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Vorwort zur deutschen Ausgabe

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Wendepunkte haben in der Geschichtsschreibung eine besondere Anziehungskraft. Das Jahr 1945 wird für immer mit dem Ende der dunkelsten Epoche deutscher Geschichte verbunden sein. 1914 sehen wir nicht nur als Jahr des Weltenbrands, sondern auch als Aufbruch in die Moderne. Mit der Entdeckung Amerikas 1492 wird die Welt global. Und im Jahre 476 nach Christus gingen die letzten Reste des fast tausendjährigen Römischen Reichs unter.

Aber das Jahr »1177 vor Christus«? Welches Ereignis, welcher Wendepunkt mag sich mit diesem Jahr verbinden, das einerseits doch so weit zurückliegt und sich trotzdem so exakt datieren lässt und sich damit in eine Reihe mit 476, 1492, 1914 oder 1945 zu stellen scheint?

Die Antwort auf diese Frage ist spannend, aber auch komplex. Wir verdanken sie dem renommierten Archäologen und Kulturanthropologen Eric H. Cline, der uns auf eine faszinierende Reise in die Vergangenheit mitnimmt.

Natürlich weiß der Direktor des Archäologischen Instituts an der George Washington Universität, dass es sich bei der 1177 vor Christus stattgefundenen Schlacht zwischen dem ägyptischen Pharao Ramses III. und den Seevölkern nur um eines von mehreren Ereignissen gehandelt hat, die zu jener Zeit den östlichen Mittelmeerraum und die Zivilisationen der Mykener, Hethiter und Ägypter erschütterten. Die Umwälzungen führten im gesamten anatolisch-ägäischen Raum und darüber hinaus zum Untergang bronzezeitlicher Kulturen, die sich über Jahrhunderte herausgebildet und ein beachtliches Entwicklungsstadium erreicht hatten. Auch der Fall Trojas – uns allen lebendig in den Gesängen Homers – gehört in diesen Kontext.

Was wir nicht wissen und was Generationen von Experten bewegt hat: Wie kam es zum Kollaps von Kulturen, die ihre Robustheit über 2000 Jahre lang ein ums andere Mal unter Beweis gestellt hatten? Worin lagen die Stärken und die Schwächen eines für damalige Verhältnisse hochgradig vernetzten Wirtschaftsraums? Welche minoisch-mykenischen Güter waren von solcher Anziehungskraft, dass sie aus dem heutigen Griechenland in das ägyptische Reich verschifft wurden?

Es wäre vermessen, von Eric Cline auf alle diese Fragen eindeutige Antworten zu erwarten. Sein größter Verdienst ist es jedoch, die verschiedenen modernen Erklärungsansätze zusammenzuführen. Sein Blick beginnt dabei nicht erst mit dem Verfall der betreffenden Kulturen, sondern bereits mit ihrer Blütezeit. So gesehen ist »1177 v. Chr.« von Eric Cline ein Werk, das einen faszinierenden Einblick in die Geschichte des 15. bis 12. Jahrhunderts vor Christus gibt und dabei unsere Neugier auf die kulturellen Errungenschaft einer Zeit lenkt, die uns gestern noch so unendlich fern war.

Hermann Parzinger

1177 v. Chr.

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