Читать книгу Mördersuche am Strand: 10 Ferienkrimis - Don Pendleton - Страница 12

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Truman Tiller saß im Streifenwagen, hatte seine Polizeimütze tief in die Stirn geschoben und schien zu meditieren. Seine Hände ruhten auf dem Lenkrad des stehenden Fahrzeugs. Aus dem Lautsprecher kamen die Meldungen, die über Polizeifunk durchgegeben wurden.

Unter anderem wurde auch Jack Johnstons Tod gemeldet. Ein Unbekannter habe die Polizei informiert und Wagen 21 solle sofort zur folgenden Adresse fahren …

Tiller schob die Mütze mit dem Zeigefinger hoch. „Wieder hat ein Süchtiger ‘ne Überdosis erwischt“, brummte er. „Das geht jetzt schon Schlag auf Schlag.“

Gareth Hawkins, sein Kollege, der auf dem Beifahrersitz saß, nickte mit grimmiger Miene. „Allmählich wächst uns das Rauschgift über den Kopf.“

„Wir haben den Vietnamkrieg nur deshalb verloren, weil jeder dritte Soldat süchtig war, das hat eine Studie ergeben“, sagte Truman Tiller. Er schlug mit der Faust auf das Lenkrad. „Und es geht ewig so weiter. Das Syndikat verdient sich dumm und dusselig mit dem Teufelszeug. An jeder Straßenecke, fast in jeder Bar kannst du‘s schon kaufen. Und schuld daran sind Männer wie Massimo Matania. Diesem Hundesohn ist es gleichgültig, was aus seinen Kunden wird. Er weiß, dass sie alle – bis auf wenige Ausnahmen, die es schaffen, wieder abzuspringen – dem Tod geweiht sind, aber das stört ihn nicht. Ihm geht es nur ums Geschäft. Er will der Mafia zeigen, wie gut er ist, wie wertvoll für sie. Er lässt keine Möglichkeit aus, um den Umsatz hochzupeitschen. Mir wird

speiübel, wenn ich an diesen widerlichen Verbrecher denke. Er ist einer der gewissenlosesten Schurken, die in letzter Zeit zur Cosa Nostra gestoßen sind, und er geht eiskalt über Leichen.“

Gareth Hawkins nickte. „Ich kenne diesen Satan. Es ist nicht gut, ihn zum Feind zu haben.“

Tillers Wangenmuskeln zuckten. „Eines Tages werden wir ihn kriegen, Gareth. Verlass dich drauf. Ich gebe nicht Ruhe, bis ich ihm etwas angehängt habe.“

„Es würde ihm nichts ausmachen, auch einen Cop umzulegen.“

Tiller grinste. „Das soll er mal versuchen. Dann hat seine letzte Stunde geschlagen.“

Der Streifenwagen stand unweit von dem Haus, in dem Massimo Matania wohnte. Truman Tiller hatte beschlossen, sich hier auf die Lauer zu legen und Matania unter irgendeinem Vorwand abzufangen. Er wollte ihn genau durchsuchen und hoffte, wenigstens ein paar Gramm Heroin bei dem Gangster zu finden.

Gareth Hawkins fühlte sich nicht wohl bei der Sache. Sie hatten nicht den Auftrag erhalten, Matania zu filzen. Wenn der Mafioso kein Rauschgift bei sich hatte, konnte ihnen das eine Menge Ärger einbringen.

Hawkins blickte auf seine Uhr. Seit zwanzig Minuten warteten sie nun schon auf Matania. Der Mafioso war zu Hause, das wussten sie. Aber hatte er die Absicht, seine Wohnung demnächst zu verlassen?

Erfahrungsgemäß machte er gegen 16 Uhr seine Runde. Er suchte „Freunde“ auf, und man vermutete, dass er sie während dieser Besuche mit Rauschgift versorgte, aber nachzuweisen war dem Gangster das bisher noch nicht gewesen.

Das sollte sich nun endlich ändern. Deshalb wartete Truman Tiller ungeduldig auf den Verbrecher.

