Читать книгу 1177 v. Chr. - Eric H. Cline - Страница 17

Hatschepsut und Thutmosis III.

Оглавление

Hatschepsut regierte direkt vor Thutmosis III., und während ihrer Regierungszeit gab es nicht nur Interaktionen mit der Ägäis, sondern auch mit anderen Regionen des alten Orients. Im Grunde war sie es, die der 18. Dynastie internationale Kontakte und globales Prestige einbrachte, indem sie die Diplomatie dem Krieg vorzog. In ihren Adern floss königliches Blut: Sie war die Tochter von Pharao Thutmosis I. und Königin Ahmose – man sollte hier jedoch nicht verschweigen, dass ihr Vater in die königliche Familie lediglich eingeheiratet hatte.

Hatschepsut heiratete ihren Halbbruder Thutmosis II., um den Status des jungen Mannes zu verbessern, da dessen Mutter nur eine Nebenfrau des Pharaos gewesen war und nicht die eigentliche Königin; die Ehe mit Hatschepsut legitimierte seinen Anspruch auf den Thron. Dennoch schenkte sie ihm lediglich eine Tochter, keinen Sohn – was sich für die Dynastie zur Katastrophe hätte auswachsen können, hätte er nicht mit einem Mädchen aus seinem Harem einen Sohn gezeugt. Dieser wuchs als Thutmosis III. auf und war dazu bestimmt, seinem Vater auf den Thron zu folgen. Doch als Thutmosis II. völlig unerwartet starb, war der Junge noch nicht alt genug, um selbst zu regieren. So übernahm Hatschepsut kurzerhand in seinem Namen die Regierungswürde. Es war nur als ein vorübergehendes Arrangement vorgesehen, doch als sie den Thron schließlich übergeben sollte, weigerte sie sich. Sie herrschte mehr als 20 Jahre lang, während Thutmosis III. (sicherlich ziemlich ungeduldig) im Hintergrund wartete.33

Bald begann Hatschepsut, den traditionellen falschen Bart und andere Requisiten des Pharaos zu tragen. Sie zog sich Männerkleider und einen Brustpanzer an, um ihre Brüste und andere weibliche Merkmale zu verbergen; dies kann man gut an ihren Statuen in ihrem Totentempel in Deir el-Bahari erkennen. Sie änderte sogar ihren Namen, gab ihm eine maskuline anstatt der eigentlichen femininen Endung und wurde so zu »Seiner Majestät, Hatschepsu«.34 Mit anderen Worten: Sie regierte als Mann, als männlicher Pharao, nicht bloß als Regentin. Deshalb gilt sie heute als eine der bemerkenswertesten Frauen des Alten Ägyptens, gleich neben Nofretete und Kleopatra. Hatschepsut scheint nie wieder geheiratet zu haben, nachdem Thutmosis II. gestorben war; möglicherweise hatte sie aber einen Geliebten: ihren Baumeister und Obervermögensverwalter Senenmut. Wir besitzen ein (möglicherweise heimlich angefertigtes) Bildnis von ihm in Hatschepsuts Totentempel in Deir el-Bahari, dessen Bau er leitete.35

Diese faszinierende Herrscherin sandte friedliche Handelsexpeditionen nach Phönizien (dem heutigen Libanon), um Holz zu besorgen, und auf den Sinai, auf der Suche nach Kupfer und Türkis.36 Doch ihre berühmteste Delegation reiste, wie uns die Mauern in Deir el-Bahari verraten, während ihres Neunten Regierungsjahres in das Land Punt. Heute noch streiten sich die Gelehrten, wo dieses mysteriöse Punt eigentlich lag. Meistens wird es in der Region von Sudan, Eritrea oder Äthiopien verortet, aber es gibt auch Forscher, die es an der gegenüberliegenden Küste des Roten Meeres suchen, u.a. im heutigen Jemen.37

