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Nachdem Truman Tiller seine Kollegen auf Trab gebracht hatte, blickte er nachdenklich auf das Telefon. Er hoffte, dass sein Bruder bald wieder frei sein würde, und er hoffte auch, dass die Gangster Peter nicht zu sehr büßen ließen. Sie durften ihn nicht für das verantwortlich machen, was er, Truman Tiller, getan hatte.

Er kam ins Grübeln. Wenn die Falle funktionierte und sich Matania darin fing, war der ganze Ärger vorbei. Die Verhörspezialisten würden aus dem Mafioso herauskriegen, wo Peter war.

Aber Matania war unberechenbar. Er konnte seine verdammte Hand auch noch nach June Tiller ausstrecken. Damit er June nicht auch noch erwischte, wollte Truman Tiller sie anrufen und bitten, zu ihm zu kommen.

Der Cop griff schon nach dem Hörer. Da durchzuckte ihn plötzlich ein Gedankenblitz. Ihm fiel wieder ein, wie George Washey, der Mechaniker auf dem Sportflugplatz, die beiden Gangster beschrieben hatte.

Der eine war blond gewesen, der andere dunkelhaarig, und der Dunkelhaarige sollte einem Filmschauspieler ähnlich gesehen haben. Ein Gangster, der aussah wie Tony Kendall.

Tiller fiel zu dieser Beschreibung urplötzlich der entsprechende Name ein: Vito Ferolli!

Er ließ den Hörer sinken. In ihm brannte der Wunsch, sich Vito Ferolli sofort zu kaufen. Er musste weg. Ferolli würde ihm sagen müssen, wohin er und der Blonde Peter gebracht hatten.

Wenn er jetzt June zu sich gebeten hätte, wäre sie hier allein gewesen. Da konnte sie gleich zu Hause bleiben. Aber warnen wollte Truman Tiller seine Schwester schon noch, bevor er ging.

Rasch wählte er ihre Nummer. Es dauerte eine Weile, bis sie sich meldete. „Hallo, Kleines“, sagte er.

„Truman. Ich habe zwei Wochen nichts von dir gehört. Warst du krank?“

„Nein, ich hatte nur ziemlich viel zu tun. Geht es dir gut?“

„Ich kann nicht klagen.“

„Ist mit deinem Freund wieder alles im Lot?“

„Wir sind wieder ein Herz und eine Seele.“ June Tiller lachte.

„Werdet ihr heiraten?“

„Ich denke, damit lassen wir uns noch bis zum Herbst Zeit. Es eilt nicht.“

„Natürlich nicht. Was macht deine Arbeit?“

„Die Angebote häufen sich“, sagte June. Sie war Modefotografin. „Was macht Peter? Er hat seit drei Wochen kein Lebenszeichen mehr von sich gegeben. Ihr seid mir vielleicht Brüder. Wie könnt ihr nur eure Schwester so vernachlässigen. Vergangene Woche habe ich versucht, Peter zu Hause zu erreichen, aber er war nicht daheim.“

„Ich nehme an, es geht ihm gut“, sagte Truman Tiller. Sein Magen krampfte sich zusammen. Er wollte June nicht beunruhigen, deshalb verschwieg er ihr, dass Peter gekidnappt worden war. „Tu mir den Gefallen und pass gut auf dich auf, June“, sagte der Cop.

„Weswegen sagst du das, Truman?“

„Ich hatte eine Kollision mit einem Mafioso. Der Verbrecher ist mächtig wütend auf mich. Unter Umständen könnte ihm etwas Verrücktes einfallen … Nicht dass ich damit rechne, aber ich möchte doch, dass du dich ein bisschen vorsiehst, versprichst du mir das?“

„Aber ja.“

„Das beruhigt mich. Ich melde mich wieder, und dann gehen du, dein Freund, Peter, seine Verlobte und ich ganz groß aus, okay?“

„Okay.“

Nach dem Telefonat verließ Truman Tiller hastig die Wohnung. Er stieg in seinen Wagen und fuhr zu Vito Ferolli. Der Mafioso wohnte im vierten Stock eines unansehnlichen Hauses mit vielen Balkonen.

Das Nachbargebäude stand so dicht daneben, dass man es von drüben fast anfassen konnte. Es war dreistöckig. Truman Tiller betrat das Haus, in dem der Gangster seine Bleibe hatte. Düfte von Wirsing, gerösteten Zwiebeln und erhitztem Käse stiegen ihm in die Nase.

Es gab zwar einen Fahrstuhl, aber dem wollte Truman Tiller sein Leben nicht anvertrauen. Er lief zu Fuß die vier Stockwerke hoch. Oben war er ein bisschen außer Atem, aber das dauerte nicht lange.

Er trat vor Ferollis Tür. Nun stand er unter Strom. Gleich würde er dem Mann gegenüberstehen, der seinen Bruder entführt hatte. Dass Vito Ferolli zu Hause war, hörte der Cop.

Der Mafioso schlug soeben in seiner Wohnung eine Tür zu. Tiller klopfte. Die Schritte des Gangsters näherten sich der Tür. Ferolli öffnete, und dann standen sie einander gegenüber – der Polizist und der Verbrecher.

Überrascht sprang Ferolli zurück. Tiller wuchtete sich vorwärts. Vito Ferolli wollte die Tür zuschmettern, doch Truman Tiller rammte sie mit der Schulter beiseite und packte den Mafioso.

Er riss den Kerl an sich. Dann stieß er ihn gegen die Wand und hämmerte die Tür mit dem Fuß zu. „Wo ist Peter? Wo ist mein Bruder?“, knurrte der Cop.