„Ich habe keine Angst vor ihm“, knurrte Tiller. „Man hat mir beigebracht, schnell zu schießen und gut zu treffen. Ich kann mit Matania jederzeit fertig werden.“

„Gegen eine Kugel in den Rücken kann niemand etwas machen“, sagte Hawkins ernst.

Tillers Augen verengten sich. „Ich weiß, wie du über die Sache denkst, Gareth. Du bist zwar ein guter Polizist, kameradschaftlich und unbestechlich, aber du übernimmst nicht gern eine Verantwortung. Eigeninitiative zu entwickeln liegt dir nicht. Du fühlst dich nicht wohl in deiner Haut, weil du nicht weißt, wie unsere Begegnung mit Matania ausgehen wird.“

„Wenn wir keinen Stoff bei ihm finden …“

„Dann lassen wir ihn eben wieder laufen.“

„Er hat Freunde. Wenn er die bittet, sie sollen sich um uns kümmern, leben wir beide nicht mehr lange.“

„Das schreckt mich nicht ab.“

„Ich habe eine Familie, auf die ich Rücksicht nehmen muss.“

Tiller nickte eifrig. „Ja, du hast eine Familie. Eine reizende Frau und eine hübsche elfjährige Tochter. Und ich habe gestern im Busbahnhof eine zwölfjährige Suchtgifttote gesehen. Bei einem solchen Anblick wird dir anders, mein Lieber. Ein zwölfjähriges Leben ist erloschen. Und schuld daran hat vielleicht Massimo Matania. Nächstes Jahr ist deine Tochter zwölf. Du kannst nicht wissen, ob sie nicht auch an Matanias Stoff zugrunde geht.“

„Meine Frau und ich werden sie schon davon fernhalten.“

„Das schaffst du nicht. Sie kriegt es in der Schule, ist neugierig, probiert es mal, nur um nicht als feige zu gelten. Findest du es richtig, Bastarde wie Massimo Matania unbehelligt schalten und walten zu lassen? Ist es in Ordnung, dass ihm der Rauschgifthandel in unserer Stadt noch nicht reicht, dass er den Umsatz auch noch ankurbelt? Sollen wir wirklich nichts gegen diesen gewissenlosen Teufel unternehmen?“

„Das Gesetz bindet uns die Hände“, sagte Hawkins.

„Ja, das Gesetz ist manchmal ein so enges Korsett, dass wir Bullen darin keine Luft kriegen, während sich Kerle wie Matania frei und ungezwungen bewegen können, aber es gibt uns auch die Handhabe, solche Verbrecher einzusperren. Je mehr wir von ihnen festsetzen, desto mehr werden sie es sich überlegen, ihr Rauschgiftgeschäft auszubauen. Die Mafia hat gern Ruhe. Wenn ihr ein Geschäft zu viel Unannehmlichkeiten einbringt, lässt sie lieber die Finger davon, oder sie steckt wenigstens zurück. Wenn wir das erreichen, haben wir einen großen Erfolg gegen diese Verbrecherbrut errungen, Gareth. Darauf müssen wir hinarbeiten. Ohne Rücksicht auf Verluste.“

Hawkins seufzte. Truman Tiller hatte gewiss recht. Es war wichtig, die Cosa Nostra mit allen zu Gebote stehenden Mitteln zu bekämpfen. Aber das hätten nicht nur sie beide, sondern der gesamte Polizeiapparat und jeder Mann, der nicht dem Syndikat angehörte, tun müssen. Nur so hätte man den Mob in die Schranken weisen können.

Zwei Mann reichten in einem solchen Kampf nicht aus …

„He“, sagte Truman Tiller plötzlich. „Da ist er.“

Hawkins blickte durch die Frontscheibe. Er sah Massimo Matania in einen weißen Mustang steigen. Tiller zündete sofort die Maschine. Als sich der Wagen des Mafioso von der Bürgersteigkante löste, folgten ihm die Cops.

