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Psychologie als eine kognitive Wissenschaft

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Die Kognitionswissenschaft ist das interdisziplinäre Studium des Bewusstseins und seiner Prozesse. Ihre Erkenntnisse haben sich so rasch verbreitet, dass »man inzwischen sagen kann, es habe eine »kognitive Revolution« stattgefunden. George A. Miller entwarf 2003 ein Diagramm, um die verschiedenen Bereiche zu illustrieren – darunter auch die Psychologie –, die zur Geburt der Kognitionswissenschaft beigetragen haben. Abb. 2 zeigt eine Übernahme dieses Diagramms. Die Arbeit der Psychologen ist somit heute eng mit der Arbeit anderer Wissenschaftler verbunden und wirkt beispielsweise bei der wissenschaftlichen Untersuchung des Nervensystems, also: der Neurowissenschaft, mit. Laut dem Nobelpreisträger Eric Kandel beschäftigt sich die kognitive Neurowissenschaft mit Wahrnehmung, Handlung, Gedächtnis, Sprache und selektiver Aufmerksamkeit – alles zentrale Themen der Psychologen. Kognitive Neuropsychologie zielt darauf ab, zu verstehen, wie die Struktur und Funktion des Gehirns mit diesen psychischen Vorgängen in Verbindung stehen.


Abb. 2: Bereiche, die in der Kognitionswissenschaft mitwirken

Doch können einige der Dinge, für die Psychologen sich interessieren, allein mit Hilfe wissenschaftlicher Methoden nicht verstanden werden. Vielleicht wird das auch nie möglich sein. Die humanistische Schule der Psychologie legt zum Beispiel größeren Wert auf die individuelle Darstellung [17]subjektiver Erfahrungen sowie auf qualitative und quantitative Analysemethoden. Einige der typischerweise von Psychologen verwendeten Methoden sind in Kasten 1.1 aufgelistet. Oft können Methoden fruchtbar miteinander kombiniert werden. Das, was zum Beispiel aus quantitativen Methoden wie Fragebögen entnommen wird, kann durch den Einbezug einer qualitativen Komponente erweitert werden: Ergebnisse eines Fragebogens können uns sagen, [19]dass der Zustand von Patienten, die Behandlung A erhalten haben, sich stärker gebessert hat als von denjenigen, die Behandlung B erhielten. Die qualitative Analyse semi-strukturierter Interviews könnte uns hingegen dabei helfen zu verstehen, wie Behandlung A geholfen hat, und welche Auswirkungen die jeweiligen Behandlungen auf die Patienten hatten, um auf diese Weise eine weitere Verfeinerung der Eingriffsmöglichkeiten zu ermöglichen.

Kasten 1.1 Die wichtigsten Arbeitsmethoden

Laborversuche: Eine auf einer Theorie aufbauende Hypothese wird unter kontrollierten Bedingungen getestet, die sicherstellen sollen, dass sowohl die Auswahl der Versuchspersonen als auch die Messungen der Variablen unvoreingenommen erfolgen. Die Ergebnisse sollten reproduzierbar, jedoch nicht unbedingt auf lebensnahe Situationen übertragbar sein. Diese schließen Beobachtungen des Gehirns bei der Arbeit ein.

Feldversuche: Hypothesen werden außerhalb des Labors in einer natürlichen Umgebung getestet. Diese Versuche sind jedoch weniger leicht kontrollierbar, schwerer zu wiederholen und nicht auf eine andere Umgebung übertragbar.

Korrelierende Methoden: Dabei geht es um die Einschätzung der Stärke der Beziehung zwischen zwei oder mehr Variablen, wie etwa dem Leseniveau und der Dauer der Aufmerksamkeit. Die Methode ähnelt eher einer Datenanalyse als einer Datensammlung.

Beobachtungen des Verhaltens: Das zu untersuchende Verhalten muss vorher klar definiert, die Beobachtungsmethoden müssen zuverlässig und die Beobachtungen wirklich repräsentativ für das Verhalten sein.

Fallstudien: Diese sind besonders hilfreich etwa nach einem Hirnschaden eines Patienten als Ideenquelle für spätere Forschung und zum wiederholten Messen desselben Verhaltens unter unterschiedlichen Bedingungen.

Selbsteinschätzungs- und Fragebogenstudien: Diese liefern subjektive Daten, die auf Selbsteinschätzung (oder Introspektion) aufbauen. Ihre Zuverlässigkeit (oder Reliabilität) lässt sich durch einen guten Testaufbau und die Standardisierung der Tests bei großen, repräsentativen Stichproben sicherstellen.

Umfragen: Solche Techniken sind ebenfalls nützlich, um neue Ideen zu sammeln und Stichproben aus demjenigen Teil der Bevölkerung zu erheben, für den sich ein Psychologe jeweils interessiert.

Interviews: Diese stellen die Quelle für qualitative Daten über menschliches Verhalten dar, die dafür verwendet werden können, erste Eindrücke zugrunde liegender Prozesse abzuleiten.

Jede Wissenschaft ist nur so gut wie die Daten, auf die sie sich bezieht. Psychologen müssen daher beim Sammeln von Daten, beim Analysieren, Interpretieren, Verwenden von Statistiken und beim Interpretieren der Ergebnisse ihrer Analysen möglichst objektiv vorgehen. Hier ein Beispiel, um zu zeigen, wie Daten, die zuverlässig und korrekt [20]gesammelt wurden, dennoch fehlerhaft interpretiert werden können. Wenn 90 % all derjenigen, die Kindern sexualisierte Gewalt antun, selbst als Kinder solche Erfahrungen machen mussten, liegt es nahe anzunehmen, dass die meisten Menschen, die als Kinder sexualisierte Gewalt erfahren mussten, selbst zu Kinderschändern werden – und solche Berichte finden sich tatsächlich häufig in den Medien. In Wirklichkeit folgt die Interpretation jedoch nicht logisch zwingend aus den vorhandenen Informationen – die meisten Menschen, die sexualisierte Gewalt erfahren mussten, wiederholen dieses Verhaltensmuster eben nicht. Psychologen müssen als Forscher deswegen lernen, wie sie ihre Daten auf objektive Art und Weise darlegen, so dass keine Missverständnisse entstehen können. Ebenso müssen sie lernen, die von anderen veröffentlichten Fakten und Zahlen zu interpretieren. Dafür ist ein hohes Maß an kritischem, wissenschaftlichem Denken nötig.

Psychologie. Eine Einführung

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