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Im Terminal des Flughafens herrschte wenig Betrieb. Vor einem einzelnen Schalter stand eine Menschenschlange mit Koffern und wartete auf die Abfertigung. Mitten in der Halle standen zwei Fahrzeuge auf einem Podest, ein flacher Sportwagen und ein sehr kurzes Stadtfahrzeug, ähnlich dem Leihwagen, den Daniel am Vortag gefahren hatte. Über den Fahrzeugen warb RWE Solar auf einem sich langsam drehenden mehrere Quadratmeter großen Bildschirm für regenerative Antriebsenergie und günstige Stromtarife bei Erwerb einer RWE Solar Superwallbox, einer Hausladestation mit 100 kWh-Speicher, gut und teuer. Nichts für Daniel.

Er fand nach kurzem Suchen den kleinen Schalter, über dem eine Anzeige auf >>Private Services<< hinwies.

Er schmunzelte bei der Bezeichnung kurz und dachte an Carina. Kurz hatte er ihr Bild vor sich, auf dem Bett, nur noch mit dem Hauch eines Slips und einem verführerischen Lächeln bekleidet. Eine junge schwarzhaarige Frau in einem dunkelblauen Stewardessendress begrüßte ihn freundlich reserviert. Nachdem er ihr sein Anliegen erklärt hatte, forderte sie ihn auf, sich zu identifizieren.

>>Herr Neumann! Ihre Maschine steht schon für Sie auf der Parkposition. Ihre Abflugzeit ist in zwanzig Minuten. Gehen Sie zu Ausgang C50 im Businessbereich. Ich melde Sie dort an. Ihre Tasche nehmen Sie bitte mit.<<

>> Das ist vermutlich kein regulärer Flug?<<, fragte er, obwohl er die Antwort schon ahnte. Die Frau schaute ihn erstaunt an.

>>Nein! Ihr Flugzeug ist ein DesertEnergy-Learjet. Sie sind der einzige Passagier für diesen Flug!<<

Er nahm sich vor, sich nicht mehr überraschen zu lassen. Dieser Auftrag musste wirklich wichtig zu sein, wenn man den Bewerber sogar mit einer Privatmaschine einfliegen ließ. Seine Neugier war geweckt, und eine Frage bereits beantwortet. Kein Manager von GlobSecure, sondern von DesertEnergy war der Auftraggeber.

Er versuchte ein unschuldiges Lächeln.

>>Tut mir leid. Ich fliege selten, eher gar nicht! Das wird heute wohl das dritte Mal, dass ich in ein Flugzeug steige!<<

>>Sie haben aber keine Flugangst?<<

Sie schaute ihn unbewegt an und wartete eindeutig auf eine Reaktion, die ihre Frage positiv beantworten würde.

>>Nur wenn ich selber fliegen muss!<<, antwortete er übermütig, verabschiedete sich grinsend und wandte sich um. Anhand der Beschilderung fand er den Ausgang eine Etage tiefer, separat von den zentralen Sicherheitsschleusen für den allgemeinen Flugverkehr. Eine Rolltreppe führte nach unten, wo er an einem weiteren Hinweisschild zu >>Private Services<< von zwei Sicherheitsleuten sehr höflich in Empfang genommen wurde, die erneut seine Identität überprüften und sowohl ihn als auch seine Tasche sehr gründlich untersuchten. Nachdem sie nichts sicherheitsrelevantes finden konnten, händigten sie ihm seine Habseligkeiten wieder aus und wünschten Daniel eine angenehme Reise.

Der kleine Warteraum war eine luxuriöse Lounge mit Parkettfußboden und stoffbespannten Wänden, die die kalte funktionale Optik des Flughafens verdeckten. Indirektes Licht schien aus an den Wänden verteilten Säulen. Bequem aussehende braune Ledersessel waren in Vierergruppen um kleine Tische arrangiert. Die abgetönte Glaswand, die auf das Rollfeld zeigte, ließ nur gedämpftes Licht in den Raum.

An der linken Seite der Lounge befand sich eine Bar mit einem großen Spiegel, vor dem Glasregale eine große Auswahl an Getränken und Gläsern zeigten. Hinter der Theke stand ein Mann in weißem Hemd und dunkler Weste, der ihn abwartend anschaute.

Daniel setze sich an die Bar und stellte seine Tasche neben sich ab. Der Mann in der Weste fragte ihn sofort nach seinen Wünschen. Entgegen einem Reflex bestellte Daniel lediglich ein Tonic Water. Daniel setzte sich in einen der bequemen Sessel nahe der Glaswand, um auf das Rollfeld hinauszuschauen, auf dem gerade eine Maschine zur Startbahn vorbei rollte. Das dezente Summen einer Lüftungsanlage, das einzige Geräusch in der Lounge, bemühte ihn mit einem monotonen Schlaflied. Er lehnte seinen Kopf zurück und schloss ein wenig die schwer werdenden Augenlider.

>> Herr Neumann! Wir warten schon auf Sie!<<

Die raue kräftige Stimme ließ ihn zusammenzucken.

>>Was?<<

Daniel riss die Augen auf. Mit einem Schlag fiel die Müdigkeit von ihm ab.