Hatschepsuts Expedition war nicht die erste, die von Ägypten aus nach Punt reiste, und es sollte auch nicht die letzte sein. Während der Epoche des Mittleren Reiches hatte es mehrere solcher Gesandtschaften gegeben, und nach ihr entsandte u.a. Amenophis III. wieder eine Delegation, Mitte des 14. Jahrhunderts v. Chr. Doch nur im Rahmen des Berichts über diejenige von Hatschepsut wird die Königin von Punt dargestellt – der Begleitinschrift nach zu urteilen, hieß sie »Eti«. Die Abbildung der ausländischen Königin hat seit jeher Anlass zu zahlreichen Kommentaren gegeben: Sie ist kleinwüchsig, mit gekrümmter Wirbelsäule, Fettrollen am Bauch und einem großen Hintern – vielfach hat man sie in modernen Beschreibungen als Beispiel für die Steatopygie (»Fettsteiß«) angeführt, also für einen Menschen mit fleischigem Bauch, gewaltigen Oberschenkeln und ausladendem Gesäß. Daneben sind Palmen, exotische Tiere und andere Details dargestellt, die auf ein entfernter liegendes Reiseziel hindeuten, und auch die Schiffe sind abgebildet, mit denen die Ägypter nach Punt fuhren, komplett mit Masten und Takelage.

Wie uns seine Annalen verraten, schickte Thutmosis III. im 33. und im 38. Jahr seiner Herrschaft (nach 1450 v. Chr.) eigene Handelsdelegationen in das Land Punt.38 Sie gehören (zusammen mit Expeditionen in den Libanon, um Zedernholz zu holen) zu den wenigen belegbaren Beispielen für einen fortbestehenden Handel zwischen Ägypten und dem Ausland während der Herrschaft Thutmosis’ III.; allerdings ist zu vermuten, dass auch ein Großteil der »Tribute« (inw) in den Szenen in Gräbern von Adeligen aus seiner Regierungszeit in Wirklichkeit Handelsgüter waren.

Unter den fremden Ländern, mit denen Ägypten unter Thutmosis III. offenbar Handelsbeziehungen pflegte und aus denen er bei drei verschiedenen Gelegenheiten inw erhielt, gab es auch eine Region, die die Ägypter Isy nannten. Am ehesten lässt sie sich mit einem Zusammenschluss einzelner Stadtstaaten im nordwestlichen Anatolien (der heutigen Türkei) identifizieren, die wir als Aššuwa kennen, oder mit Alašija, dem bronzezeitlichen Namen von Zypern. Thutmosis’ Schriftgelehrte erwähnen Isy mindestens viermal in verschiedenen Inschriften, darunter einmal neben Keftiu im Siegeslied auf Thutmosis’ »Poetischer Stele«: »Ich bin gekommen, damit du den Westen schlägst, Keftiu und Isy erstarrten in Ehrfurcht, und ich ließ sie Ihre Majestät als einen jungen Stier sehen, fest im Herzen, mit spitzen Hörnern, denen man sich nicht nähern kann.«39

Nach den Annalen seines neunten Feldzugs im 34. Jahr (1445 v. Chr.) soll der »Häuptling von Isy« inw gebracht haben, in Form folgender Rohstoffe: reines Kupfer, Blöcke aus Blei, Lapislazuli, Stoßzähne aus Elfenbein und Holz. Ähnlich war es in seinem 13. Feldzug in seinem 38. Regierungsjahr (1441 v. Chr.): Hier erfahren wir aus den Annalen, dass der »Prinz von Isy« inw in Form von Kupfer und Pferden brachte, und beim 15. Feldzug im 40. Jahr (1439 v. Chr.) heißt es, der »Häuptling von Isy« habe inw geliefert, die aus 40 Steinen aus Kupfer, einem Stein aus Blei und zwei Stoßzähnen aus Elfenbein bestanden. Die meisten dieser Objekte waren typische Geschenke, wie sie im bronzezeitlichen Nahen Osten auf der obersten diplomatischen Ebene gerne ausgetauscht wurden.40

1177 v. Chr.

Подняться наверх