Читать книгу Mördersuche am Strand: 10 Ferienkrimis - Don Pendleton - Страница 26

19

Оглавление

Roberto Tardelli setzte Truman Tiller vor dem Haus ab, in dem er wohnte. „Kommen Sie nicht mit rein?“, fragte der Cop. Er hatte an diesem Tag dienstfrei.

„Ich habe mit einem Mann namens Roland Thoburn noch ein Hühnchen zu rupfen. Gleich danach komme ich zu Ihnen. Tun Sie in der Zwischenzeit nichts Unüberlegtes. Sollte es ein Problem geben, können Sie mich über das Autotelefon erreichen.“ Roberto nannte die Nummer. Tiller brauchte sie sich nicht aufzuschreiben. Er merkte sie sich auch so.

Nachdem der Cop ausgestiegen war, setzte Roberto Tardelli die Fahrt fort. Wenn ihn jemand so behandelte, wie Thoburn das getan hatte, wurde er hartnäckig. Er steckte von niemandem Prügel ein, ohne sich dafür zu revanchieren.

Fast genau an derselben Stelle wie gestern parkte er seinen blauen Pontiac. Das Haus erweckte wieder einen verwaisten Eindruck, als Roberto Tardelli das Grundstück betrat.

Aber dann bemerkte der COUNTER CRIME-Agent einen Mann. Es war einer der beiden Schläger, die sich um Thoburns Sicherheit zu kümmern hatten. Der Bursche zeigte sich kurz am Fenster.

Er sprach mit jemandem, der sich mit ihm im selben Raum befand. Roberto konnte nicht sehen, wer das war. Der COUNTER CRIME-Agent näherte sich unbemerkt dem Gebäude.

Er hörte jemanden summen und pfeifen. Es war der zweite Schläger, der sich in der Garage aufhielt. Roberto schlich die Abfahrt, die mit Waschbetonplatten ausgelegt war, hinunter.

Der Gangster war damit beschäftigt, die Zündkerzen eines nebelgrauen Cadillac zu wechseln. Die Arbeit schien ihm Spaß zu machen. Er wirkte vergnügt und war ahnungslos.

Roberto betrat die Garage. Sämtliche Türen des Cadillac und auch der Kofferraumdeckel sowie die Motorhaube waren offen. Robertos Blick fiel auf die handliche Kurbel eines Wagenhebers, die im Kofferraum lag.

Er nahm sie an sich und schlich damit näher an den Verbrecher heran. Der Mann beugte sich in den Motorraum und sang „All those years ago“, einen Hit von George Harrison, Paul McCartney und Ringo Starr.

Roberto wartete, bis der Schläger sich aufrichtete. Der Mann schien einen verzögerten sechsten Sinn zu haben. Er merkte auf einmal, dass er nicht allein in der Garage war, und zuckte herum.

Aber zu spät.

Zwar versuchte der Mann, sich mit einem blitzschnellen Schlag aus der Affäre zu ziehen, aber der Mafiajäger war schneller. Wohldosiert schlug Roberto Tardelli zu, und der Mann brach, ohne noch einen Laut von sich zu geben, zusammen.

Von der Garage führte eine Tür ins Haus. Roberto öffnete sie, eilte einen kurzen holzgetäfelten Gang entlang, erreichte eine Treppe und stieg vorsichtig hinauf.

Oben waren Stimmen zu hören. Thoburn sprach mit seinem zweiten Schutzengel, der demnächst auch im Land der Träume weilen würde. Roberto sah die halb geschlossene Livingroom-Tür.

„Ich habe Durst“, sagte Roland Thoburn in diesem Augenblick.

„Dem kann abgeholfen werden“, erwiderte sein zweiter Schläger. „Möchtest du Bier haben?“

„Keine schlechte Idee. Bring für dich auch eine Dose mit.“

Schritte. Roberto Tardelli blickte sich hastig um. Wo sollte er sich verstecken? Er eilte auf eine Tür zu, öffnete sie rasch und verschwand dahinter. Es war ein begehbarer Schrank, in den er geraten war.

Der Schläger kam aus dem Wohnzimmer. Roberto holte die Luger aus der Schulterhalfter. Er hörte den Verbrecher näher kommen und spannte die Muskeln. Er schätzte den Zeitpunkt des Angriffs präzise ab.

Das Timing stimmte. Der Schläger ging an der Tür des begehbaren Schranks ahnungslos vorbei. Roberto stieß sie auf. Sie schwang zur Seite.