>>Sie warten auf mich?<<

>>Ja, wir können jetzt los! Sind Sie in Ordnung?<<

Daniel nickte. Er richtete sich etwas auf und schaute in das Gesicht eines jungen Mannes mit dichtem schwarzem Haarschopf. Goldene Spangen glitzerten an den Kragenecken eines dunkelblauen Sakkos im üblichen Uniformschnitt der Fluggesellschaften unter dem südländisch anmutenden Kopf, dessen untere Hälfte von dunklen Bartstoppeln geprägt war.

>>Ich heiße Cutugno und bin Ihr Pilot!<<, ließ ihn der Mann in der Pilotenuniform wissen.

>>Wenn Sie mir bitte folgen würden!<<

Daniel griff nach seiner Tasche und eilte dem Piloten nach. Kurz darauf saßen beide in einem Wagen und wurden über das Rollfeld gefahren. Der Wagen folgte den bunten Markierungen auf dem Asphalt und hielt auf eine in Weiß und Rot lackierte Maschine zwei Strahltriebwerken vor dem Höhenleitwerk zu, an dem ein silberner dreistrahliger Rotor in einer stilisierten Sonne abgebildet war. Darunter stand halbkreisförmig ein Wort, DesertEnergy. Der Wagen hielt neben der ausgeklappten Treppe, der Pilot sprang aus dem Wagen, kletterte flink die steilen Stufen hoch und verschwand, ohne sich zu seinem Fluggast umzudrehen, in der Maschine, während Daniel mit seiner Tasche langsam folgte.

In der Kabine wählte er einen Platz in der zweiten Reihe und stellte seine Tasche neben sich auf den Sitz am Fenster. Je drei Sitze fanden nebeneinander Platz, jeweils zwei davon auf der linken Seite und ein einzelner auf der rechten Seite, insgesamt genug Plätze für fünfzehn Personen. Viel Platz für Daniel.

Ein anderer Mann, ebenfalls in Pilotenuniform, mit akkuratem kurzem blondem Haarschnitt, kam aus dem Cockpit und nickte ihm freundlich zu. Er war für das Flugzeug eindeutig zu groß geraten, denn er stand in einer sehr gekrümmten Haltung da, den Kopf nach vorne gebeugt, den Rücken gebeugt und die Hüfte zur Seite geschoben.

>>Guten Morgen! Sie haben als unser einziger Passagier freie Platzwahl und ich sehe, Sie haben gut gewählt. Es geht auch sofort los!<<

Der Mann blieb vor ihm stehen und ging dabei in die Knie, während er sich an zwei Sessellehnen abstützte.

>>Die Sicherheitsbelehrungen in Kürze. Die Tasche muss unter den Sitz und sie angeschnallt auf einen Sitz! Wir werden möglicherweise einige Turbulenzen haben. Das Wetter da oben ist gerade etwas unbeständig! Und wir legen Wert darauf, dass unsere Fracht nicht quer durch die Kabine fliegt.<<

Daniel nickte und befolgte die Anweisungen, während der Mann die Treppe hochzog und die Außentür verriegelte. Dann kam er zu Daniel zurück.

>>Mein Name ist übrigen Schlüter! Ich bin der Co-Pilot!<<

Er schlängelte sich an Daniel vorbei und kam mit einer kleinen flachen Rollbox zurück, die er im Gang neben Daniel in Halterungen an den Sitzen verriegelte.

>>Falls Sie Hunger oder Durst haben, finden Sie in der Box ein paar Sandwiches und Getränke. Falls es wackelig wird oder Sie schlafen wollen, schließen Sie bitte die Box und lassen Sie nichts draußen stehen. Wenn eine Flasche sich in einer Turbulenz auf den Weg macht, kann das üble Verletzungen am Kopf hinterlassen. Wir hatten erst letzte Woche jemanden dabei, der das unbedingt ausprobieren wollte! Seine Augenbraue musste genäht werden. Sie wollen ihm das bestimmt nicht nachmachen.<<

Er gab Daniel noch ein paar Anweisungen für den Fall einer Notlandung und erklärte ihm, wie er die Verriegelung der Box öffnete, um diese aus dem Gang zu befördern.

>>Wir werden etwas über eine Stunde Flugzeit nach Berlin vor uns haben!<<

Hinter Daniel ertönten die startenden Triebwerke.

>>Danke! Ich denke, ich werde hier klar kommen. Und ich werde darauf achten, keine Fluggeschosse freizulassen!<<

Er deutete auf die Box.

>>Gut! Dann lasse ich Sie jetzt alleine! Falls Sie unsere Firma übrigens noch nicht so gut kennen, finden Sie ein Heft mit wichtigen Informationen in der Sitzlehnentasche vor sich.<<

Schlüter zog mit einer Hand die Cockpittür hinter sich zu und Daniel war alleine. Neugierig durchstöberte er das Getränkefach der Box. Nachdem er den kleinen Vorrat an erlesenen alkoholischen Getränken gesichtet hatte, entschied sich für ein Bier. Seiner Meinung nach ein guter Kompromiss zwischen dem verlockenden Angebot und dem Gebot, das Flugzeug in einer ansprechbaren Verfassung zu verlassen, vor allem ohne Alkoholfahne. Wenn dieser Trip für ihn gut ausging, konnte er das später immer noch ausgiebig begießen.

Sonnenkaiser

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