Gareth Hawkins nagte nervös an seiner Unterlippe. Tiller forderte möglicherweise ihrer beider Schicksal heraus, aber was immer passieren würde, Hawkins würde nicht kneifen und Tiller im Stich lassen. Der Kollege konnte sich hundertprozentig auf ihn verlassen.

Sie ließen Massimo Matania zwei Straßen weit fahren, dann schaltete Truman Tiller Rotlicht und Sirene ein. Er drückte fester aufs Gaspedal. Der Streifenwagen holte auf.

Matania begriff sofort, dass die Sirene ihm galt. Er verlangsamte sein Tempo. Der Patrol Car überholte den weißen Mustang und schnitt dann scharf rechts in die Fahrspur des anderen Wagens hinein.

Matania bremste.

Tiller und Hawkins sprangen aus dem Radio Car. Die Dienstwaffen lagen in ihrer Hand. Truman Tiller hätte nichts dagegen gehabt, wenn Massimo Matania eine Waffe hervorgezaubert hätte, aber der Mafioso gab sich betont friedlich.

„Halte dich im Hintergrund!“, zischte Tiller seinem Kollegen zu.

Hawkins nickte.

Tiller lief zum Mustang, dessen Seitenfenster offen war. Massimo Matania grinste ihn an. „Darf ich erfahren, was das soll, Officer?“

„Raus aus dem Wagen!“, schnarrte Truman Tiller.

„Was werfen Sie mir vor? Ich habe die Geschwindigkeitsbeschränkung nicht überschritten und die Verkehrsregeln genau beachtet.“

„Und der alte Mann, den Sie beinahe über den Haufen gefahren hätten?“

„Da war kein alter Mann. Officer.“

„Können Sie das beweisen, Matania?“, fragte Tiller grinsend. „Los, steigen Sie aus! Aber ein bisschen plötzlich! Mit Kerlen wie Ihnen machen wir nicht viel Geschichten!“ Tiller riss die Tür auf und richtete den Revolver auf den Mafioso.

„Sie behandeln mich wie einen Schwerverbrecher!“, stellte Matania fest.

Wieder grinste Tiller. „Vielleicht sind Sie einer. Steigen Sie aus!“

„Ich werde mich über Sie beschweren. Ich kenne meine Rechte. Sie dürfen nicht auf diese Weise über mich herfallen.“

„Ich darf noch viel mehr, mein Lieber. Spannen Sie meine Geduld nicht länger auf die Folter, sonst vergreife ich mich noch an Ihnen.“

„Auch das ist Ihnen untersagt.“ Matania verließ sein Fahrzeug.

Tiller nahm ihn sofort in Empfang. „Umdrehen!“, kommandierte er. „Hände auf das Wagendach, zwei Schritte zurück, Beine grätschen. Leute wie Sie kennen dieses Spiel ja schon.“

Hastig durchsuchte Truman Tiller den Gangster.

„Was suchen Sie?“, fragte Matania überheblich. „Ich bin nicht bewaffnet.“

„Könnte es sein, dass Sie ein bisschen Rauschgift bei sich tragen?“

„Wie kommen Sie denn auf die Schnapsidee?“

„Du hast Stoff bei dir, verdammt, und ich werde ihn finden!“, zischte Tiller. „Mir kannst du den Unschuldsengel nicht vorspielen, du Stück Dreck.“

„Sie werden sich für diese Behandlung entschuldigen müssen.“

„Das erlebst du in hundert Jahren nicht“, knirschte Truman Tiller. Er war enttäuscht, denn in Matanias Taschen fand sich kein Körnchen Heroin. Aber er resignierte deswegen noch nicht. Er war immer noch zuversichtlich, bei Matania Stoff finden zu können. Wenn der Kerl das Rauschgift nicht in seiner Tasche hatte, dann befand es sich im Wagen.

„Was nun?“, fragte Massimo Matania grinsend. „Ihr Überfall war wohl ein Schlag ins Wasser, wie?“

„Das ist noch nicht erwiesen“, sagte Tiller bissig. „Ich möchte einen Blick in den Kofferraum werfen.“

„Aber bitte, warum nicht?“

„Gareth, du nimmst dir inzwischen das Innere des Wagens vor“, rief Tiller seinem Kollegen zu.