Roberto schnellte auf den Mann zu, die Luger war schon zum Schlag erhoben. Der Gangster kam nicht einmal mehr dazu, sich umzudrehen. Die Luger traf ihn und fällte ihn wie die Axt den Baum.

Der Weg zu Roland Thoburn war frei.

„Bring gleich mehrere Dosen!“, rief der Heroinpartylöwe im Livingroom. „Vier Stück. Die vernichten wir im Handumdrehen!“

Roberto schlich auf die Wohnzimmertür zu. Thoburn saß in einem bequemen Sessel, rauchte und las Zeitung. Der COUNTER CRIME-Agent trat mit schussbereiter Waffe ein, um mehr Eindruck auf Thoburn zu machen, doch vorerst nahm der Mann keine Notiz von ihm.

Er registrierte zwar, dass jemand das Wohnzimmer betreten hatte, war aber der festen Meinung, es würde der Mann sein, den er um Bier geschickt hatte. Jetzt legte Thoburn die Zeitung weg und drückte die Zigarette in den Aschenbecher.

„Ah“, sagte er. „Und nun freue ich mich auf einen tüchtigen kühlen Schluck.“

„Daraus wird wohl vorläufig nichts“, erwiderte Roberto.

Es war eine fremde Stimme, und doch kam sie Thoburn bekannt vor. Er stutzte und drehte sich um. Als er Roberto Tardelli erkannte, stieß er einen heiseren Schrei aus und sprang aus dem Sessel, als hätte sein Hosenboden Feuer gefangen.

„Tardelli!“

„Dachten Sie wirklich, mich für immer los zu sein, nachdem Sie mich von Ihren Leuten auf den Müll werfen ließen? Ich war gestern schon noch einmal da, aber leider konnte ich Sie in Ihrem schönen Heim nicht antreffen. Also kam ich heute wieder.“

„Frank! Hoss!“, schrie Thoburn.

„Ihre beiden Schläger schlummern.“

Thoburns Hand zuckte in die Außentasche seines Jacketts. Er riss eine kleine Derringer-Pistole heraus. Roberto drückte ab. Die Luger bellte trocken. Das Projektil flog haarscharf an Roland Thoburn vorbei. Der Mann wurde weiß wie ein Laken.

„Die nächste Kugel trifft!“, warnte Roberto Tardelli. „Lassen Sie die Waffe fallen!“

Thoburn zögerte.

„Ich bin es nicht gewohnt, mir den Mund fusselig zu reden!“, sagte Roberto Tardelli schneidend.

Thoburn hatte Angst. Deutlich schimmerte sie in seinen Augen. Seine Hand öffnete sich. Die Derringer rutschte ihm aus den Fingern und polterte zu Boden.

„Schieben Sie sie zu mir herüber“, verlangte Roberto.

Thoburn tat es.

„Noch Waffen?“, fragte Roberto.

„Nein.“

Der COUNTER CRIME-Agent wollte sich davon persönlich überzeugen. Er trat auf Roland Thoburn zu. Der Mann blickte ihn furchtsam an.

„Drehen Sie sich um!“, verlangte Roberto.

„Mein Gott, Mister Tardelli, wollen Sie mich auch niederschlagen?“

„Ich muss mit Ihnen reden, deshalb schlage ich Ihnen keine Beule. Jedenfalls so lange nicht, wie Sie sich gesittet benehmen.“

Flink durchsuchte Roberto den Mann. Er fand ein Messer in Thoburns Hosentasche und nahm es sicherheitshalber an sich. Danach durfte sich Roland Thoburn wieder umdrehen.

„Erinnern Sie sich noch an die Fragen, die ich Ihnen gestern gestellt habe?“, bemerkte Roberto.

„Ja.“

„Dasselbe interessiert mich heute immer noch. Von wem beziehen Sie Ihren Stoff?“

Thoburn zögerte mit der Antwort.

„Von Massimo Matania?“, fragte Roberto.

„Ja“, sagte Roland Thoburn kleinlaut.

„Bringt er das Rauschgift immer selbst?“

„Ja.“

„Wann?“

„Einen Tag vor der geplanten Party.“

„Wann ist die nächste fällig?“

„Übermorgen.“

„Dann würde Matania morgen den Stoff liefern.“

„So ist es“, sagte Roland Thoburn.

„Wie spielt sich das ab?“, wollte Roberto Tardelli wissen.

