Читать книгу wbg Weltgeschichte Bd. I - Группа авторов - Страница 18

Die Entstehung des Menschen

Оглавление

Menschenaffen (hominidae)

Der Mensch entstand aus der Familie der Menschenaffen (hominidae). Unsere nächsten lebenden Verwandten sind die Schimpansen (Pan troglodytes) und die Bonobos (Pan paniscus), mit denen unser Genom zu etwa 95 % übereinstimmt. Der gemeinsame Vorfahr von Mensch und Schimpanse lebte vor 10 bis 6 Millionen Jahren in Afrika. Die Schimpansen haben sich in der seither vergangenen Zeit auch weiterentwickelt, so dass wir im Aussehen und Verhalten der heutigen Formen nicht das Bild unseres gemeinsamen Vorfahren sehen können. Die hominidae erlebten am Ende des Miozäns und im Pliozän eine große Entfaltung. Zwar kennen wir aus der Zeit vor 10 bis 2 Millionen Jahren etwa zwanzig Fossilien, doch es gelingt bisher nicht, den zum Menschen führenden Weg genauer nachzuzeichnen.

Auftreten der Australopithecinen

Wichtig ist das Auftreten der Australopithecinen vor etwa 6 Millionen Jahren. Es waren aufrecht gehende hominidae, die wir heute nicht nur aus den klassischen Fundgebieten in Ost- und Südafrika, sondern auch aus dem Tschad kennen. Die Herausbildung des aufrechten Gangs erfolgte allmählich und möglicherweise auch in einer bewaldeten Landschaft. Parallel dazu wurde das Gesicht flacher, mit einer weniger vorspringenden Mund-Nasen-Region, und das Gehirnvolumen größer. Es gab verschiedene Formen der Australopithecinen. Jeder neue Fund wird nach seinem Platz auf oder neben der Linie zum Menschen diskutiert. Meist handelt es sich um einzelne oder wenige Knochen, die oft nicht unmittelbar miteinander verglichen werden können, da sie von verschiedenen Körperteilen stammen. Das einzige weitgehend vollständige und deshalb so wichtige Skelett stammt aus dem Hadargebiet in Äthiopien und hat ein Alter von 3,9 bis 3,2 Millionen Jahren. Die Knochen gehörten zu einer etwa 25-jährigen Frau mit einer Körpergröße von nur 105 cm. Der Fund wurde als Lucy (nach einem Beatles-Song) berühmt. Die Lage des Hinterhauptloches, die Form des Beckens und die Morphologie des Oberschenkelknochens belegen, dass dieser Australopithecus afarensis aufrecht ging, jedoch wie andere Australopithecinen aus dem älteren Pliozän häufig kletterte. In die Zeit des A. afarensis gehören auch die Fußspuren von Laetoli (Tansania), die sich hier zusammen mit den Fährten von Tieren in vulkanischer Asche vom Ausbruch des Sadiman-Vulkans vor 3,6 Millionen Jahren erhalten haben. Diese Spuren stammen von zwei völlig aufrecht gehenden Individuen. Lucy gehörte zu einer grazilen Form der Australopithecinen, die in vielen Merkmalen dem in Südafrika definierten A. africanus entspricht. Es sind vor allem diese Formen, die zu der zum Menschen führenden Linie gehören. Dabei ist eine Änderung von Klima und Umwelt von Bedeutung, die vor 3 Millionen Jahren in Ost- und Südafrika zu größerer Trockenheit und zur Ausbreitung der Savanne führte. In dieser tropischen Graslandschaft, in der es nur vereinzelte Bäume (Akazien) und nur am Ufer der Flüsse und Seen eine dichtere Vegetation gab, lag die Heimat des Menschen. Die Savanne war sehr wildreich; die heutige Serengeti ist ein Abglanz der damaligen Verhältnisse. Doch die Vegetation in diesem Trockenklima bestand vor allem aus Steppengräsern. Die Australopithecinen mussten sich an diese Umweltverhältnisse anpassen. Es entstand eine robuste Australopithecinenform mit einem mächtigen Kauapparat, dessen Muskulatur auf dem Schädel manchmal zu einem Knochenkamm als Ansatzfläche der Muskeln führte. Diese in Ostafrika (A. robustus) und in der Kapprovinz (paranthropus) verbreiteten Formen waren Vegetarier und lebten von der Steppenvegetation. Diese Anpassung war recht erfolgreich und ermöglichte das Überleben der robusten Australopithecinen für 1,5 Millionen Jahre (2,5 bis 1 Million Jahre), noch weit in die Zeit hinein, in der es schon frühe Menschen gab.

Anpassung an die Umweltverhältnisse

Zum Menschen führte jedoch eine andere Anpassung an die veränderten Umweltverhältnisse. Es ist die Herstellung von Steinartefakten, die seit etwa 2,5 Millionen Jahren belegt ist. Vor allem handelt es sich um scharfkantige Abschläge, die mit Schlagsteinen vom Rohstück abgetrennt wurden. Je nach Spaltbarkeit des Gesteins erfolgte dies aus der freien Hand (unipolar) oder, vor allem beim schwer spaltbaren Quarz, auf einem Steinamboss, der den Schlagimpuls reflektierte (bipolar). Diese Abschläge waren Messer, mit denen Fleischstücke aus Tierkörpern herausgetrennt werden konnten. So wurde das Fleisch der Großtiere zu einem wichtigen Teil der Nahrung. Dieser Zeitpunkt ist entscheidend und unserer Auffassung nach der Beginn der menschlichen Geschichte.

Herausbildung des Homo habilis

Der Besitz von Steinartefakten führte zur Herausbildung des Homo habilis, des ersten Menschen. Die Australopithecinen und den Homo habilis kennen wir bisher nur aus Afrika. Zwar gab es in dieser Zeit auch in Eurasien südlich der Hochgebirge eine offene Graslandschaft. Diese Steppen entsprachen aber nicht den afrikanischen Akazien-Savannen und gehörten nach den bisherigen Funden nicht zum Verbreitungsgebiet der Australopithecinen und der ersten Menschen. Insofern sollte man die afrikanischen Savannen und die eurasischen Steppen südlich der Alpen, des Kaukasus und des Himalaja nicht als eine Vegetationszone zusammenfassen. Es spricht zur Zeit nichts dafür, dass ein solches großes Savannahstan von Australopithecinen bewohnt war und zur Heimat des Menschen gehörte.

wbg Weltgeschichte Bd. I

Подняться наверх