür das wahrscheinliche Resultat der Tod wäre?“

Yujiro sah Eikura aufmerksam an, denn er fand die Idee mit der Flucht vielversprechend. Die Chancen, dass sie die Festung von Kashiwara verteidigen könnten, standen sehr gering. Wenn sie keine raffinierte Taktik einsetzten, würde die Festung fallen und ihr Niedergang wäre unvermeidlich.

Eikura schmunzelte ironisch. „Ich bitte um Entschuldigung, dass ich Ihre Frage mit einer Gegenfrage beantworte, aber erklären Sie mir bitte, wie Säuglinge und kleine Kinder still bleiben sollen, wenn wir erstmal aus den Geheimgängen herausgekommen sind? Die Oda würden uns hören und ausfindig machen, sobald wir die Fluchtwege verließen. Somit würden sie uns alle abschlachten.

„Außerdem scheint Ihr nicht in Betracht zu ziehen, dass manche der Ausgänge der Fluchtwege in unmittelbarer Nähe des Oda-Lagers sind. Es grenzt an Selbstmord mit vielen lauten Kindern dort zu erscheinen. Versteht ihr?“

Kojima öffnete den Mund, um ein Gegenargument zu äußern, als ihn eine Stimme zum Schweigen brachte.

„Ich glaube, wir haben genug gehört“, meinte Momochi gelassen, nachdem er ein aufforderndes Nicken der anderen Jōnin bekommen hatte, die sich gerade miteinander besprochen hatten. „Obwohl wir Eikura-sans Meinung vollständig zustimmen, würden wir Kojima-sans Vorschlag nicht ganz verwerfen und ihn stattdessen näher betrachten.“

Manche der Anwesenden wechselten verwirrte Blicke miteinander aus, unfähig die Gedanken des Jōnin anhand seiner ausdrucklosen Miene zu erahnen.

„Es mag vielleicht zu riskant sein, die Geheimgänge zur Flucht zu nutzen“, fuhr Tanba regungslos fort, „doch wenn wir sie einsetzen, um nächtliche Überfälle durchzuführen, könnten wir den Oda endlich beachtlichen Schaden zufügen, ohne dabei große Verluste zu erleiden.“

Die meisten der Clan-Ältesten und Chūnin hoben billigend die Augenbrauen, während wenige mit einer unzufriedenen Miene ihren Widerspruch äußerten.

„Aber mein Herr!“, fing einer von diesen an, „Viele unserer Männer haben während der Schlacht von Nabari eine oder mehrere Waffen verloren. Wir können uns doch nicht schlecht ausgerüstet auf die Oda stürzen!“

„Wir haben geheime Waffenverstecke unter der Erde“, antwortete ein älterer, bärtiger Jōnin ruhig, als er den Mann anblickte.

Momochi wandte sich dann an alle anderen. „Noch Fragen oder Einwände?“

Nach einigem stummen Warten sah er seine Untertanen mit verengten Augen an, die deutlich seine Entschlossenheit ausdrückten.

„Bereitet euch jetzt vor. Wir werden unseren ersten Angriff heute Nacht starten. Wenn uns die Oda vernichten wollen, müssen sie für den Zorn bereit sein, der diese Nacht über sie kommen wird!“

Shinobi - Die Auslöschung

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