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Prolog

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Ein Tropfen beginnt sich von dem feuchten Fleck an der Kellerdecke zu lösen. Langsam schiebt er sich vorwärts, verharrt zitternd im flackernden Licht meines Kerzenstumpfs. Die Wand, an der ich lehne, dringt rau durch das T-Shirt in meine Haut und die Kälte des Steinbodens ist mir schon längst giftig wie eine Lähmung in die Glieder gekrochen. Wie lange kauere ich schon hier? Ich weiß es nicht. Erst bin ich noch auf und ab gegangen. Immer wieder. Auf und ab. Ich habe geschrien und an die Wände gehämmert, bis mir das Blut von den Handkanten und Fingerknöcheln gelaufen ist. Mein Klopfen erzeugte noch nicht einmal einen Widerhall. Die Keller und Verliese des Schlosses sind massiv gebaut. Das Schloss – mein Zuhause, das wohl bald mein Grab sein wird. Meine Totengräber … Nein, daran möchte ich noch nicht einmal denken!

Und Justin? Was spielt er für eine Rolle bei dem Ganzen? Fast ist es mir egal. Ich will es gar nicht wissen, will mir nicht auch das noch kaputtmachen lassen, nicht auch das noch verlieren, die Erinnerung an die Liebe. Ich will nur, dass er sicher ist. Sicher. Das Wort klingt fremd hier unten. Ich merke, wie mir ein hysterisches Kichern in den Hals steigt.

„Justin“, flüstere ich. „Justin …“ Als wäre sein Name ein Anker, der mich davor bewahrt, in die Panik abzudriften. „Justin.“ Unablässig. Ein Mantra, ein Gebet.

Auch als mein Kerzenstumpf mit einem letzten Aufflackern erlischt, murmle ich noch seinen Namen, die Augen starr und ohne zu blinzeln auf den Tropfen an der Decke gerichtet. Ich sehe ihn, obwohl die Dunkelheit alles um mich verschluckt hat. Sehe, wie er sich beharrlich vorschiebt, wächst, sehe die zähe Bewegung, mit der er sich von der Decke löst und fällt. Er fällt und fällt durch die Zeit, einen diffusen Nebel, der alles in seinen Schwindel machenden Sog zieht.

Und auf einmal bin ich mitten in meinem Albtraum, der mich verfolgt, seit ich ein Kind war. Ich spüre, wie mir der Schweiß ausbricht, als die Wände sich um mich schließen, mit langen Fingern nach mir greifen, gierig und böse, mich fangen wollen, packen, ersticken. Mit Tentakeln dringt mir der feuchte Modergeruch meines Kerkers in jede Körperzelle und ich rieche meine eigene Angst, schwer und metallisch wie Blut. Und dann beginne ich zu schreien.

Irgendwann später habe ich keine Stimme mehr und keine Kraft. Ich starre blicklos in die Dunkelheit und versuche mich zu erinnern. Wie alles war - wie lange ist es her? - und wie es begann … damals … in Rom …

Dunkle Seele Liebe

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