„Keine Ahnung. Ich weiß es nicht.“

„Rede! Sag die Wahrheit! Wieso bist du erschrocken, als du mich gesehen hast?“

„Weil Sie ein Bulle sind. Ich erschrecke immer, wenn ein Bulle unverhofft bei mir auftaucht.“

„Du hast mit deinem blonden Komplizen meinen Bruder entführt. Ihr hattet von Matania den Auftrag dazu.“

„Ich schwöre Ihnen, Sie irren sich. Ich habe niemanden gekidnappt.“

„Das glaube ich dir nicht. Wohin habt ihr Peter gebracht?“

„Ich kenne Ihren Bruder überhaupt nicht.“

„Junge, meine Geduld ist gleich zu Ende.“

„Ich weiß wirklich nicht, was Sie von mir wollen …“

Tillers Faust traf den Mafioso. Vito Ferolli brüllte auf. Er versetzte dem Cop mit beiden Händen einen kraftvollen Stoß. Truman Tiller blieb mit den Hacken am Rand des grauen Sisalläufers hängen und fiel.

Ferolli hetzte ins Wohnzimmer. Er riss die Balkontür auf, stieg auf das Geländer und sprang mit einem weiten Satz auf das Dach des Nachbarhauses hinüber. Tiller hätte den Gangster mit einem einzigen Schuss von den Beinen holen können, doch er verzichtete darauf. Er brauchte den Gangster lebend, um zu erfahren, wo Peter war. Ein Schuss hätte tödliche Folgen haben können.

Deshalb sprang auch Tiller auf das Nachbardach hinüber und nahm die Verfolgung des Gangsters auf. Es war ein Flachdach mit vielen Aufbauten. Dazwischen gab es einen Verschlag, in dem Tauben gurrten.

Dahinter versteckte sich Vito Ferolli, und als Truman Tiller den Taubenschlag erreichte, schnellte der Mafioso mit einem Messer in der Faust hervor. Er stach sofort zu.

Tiller brachte sich mit einem Sprung vor der blitzenden Klinge in Sicherheit. Seine Handkante sauste nach unten. Ferolli schrie auf. Aber er ließ das Messer nicht fallen.

Erneut stach er zu. Diesmal schlitzte er Tillers rechten Ärmel auf. Abermals versuchte der Cop, den Gangster mit einem Handkantenschlag zu entwaffnen. Vito Ferolli drehte sich und entging dem Treffer. Waagrecht zog er die Klinge durch die Luft. Um ein Haar hätte er Tillers Hals getroffen.

Der Cop ging nun aufs Ganze.

Ferolli verlor die Waffe. Er bückte sich danach. Tillers Uppercut traf ihn hart. Der Mafioso taumelte bis zum Dachrand zurück.

Er griff aber sofort wieder an. Hassverzerrt war sein Gesicht.

Truman Tiller federte zur Seite, und Vito Ferolli verlor das Gleichgewicht.

Sein eigener Schwung riss ihn vorwärts. Er stürzte in die Tiefe, drehte sich dabei um die eigene Achse und landete auf dem Rücken. Das überlebte er nicht.

„Verdammt!“, entfuhr es Truman Tiller.

Er hatte das nicht gewollt. Wie sollte er nun erfahren, wohin die Gangster seinen Bruder verschleppt hatten? Er eilte den Weg zurück, den er gekommen war, sprang nach drüben und kletterte über den Balkon wieder in Vito Ferollis Wohnung in der Hoffnung, dort einen Hinweis darauf zu finden, wo Peter steckte.

Der Blonde hieß Bill Partridge. Er hatte eine Privatsache zu erledigen gehabt und beabsichtigte, hinterher seinen Komplizen in dessen Wohnung aufzusuchen. Als er die Straße überqueren wollte, sah er Vito Ferolli von seinem Balkon auf das Dach des Nachbarhauses springen.

Gleich darauf tauchte Truman Tiller auf. Der Cop folgte Vito, und es dauerte nicht lange, da sah Bill Partridge die beiden Männer am Dachrand auftauchen. Sie kämpften verbissen, schenkten einander nichts.

Als Vito Ferolli vom Dach fiel, verzog der Blonde unwillkürlich das Gesicht. Er beobachtete, wie Truman Tiller in Vitos Wohnung zurückkehrte. Die Straße war menschenleer, aber es würde wohl nicht lange dauern, bis jemand des Weges kam und Vito fand.

Partridge eilte nicht zu seinem Komplizen. Er konnte ohnedies nichts mehr für ihn tun, also was sollte er bei ihm? Wenn ihn jemand neben der Leiche angetroffen hätte, hätte ihm das nur Schwierigkeiten eingebracht.

Der Mafioso machte deshalb sogleich auf den Hacken kehrt, rannte um die nächste Ecke und rief von einer Telefonzelle aus Massimo Matania an. Sein Boss meldete sich sofort.

„Hier spricht Bill“, keuchte Partridge.

„Was ist los? Hast du ‘nen Fünfhundertmeterlauf gewonnen?“

„Vito ist tot.“

„Was? Wieso? Was ist passiert?“

„Der Bulle ist bei ihm aufgekreuzt. Truman Tiller. Weiß der Teufel, wie er das geschafft hat.“ Partridge berichtete hastig, was sich ereignet hatte. Abschließend sagte er: „Jetzt ist er wieder in Vitos Wohnung. Soll ich mich um ihn kümmern?“

„Nein“, sagte Massimo Matania gepresst. „Das machen wir anders. Hör zu …“

Mördersuche am Strand: 10 Ferienkrimis

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