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16. Das Stürmen der Festung

„Ruft Momochi-sama!“, befahl Kiyonori einem Genin, der vor Entsetzen erlahmt den toten Botschafter anstarrte. „Ich möchte, dass jeder verfügbare Mann explosive Waffen ergreift und zur Mauer rennt, jetzt sofort!“

Der Chūnin wandte sich der Eingangstür zu, wo einige Männer standen und zögerten über den Innenhof zu rennen, auf den Pfeile niederregneten. Seine Miene verfinsterte sich, als er sah, dass es potenzieller Selbstmord wäre, den Hof in dem Moment zu überqueren. Schnell überlegend, gab er seinen nächsten Befehl.

„Nutzt alle den Hintereingang! Rennt von Haus zu Haus, und geht hinter ihnen in Deckung, bis ihr an der vorderen Mauer seid!“

Die Männer gehorchten Yujiro und liefen davon, um Bomben zu holen. Kiyonori, gefolgt von einer Handvoll anderer Krieger, rannte hastig in ein kleines Zimmer hinein, wo viele der Waffen, die etwas mit Sprengstoff zu tun hatten, gelagert wurden. Dort warteten bereits zwei Frauen auf sie.

„Hier“, flüsterte eine von ihnen, bevor er etwas sagen konnte, und drückte ihm zwei Granaten sowie eine Schleuder in die Hände.

Mit einem dankbaren Nicken drehte er sich um, während die Frauen den anderen Männern Bomben gaben. Vorsichtig schnallte der Chūnin die Granaten an seinen Obi und lief dann den ganzen Weg zurück, den er gekommen war, bis er das Zimmer erreichte, wo sich Sawada aufhielt.

Dort erblickte er Sayuri und Akemi, die ihn besorgt ansahen. Als er in die Augen seiner Schwester schaute, wusste er, dass sie ihn bat, vorsichtig zu sein. Er nickte in ihre Richtung und eilte durch zwei weitere Räume, gefolgt von mehreren Kriegern.

„Was ist los?“, vernahm er plötzlich eine ältere Stimme.

Er drehte den Kopf zur Seite und erblickte Tanba, der sich anscheinend soeben noch ausgeruht hatte.

„Sie bestürmen die Festung, mein Herr!“, erwiderte Yujiro flüchtig.

Zornig weitete der Jōnin die Augen. Er überholte Kiyonori und rief seinen Männern zu, sich zu beeilen. Der Chūnin rannte weiter und schaute sich beifällig über die Schulter. Abrupt hielt er an und kniff die Augen vor Missbilligung zusammen, als er Rintaro hinter sich erblickte. Dieser hatte ein bleiches Gesicht und sah immer noch schwach aus.

„Was in aller Welt tust du da? Bleib drinnen!“

Daisuke und Suzaku, die neben Rintaro standen, schüttelten den Kopf. „Wir haben versucht ihn umzustimmen, doch es war sinnlos. Er hat es sich nun in den Kopf gesetzt.“

„Ich kann für mich selbst sprechen“, sagte Rintaro zu ihnen, bevor er sich an Yujiro wandte. „Ich mag vielleicht nur einen Arm haben, doch ich kann ihn immer noch gut einsetzen. Gut genug, um Granaten zu werfen.“

„Aber deine Schmerzen werden für dich eine Hinderung sein!“, widersprach Kiyonori.

„Hör auf mit deinen Versuchen, mich davon zu überzeugen. Wir haben jetzt keine Zeit dafür.“

Nur zu ungern musste ihm der Chūnin Recht geben.

„Dann bleib hinter mir“, befahl er ihm, bevor er sich umwandte und zum Hinterausgang eilte.

„Los!“, hörte er, wie Tanba einer Handvoll seiner Krieger zurief.

Yujiro wartete, bis die Männer vor ihm aus der Tür getreten waren und verließ dann auch selbst das Haus. Dort stand Momochi hinter dem Hauptgebäude und spähte um die Ecke. Hastig zog er wieder den Kopf zurück, sobald er weitere Pfeile kommen sah. Ein oder zwei von ihnen bohrten sich in den Boden zwischen dem Hauptgebäude und dem benachbarten Haus, hinter dessen Wänden sie in Deckung gehen wollten.

Als Kiyonori dachte, dass der Pfeilregen ein Ende genommen hatte, trat er hervor und schoss auf das nächste Gebäude zu.

„Vorsicht!“, schrie ihm der Jōnin zu, als dieser sah, wie ein Projektil auf Yujiros Kopf zusauste.

Der Chūnin erblickte den Pfeil erst in letzter Sekunde und konnte sich nicht mehr rechtzeitig in Sicherheit bringen. Ein kraftvoller Stoß gegen seine Schulter, den er von Tanba bekam, ließ ihn sein Gleichgewicht verlieren und zu Boden taumeln. Gleich darauf schlug ein Pfeil dort ein, wo Yujiro gerade noch gestanden hatte.

Instinktiv wandelte er seinen Sturz in eine Rolle um und war innerhalb einer Sekunde wieder auf den Beinen, wobei er sich hinter dem nächsten Gebäude versteckte. Schwer atmend, stand er da, während Momochi und die anderen ihn erreichten und dann dort darauf warteten, bis der nächste Pfeilregen ein Ende nahm. Immer noch unter Spannung stehend tauschten Kiyonori und Tanba einen Blick aus.

„Vielen Dank“, flüsterte der Chūnin ernstvoll.

Der Jōnin nickte einfach bescheiden. Ein Pfeil, der sich knapp eine Armlänge neben ihnen in die Erde bohrte, brachte sie wieder in die Gegenwart zurück.

