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Wirre Träume.

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Isabella schlief in dieser Nacht unruhig und hatte wirre Träume. Sie war im Sambodromo und tanzte gerade an den Fernsehkameras vorbei und drehte sich im Samba-Rausch, da hielt sie jemand am Kleid fest, sie aber wollte tanzen und riss sich los. Der andere hielt auch fest und so zerriss das Kleid. Zum Glück hatte sie einen schönen Bikini drunter und da die Choreografie nicht unterbrochen werden durfte, tanzte sie einfach weiter, ja sie tat sogar so, als wäre das Teil der Show und warf das Kleid ab wie eine Schlange, die sich häutet, drehte sich immer weiter und ließ ihre Hüften kreisen. Das Publikum applaudierte und zwei Kameras richteten ihre Objektive auf sie aus. Jetzt war sie doch live im Fernsehen und nicht die blöde Kuh mit der Fahne. Sie nahm ihr Kleid, schwenkte es wie eine Fahne und alle Augen richteten sich auf sie, als wäre sie Jeanne d´Arc, die auf dem Schlachtfeld vorangeht.

Sie erwachte und versuchte, den Traum ins Bewusstsein hinüberzuretten, aber sie konnte sich nicht mehr erinnern, der Traum war wie weggeblasen.

Schließlich schlummerte sie wieder ein und hatte einen neuen Traum: Sie stand auf einem Surfbrett und tanzte auf einer riesigen Welle übers Meer, die Welle wurde immer höher und überschlug sich. Sie glitt in die „Tube“, in die Wasserröhre, die sich in dem Augenblick bildet, bevor die Welle sich überschlägt. Diesen Augenblick zu erleben war der Traum eines jeden Surfers, dort entlangzugleiten, wo eine halbe Sekunde später die Wassermassen zusammenstürzen. Das war der höchste Schwierigkeitsgrad und gab die höchste Bewertung der Punktrichter.


Wieder erwachte sie und diesmal erinnerte sie sich genau an den Traum mit allen Einzelheiten.

Was hatte das wohl zu bedeuten? Zur Sicherheit schrieb sie ihn schnell auf einen Notizblock, der auf ihrem Schreibtisch neben dem Bett lag. Jetzt war der Traum dokumentiert und sie schlief beruhigt wieder ein.

Es war heller Vormittag, als sie erwachte. Heute war der Tag der Entscheidung im Sambodromo, aber da sie nicht die Fahne tragen würde, war sie ganz gelassen und überlegte, wie sie die Zeit bis zum Abend verbringen sollte.

Vielleicht noch eine Runde surfen in Ipanema? Das Surfen hatte ihr mehr und mehr Spaß gemacht und die Lehrstunde mit Roberto war immer sehr lustig. Sie hatten beide den gleichen Humor und lachten viel zusammen, und wenn Roberto ihr zur Begrüßung und zum Abschied zwei Küsschen auf die Wangen gab, dann war das jedes Mal ein besonderer Moment.

Isabella hatte als Kind schon ein Skateboard gehabt und war einige Jahre damit viel unterwegs gewesen im Stadtteil, bevor das Tanzen ihre Leidenschaft wurde. Diese Kindheitserfahrung kam ihr jetzt beim Surfen zu Gute, denn ihr Gleichgewichtssinn adaptierte sich schnell auf die Verhältnisse im Wasser. Sie machte rasante Fortschritte und war die absolut Beste von allen 22 Anfängerinnen. Roberto machte ihr oft Komplimente.

„Du könntest in diesem Jahr noch an der Jugend-Stadtmeisterschaft teilnehmen“, hatte er zu ihr gesagt, „die Mädchen vom letzten Mal sind jetzt zu alt, du hättest eine echte Chance.“

Isabella hatte es sich durch den Kopf gehen lassen, warum eigentlich nicht?

Beim Surfen hatte sie gute Chancen, auf´s Siegertreppchen zu gelangen, denn es gab nur wenige Mädchen, die auf hohem Niveau surfen konnten, tanzen aber konnten viele. Samba-Tanzen war ein Volkssport, eine Massenbewegung mit langer Tradition. Ihr Vater hatte ihr die beste Surf-Ausrüstung gekauft und sie lag jederzeit bereit für sie im Schuppen der Surf-Schule. Schnell machte sie sich fertig, aß noch ein paar Happen und ab ging´s nach Ipanema.

Jugend unterm Zuckerhut

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