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1. Grausiger Alptraum

Japan, irgendwo in Iga, November 1581

Blut. Überall wo Yujiro hinschaute, sah er nur Blut. Ein brennender Schmerz durchzuckte sein Bein und er verspürte mächtiges Kopfweh, sodass er gegen die aufkeimende Bewusstlosigkeit ankämpfen musste. Die Zähne zusammenbeißend, unterdrückte er ein Stöhnen. Völlig kraftlos öffnete er die Augen, die sich wieder jede Sekunde zu schließen drohten, und richtete dann seinen verschwommenen Blick auf seinen Körper. Es dauerte einen Moment, bis das Bild vor seinen Augen deutlicher wurde.

Erschrocken schnappte er nach Luft. Er realisierte, dass er wehrlos neben einem Baum in einem dunklen Wald lag. Doch dies war nicht der Grund für sein Entsetzen. Das Blut, das er überall gesehen hatte, konnte er nun viel besser erkennen und er musste erschaudern, als er verstand, wem es gehörte.

Es war sein Blut.

Zu seiner Entrüstung bemerkte er, dass sein Kimono, seine Kleidung, an mehreren Stellen zerrissen war und frische Blutspuren aufwies. Die vielen schmerzenden Wunden musternd, die durch die Risse zum Vorschein kamen, fiel ihm besonders sein rechtes Bein sowie seine Brust auf, auf denen karminrotes Blut klebte. Vor Unglauben weitete er die Augen. Einige Verwundungen waren Schnitte, die meisten jedoch Kratzer und … Bisse?

Unfähig seinen eigenen Augen zu trauen, setzte er sich auf und lehnte sich leicht an den Baum hinter sich an. Dann schaute er hinauf in die dunklen und hohen Baumkronen, die über ihm aufragten. Es schien Nacht zu sein, obwohl er mit seiner Sicht und seinen anderen Sinnen, die immer wieder kamen und gingen, sich nicht sicher sein konnte.

Vor Schmerz aufstöhnend versuchte er, sich daran zu erinnern, was mit ihm eigentlich geschehen war. Völlig durcheinander blieb er dort ein oder zwei Sekunden lang sitzen, bis ein Geräusch ihn zusammenzucken ließ.

Ein gedämpfter Todesschrei ertönte, dem kurz darauf ein bestialisches Knurren und das Zerreißen von Fleisch folgte. Hastig sah sich Yujiro über die Schulter. Entsetzt weitete er die Augen, als er etwas weiter entfernt durch die Büsche Bestien erblickte, die gerade dabei waren, einen Menschen auseinanderzureißen.

Wo bin ich?, fragte er sich fassungslos. Wie in aller Welt bin ich in diesen Alptraum geraten?

Bestürzt beobachtete er, wie nichts weiteres als Blut und Knochen vom Opfer dieser Kreaturen übrig blieb, von denen eines ein langes Heulen von sich gab. Ein kalter Schauer lief ihm den Rücken hinunter. Schlagartig überkamen ihn die Erinnerungen, als er begriff, wer das Opfer war.

Plötzlich vernahm er leise Bewegungen vor sich. Er wusste, dass es keine Menschen sein konnten, da er vier Schritte hörte, begleitet von einem wilden Knurren.

Alarmiert kniff er die Augen zusammen und blickte in die Dunkelheit, um potenzielle Bedrohungen ausfindig zu machen. Er schnappte nach Luft, als er in eisige, braune Augen schaute, die nicht die geringste Ähnlichkeit mit denen eines Menschen hatten.

Erschrocken spürte er, wie ihm das Blut in den Adern gefror. Sofort fiel seine Aufmerksamkeit auf ein Tantō, das im Gras neben ihm lag. Instinktiv packte er das Messer, ohne dessen Klinge zu beachten, auf der bis zur Parierstange Blut klebte – ein Zeichen dafür, dass sie tief in einem Körper gesteckt hatte. Verkrampft sah er wieder auf.

Statt ein braunes, tierisches Augenpaar in der Dunkelheit zu sehen, erblickte er zwei Bestien, die langsam aus den Schatten des Waldes schlichen und ihn mit gefletschten Zähnen anknurrten. Speichel tropfte ihnen aus den hungrigen Mäulern, während sie sich ihm bedrohlich näherten.

Verzweifelt schaute sich Yujiro um und suchte nach einem Ausweg aus seiner aussichtslosen Situation. Doch es war zu spät. Mit einem wilden Knurren warfen sich die beiden Bestien gleichzeitig auf ihn …

Shinobi - Die Auslöschung

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