„Wir müssen uns beeilen!“, zischte Momochi und wartete einen Augenblick, bis nur noch wenige Pfeile niederregneten.

„Jetzt!“, schrie er.

Er schubste Yujiro vorwärts und rannte ihm dann hinterher. Die anderen Männer folgten ihrem Beispiel und duckten sich hinter dem kleineren Gebäude. Fluchtartig liefen sie zwischen einer der Mauern und einem Haus, bevor sie hinter dem Gebäude stehen blieben, wo Kiyonori schlief. Sie warteten noch einmal, bis sich keine Pfeile mehr in der Luft befanden und eilten dann zur vorderen Mauer, an der drei oder vier Dutzend Iga-Soldaten standen und mithilfe von Bogen und Luntenschloss-Arkebusen auf die rennenden Oda-Krieger schossen.

„Macht Platz!“, befahl der Chūnin, als er die Männer erreichte.

Einige der Schützen traten zur Seite und ließen ihn durch. Er stellte sich an einen der Pfeilschlitze und spähte eilig hinaus. Er erblickte mindestens zweitausend Oda-Krieger, die auf die Festung zurannten und sich die Lunge aus dem Hals schrien. Hinter ihnen hatte Nobukatsus General Tsugawa mehrere Einheiten von Bogenschützen positioniert und die Soldaten, die mit Hakenbüchsen bewaffnet waren, schienen sich ins Lager zurückzuziehen. Die Bogenschützen feuerten nun Pfeile über die Nahkämpfer ab, die sich Kashiwara immer mehr und mehr näherten.

„Sagt mir Bescheid, sobald sie in Reichweite von unseren Schleudern sind!“, kommandierte Yujiro und trat zur Seite.

„Ja, Sir!“, reagierte einer seiner Männer, der mit seiner Luntenschloss-Arkebuse zur Schießscharte ging und zielte.

„Wie sieht’s aus?“, wollte Daisuke wissen, der zusammen mit Suzaku und Rintaro neben ihm stand.

Kiyonori schaute Rintaro noch einmal kurz mit einem missbilligenden Blick an, bevor er eine Antwort gab: „Ich gebe zu, dass es nicht gut aussieht – es sind ganz schön viele von ihnen. Bogen und Arkebusen allein werden uns nichts nützen. Wir können nur hoffen, dass die Bomben das gewünschte Ergebnis erzielen werden.“

Seine Waffenbrüder mussten sich vorbeugen, um ihn hören zu können, denn das Gebrüll übertönte fast jedes Geräusch. In fiebriger Erwartung warteten sie, bis die Oda näherkamen, während die anderen Männer auf den Feind Pfeile niederregnen ließen. Inmitten des Kriegsgeschreis folgten unvermittelt darauf Schmerzens- und Todesschreie, als immer mehr Oda-Soldaten untergingen.

„Sie sind nahe genug, Sir!“, teilte schließlich einer der Bogenschützen Yujiro mit.

Der Letztere steckte nun eine Granate in die Schleuder und fing an, sie über dem Kopf zu kreisen. Als er meinte, genug Schwung zu haben, öffnete er den Mund, um den Befehl zu geben, doch eine andere Stimme kam ihm zuvor.

„Jetzt!“, rief Tanba und warf seine Bombe über die Mauer. Seine Männer gehorchten unverzüglich und schleuderten ebenfalls ihre Granaten.

Plötzlich erfüllten ohrenbetäubende Knalle die Luft. Der Boden unter den Füßen des Chūnin bebte, als die Bomben überall außerhalb der Mauer explodierten. Zu seiner Verwunderung spürte er, wie die Hitze, die bei den Explosionen erzeugt wurde, selbst durch die Schießscharte drang. Erstaunt tauschten er und Daisuke Blicke aus. Mit fasziniertem Gesichtsausdruck beobachtete Yujiro, wie einer der Genin eine Granate warf. Auf einmal traf sie durch Zufall einen der feindlichen Pfeile, der sie mitten in der Luft detonieren ließ.

Die Schockwellen der Explosion drückten Kiyonori nieder, sodass er beinahe zu Boden fiel. Sobald er seine Fassung wiedererlangt hatte, spürte er, wie sein Trommelfell schmerzte und er hörte unzählige Schreie, die von der anderen Seite der Mauer kamen. Gleich darauf vernahm er wütendes Hämmern an den Toren. Er konnte die spottenden Rufe der Oda-Soldaten gut hören und freute sich, ihnen eine Antwort mit einer zweiten Granate zu geben.

„Los! Weiter!“, glaubte er einen der Jōnin brüllen zu hören.

Doch er brauchte keine weitere Anforderung. Er griff nach seiner letzten Bombe und warf sie mithilfe von seiner Schleuder über die Mauer, wobei er sich Mühe gab, sie nicht zu nahe an den Toren detonieren zu lassen.

Neben sich sah er, wie Rintaro sowie mehrere andere Krieger seinem Beispiel folgten. Zahllose Schreie ertönten erneut und er konnte durch einen Pfeilschlitz aufschnappen, wie vielen der Oda-Soldaten Glieder abgerissen wurden, als die Granaten unter ihnen detonierten. Die letzten Explosionen erschütterten gerade die Erde, als jemand außerhalb der Mauern brüllte: „Rückzug!“

Ungläubig warf Yujiro einen flüchtigen Blick durch die Schießscharte. Ein breites Lächeln machte sich auf seinem von Blut bespritzten Gesicht breit, sobald er sah, wie die überlebenden Oda die Flucht ergriffen.

Wir haben den Sturmangriff abgewehrt!

Shinobi - Die Auslöschung

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