„Ganz einfach. Ich rufe ihn an, sage ihm, dass ich eine neue Lieferung brauche, und er bringt sie mir. Meine Gäste können sich nach der Party mitnehmen, was sie brauchen. Jeder deckt sich reichlich ein. Ich verkaufe stets alles, was Matania bringt. Manchmal habe ich sogar zu wenig Stoff.“

„Passen Sie auf, wir werden die geplante Party einen Tag vorverlegen“, sagte Roberto. Er verfolgte damit ein bestimmtes Ziel. „Das bedeutet, dass Sie Matania heute um eine Lieferung bitten müssen.“

„Was haben Sie vor?“, fragte Thoburn heiser.

„Ich werde Massimo Matania eine Falle stellen. Wenn er herkommt, um das Heroin zu liefern, werden nicht Sie auf ihn warten, sondern die Polizei.“

Thoburn riss die Augen auf. „Wenn das schiefgeht, kann mich das Kopf und Kragen kosten!“

„Mann, Sie stecken sowieso bis zur Halskrause im Dreck. Ich sorge auf jeden Fall dafür, dass Sie vor Gericht kommen. Sie sollten sich mit einer guten Tat mildernde Umstände sichern. Matania wird Ihnen nichts tun, dafür verbürge ich mich.“

Thoburn wand sich wie ein getretener Wurm. Er hatte keine andere Wahl. Er musste tun, was Roberto Tardelli von ihm verlangte. Seufzend erklärte er sich dazu bereit.

„Na schön, ich rufe Matania an.“

„Ein weiser Entschluss“, lobte Roberto.

Thoburn begab sich zum Telefon. Roberto Tardelli folgte ihm. Er setzte dem Mann die Luger an die Rippen und raunte ihm zu: „Keinen falschen Ton, Thoburn, sonst könnte ich die Beherrschung verlieren.“

Roland Thoburn wählte Matanias Nummer. Roberto forderte ihn auf, den Hörer so zu kippen, dass er das Gespräch mithören konnte. Matania hob nach dem dritten Läuten ab. „Hallo!“

„Hier Thoburn, Mister Matania.“

„Bin soeben nach Hause gekommen. Sie hatten mit Ihrem Anruf Glück. Was gibt‘s denn?“

„Ein paar – Freunde haben mich gebeten, die Party vorzuverlegen. Sie soll schon morgen steigen.“

„Kein Problem. Ich kann auch heute schon liefern“, sagte Matania.

„Macht Ihnen das keine Umstände?“

„Aber nein. Ein gutes Geschäft mache ich immer gern. Wie viel brauchen Sie diesmal? Das Übliche?“

„Ja.“

„Gut. Ich werde im Laufe des Tages bei Ihnen vorbeikommen.“

„Vielen Dank. Ich danke Ihnen.“

„Keine Ursache“, sagte Matania und legte auf.

„Wunderbar“, sagte Roberto Tardelli, nahm Thoburn den Hörer aus der Hand und ließ ihn auf den Apparat fallen. „Und jetzt darf ich mal telefonieren.“ Er drängte Roland Thoburn zur Seite und hielt ihn weiterhin mit der Luger in Schach.

Er klemmte den Hörer mit der Schulter fest und wählte Truman Tillers Nummer, die er bereits auswendig wusste. Der Cop hob augenblicklich ab. Er schien neben dem Telefon gesessen und auf das Läuten gewartet zu haben.

„Ja? Hallo!“

„Tardelli hier. Gibt‘s was Neues?“

„Bis jetzt noch nicht. Ich weiß immer noch nicht, was diese Verbrecher mit meinem Bruder gemacht haben.“

„Ich bin davon überzeugt, dass die Gangster es Sie bald wissen lassen.“

„Waren Sie bei Thoburn?“

„Da bin ich noch. Er hat zugegeben, dass Matania ihn beliefert.“ Roberto berichtete dem Cop von der Falle, die er für Massimo Matania aufgebaut hatte. Er bat Tiller, sich mit seiner Dienststelle in Verbindung zu setzen und dafür zu sorgen, dass Roland Thoburn und seine Schläger abgeholt wurden.

„Das erledige ich sofort“, versprach Truman Tiller eifrig.

„Zwei, drei Mann sollten dann hier Posten beziehen und auf Matania warten.“

„Keine Sorge, auch das wird arrangiert.“

„Na fein“, sagte Roberto und beendete das Gespräch.

Mördersuche am Strand: 10 Ferienkrimis

Подняться наверх