Matania schloss den Kofferraumdeckel auf. Er schien nichts zu verbergen zu haben. Man sah ihm nicht an, wie es in ihm kochte. Wut und Hass tobten in ihm. Was dieser Cop sich herausnahm, sollte er büßen. Einen harten Schlag würde Matania gegen diesen Mann führen, damit man auch bei der Polizei erkannte, dass man so nicht mit ihm umspringen durfte.

Tiller wühlte sich durch den Kofferraum. Er klopfte die Hohlräume ab, öffnete den Reservekanister, sah unter den Teppich, mit dem der Kofferraum ausgelegt war. Nichts.

Als Tiller sich aufrichtete, lächelte ihn der Mafioso eiskalt an. „Sind Sie nun zufrieden?“

„Dir wird das Grinsen schon noch vergehen!“, meinte Truman Tiller. „Ich weiß, dass du auf der Tour bist. Du wolltest deine Freunde beliefern.“

Matania schüttelte den Kopf. „Was Sie sich so alles zusammenspinnen. Sie sollten sich mal untersuchen lassen.“

„Ich bin völlig in Ordnung, Freundchen.“

„Hören Sie, ich habe es eilig. Darf ich endlich weiterfahren?“

„Nein. Wir sind mit dir noch nicht fertig.“

Gareth Hawkins durchsuchte das Handschuhfach, sah sich die Ablageflächen an, schaute unter die Sitze und hob im Fond sogar die Sitzfläche der Bank hoch. Tiller drückte den Kofferraumdeckel zu. Sein Kollege stieg aus. „Nichts“, sagte er unangenehm berührt.

„Auf wessen Mist ist das eigentlich gewachsen, mich so zu belästigen?“, begehrte Massimo Matania auf.

„Es war meine Idee!“, sagte Truman Tiller.

„Darauf können Sie mächtig stolz sein. Sie werden von Ihrem Vorgesetzten eins aufs Dach kriegen, dafür sorge ich!“

„Ach, halt die Klappe, Matania. Wenn ich an deiner Stelle wäre und so viel Dreck am Stecken hätte wie du, würde ich den Mund nicht so voll nehmen.“

„Ich bin ein unbescholtener Bürger.“

„Soll ich laut lachen? Gareth, hast du auch die Türfüllungen kontrolliert?“

„Nein, Truman.“

„Dann werde ich das gleich mal nachholen. Pass solange auf unseren Saubermann auf.“

Matania zog die Luft scharf ein. „Sie würden gut dran tun, mich hier nicht länger aufzuhalten.“

„Gleich“, erwiderte Tiller grinsend. „Du kannst gleich weiterfahren. Und zwar mit uns. Zum Revier.“

Er löste zuerst die Türverkleidung auf der Beifahrerseite. Da fand er nichts. Aber auf der Fahrerseite wurde er fündig. Mindestens fünf Kilogramm Heroin holte er aus dem Hohlraum der Tür. Triumph glitzerte in seinen Augen. Endlich konnte er Massimo Matania etwas anhängen. Es war ein großer Tag für Truman Tiller.

„Ich wusste, dass du Stoff bei dir hast“, sagte er begeistert.

„Was ist das?“, fragte Matania steif.

„Heroin. Lupenreines Heroin. Und es gehört dir. Das wird dir den Hals brechen, mein Junge.“

„Es gehört mir nicht“, behauptete der Mafioso.

„Das nehme ich dir nicht ab. Du hast es in der Tür versteckt und wolltest es deinen Freunden bringen.“

„Ich schwöre Ihnen, ich weiß nicht, wie das Rauschgift da hineinkommt“, behauptete der Gangster.

Aber Truman Tiller winkte ab und sagte: „Weißt du was? Erzähl das deiner Großmutter.“

Mördersuche am Strand: 10 Ferienkrimis

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