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Der Körper profitiert von Gekochtem

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Durch das Kochen können wir unsere Kilokalorien nicht nur leichter aufnehmen, wir können sie auch effizienter in körpereigene Energie umwandeln, denn das Erhitzen der Nahrung wirkt wie eine Art Vorverdauung außerhalb des Organismus. Ein Team um die Harvard-Biologin Rachel Carmody konnte dies nachweisen, indem es Mäusen jeweils vier Tage lang unterschiedliches Futter verabreichte: 1. zerkleinertes rohes Fleisch, 2. geröstetes Fleisch, 3. zerkleinerte rohe Süßkartoffeln, 4. gegarte Süßkartoffeln. Während der Phasen, in denen die Nager Gekochtes fraßen, wiesen sie ein signifikant höheres Körpergewicht auf als in den Rohkost-Phasen – bei jeweils gleicher Nahrungsmenge und vergleichbarer körperlicher Aktivität. In Bezug auf den Fleischkonsum erklären die Forscher ihre Resultate damit, dass die durch Hitze denaturierten Eiweiße besser verdaut werden können. Zudem töte das Erhitzen vorhandene Mikroben ab, was dem Körper eine energieaufwendige Infektionsabwehr erspare. Bei den Süßkartoffeln liegt der große Vorteil des Kochens vermutlich im „Verkleistern“ von Stärke: Die Zuckermolekülketten verlieren ihren dreidimensionalen Zusammenhalt und können so leichter verstoffwechselt werden.


Das „living museum“ der Ju/‘Hoansi-San in Namibia ist nicht nur eine Touristenattraktion. Die Menschen halten dort auch ihre traditionelle Lebensweise lebendig und bewahren das alte Wissen vom Leben und Überleben.

Die durch das Kochen gewonnene Energie und Zeit setzten unsere frühen Vorfahren produktiv ein: etwa für die Beschaffung zusätzlicher Nahrung oder für die Weitergabe von Wissen und Fertigkeiten – zumal so ein Kochfeuer selbst mundfaule Individuen buchstäblich in einen Gesprächskreis zwingt und der helle Schein der Flammen einen Tag um etliche Stunden verlängern kann. Die Anthropologin Polly Wiessner von der University of Utah unternahm mehrere Forschungsreisen zu den letzten Jäger-Sammler-Ethnien der Gegenwart, etwa zu den Ju/’Hoansi im südlichen Afrika. Dabei fand sie heraus: Tagsüber, während der Jagd oder der Suche nach pflanzlicher Nahrung, waren die Unterhaltungen der Menschen eher einsilbig und zirkulierten meist um praktische Aspekte wie die Fleischverteilung und die Rangordnung. „Doch abends am Lagerfeuer ging es um Themen, die die Vorstellungskraft anregten und Erinnerungen an Vergangenes wachriefen, sowie um die persönlichen Beziehungen“, protokollierte Wiessner.

Die Investition in Hirnkapazität wurde zum Kennzeichen der menschlichen Evolution. Ein Gutteil der neu gewonnenen Nahrungsenergie wurde für dieses zentrale Speicher- und Steuerungsorgan verwendet, um seine Fähigkeiten auszubauen. Und ganz nebenbei entwickelte sich die menschliche (Ess-)Kultur, die neben der bloßen Nahrungsaufnahme aus Kommunikation besteht und zudem eine Reihe von Verhaltenskonventionen hervorbrachte, die unser Menschsein ausmachen.

Die Zukunft der Ernährung

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