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Roberto Tardelli gähnte. Seit einer halben Stunde wartete er schon auf Jack Johnston. Allmählich wurde die Sache langweilig. Roberto lehnte sich im Wagen bequemer zurück und versuchte, sich auf die Musik zu konzentrieren, die aus den Stereolautsprechern drang.

Es war fünfzehn Uhr an diesem diesigen Junitag in Chicago, und Roberto hatte gegähnt, weil er in der vergangenen Nacht kein Bett gesehen hatte. Eine Menge Dinge waren zu erledigen gewesen. Unter anderem hatte Roberto zwei falsche Rauschgiftspuren verfolgt, wobei ihm – eigentlich ganz unbeabsichtigt und nebenbei – ein lange gesuchter Messerstecher in die Hände gefallen war.

Der Mann brummte inzwischen im Untersuchungsgefängnis, und Roberto lag hier vor Johnstons Haus auf der Lauer, weil man ihm den Tipp gegeben hatte, diesem Kameraden auf den Zahn zu fühlen.

Ein Wagen fuhr vor. Ein weißer Chrysler war es. Aus dem Fahrzeug stieg ein magerer Mann in weißem Leinenanzug, schwarzem Hemd, natürlich bis zum Nabel offen, damit man die schwarzen Haare auf der Brust und die zahlreichen Goldkettchen samt Anhänger sehen konnte, die der Knabe um den Hals trug.

Das war Jack Johnston. Ein Taugenichts, der dem Herrgott den Tag stahl. Ein Kerl, der so unnütz war wie ein Kühlschrank bei den Eskimos. Er lebte vom Geld seines Vaters, gab vor zu studieren, kassierte seinen monatlichen Scheck in beträchtlicher Höhe und dachte nicht im Schlaf daran, irgend etwas Nützliches für diese finanzielle Unterstützung zu tun.

Im Gegenteil. Er hatte sich in letzter Zeit zu einer gefährlichen Plage der Menschheit entwickelt. Deshalb wartete Roberto Tardelli hier.

Johnston verschwand in dem Haus, in dem er wohnte. Roberto drehte das Autoradio ab. Er ließ

Johnston noch fünfzehn Minuten Zeit. Bevor er ausstieg, prüfte er den Sitz seiner Luger, die im Schulterhalfter steckte. Er nahm nicht an, dass er eine Waffe brauchen würde, aber es konnte nicht schaden, Johnston wissen zu lassen, dass bei der Unterredung unter vier Augen eine Kanone dabei war. Johnston würde dann vernünftig bleiben.

Roberto überquerte die Straße. Er betrat das Gebäude. Johnston wohnte in der sechsten Etage. Roberto drückte auf den Rufknopf und wartete auf den Lift. Johnston kannte ihn noch nicht, würde ihn aber sehr schnell kennenlernen. In den letzten Monaten hatte sich nämlich an Johnstons Stecken eine Menge Dreck angesammelt.

Deshalb würde ihn Roberto bestimmt nicht mit Samthandschuhen anfassen. Johnston veranstaltete in unregelmäßigen Abständen Heroinpartys. Roberto wollte von ihm erfahren, woher er den Stoff bezog.

Eine Vermutung gab es diesbezüglich bereits: Massimo Matania. Es hieß, dass Jack Johnston den Stoff von diesem Mafiahändler bezog. Da Matania so etwas aber nicht so einfach nachzuweisen war, musste sich Roberto von dieser Seite an den Gangster heranarbeiten.

Es war garantiert die Idee der Mafia gewesen, solche Rauschgiftpartys zu veranstalten. Es hieß, dass nach diesem Muster schon etliche Rauschgiftzirkel ins Leben gerufen worden waren.

Pech für Jack Johnston, dass sich in seiner Runde die achtzehnjährige Tochter eines bekannten Wissenschaftlers befunden hatte. Johnston hatte sie auf die Nadel gebracht. Das Mädchen war

binnen Kurzem so süchtig geworden, dass es nicht mehr ein noch aus wusste und sich im Keller des elterlichen Hauses erhängte.

Kein Wunder, dass Roberto darauf brannte, Johnston dafür und für all die anderen Delikte, die er begangen hatte, die hohe Rechnung zu präsentieren.

Der Fahrstuhl langte im Erdgeschoss an. Die Lifttür öffnete sich leise summend. Roberto betrat die Kabine, drückte auf den sechsten Etagenknopf, und mit einem sanften Ruck setzte sich der Aufzug in Bewegung.

Verrückt waren die Leute, die sich von Johnston überreden ließen, Rauschgift zu nehmen. Aber es gab mehr als genug davon, und es wurden immer mehr, die es einmal ausprobieren wollten.

Dass man schon nach dem ersten Schuss süchtig sein konnte, ließ Johnston nicht gelten. Er meinte, das wäre eine Charaktersache und jeder, der einen festen Willen habe, könne jederzeit wieder von dem Zeug loskommen.

Das sagte er zwar, aber es stimmte nicht, denn er selbst war drogenabhängig und schaffte den Ausstieg nicht mehr.

Sechste Etage.

Roberto verließ den Fahrstuhl. Wenig später stand er vor Jack Johnstons Apartmenttür. Der Mafiajäger klingelte. Drinnen schellte es laut.

Aber Johnston öffnete nicht. Roberto läutete noch einmal. Johnston machte nicht auf. Wollte er so tun, als wäre er nicht zu Hause? Roberto läutete ein drittes Mal.

Plötzlich sträubten sich seine Nackenhärchen. Irgend etwas schien hier nicht in Ordnung zu sein. Roberto legte die Finger um den Türknauf, er drehte ihn nach links.

Es war nicht abgeschlossen. Die Tür ließ sich öffnen. Roberto blieb auf dem Schuhabstreifer stehen und blickte gespannt in die Wohnung. Kein Geräusch war zu vernehmen.

Er angelte sicherheitshalber seine Luger aus dem Schulterhalfter und entsicherte sie. Es konnte mehrere Gründe dafür geben, dass Jack Johnston kein Lebenszeichen von sich gab.

Der Mann arbeitete mit dem Syndikat zusammen. Vielleicht hatte er durch irgendeine Tat den Unmut der Ehrenwerten Gesellschaft auf sich gelenkt. In solchen Fällen fackelte die Cosa Nostra zumeist nicht lange, sondern schickte einen Killer los, der das anhängige Problem aus der Welt schaffte.

War dies hier passiert?

Roberto trat ein. Er schloss die Tür hinter sich und passte höllisch auf. Niemand sollte ihn überraschen. Er war kein Freund von solchen Überraschungen, die konnten nämlich verdammt ins Auge gehen.

Die Diele war groß. Roberto erblickte sich in einem getönten Spiegel, der die Wand zwischen zwei Türen bedeckte. Er schlich auf die erste Tür zu und öffnete sie vorsichtig.

Vorratskammer. Regale bis zur Decke. Marmeladengläser und Konservendosen auf den Abstellflächen. Links ein Schuhkästchen, auf dem eine schwarze Bürste lag.

Hinter der nächsten Tür befand sich das Bad. Klein, aber teuer eingerichtet. Roberto setzte seinen Weg fort. Er fand die Küche, ein Gästezimmer, ein Wohn- und ein Schlafzimmer.

Und in diesem lag Jack Johnston. Tot.

Mördersuche am Strand: 10 Ferienkrimis

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