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Das Geschenk Friedrich des Großen an die russische Kaiserin Elizabeth

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In den Komplex der verschenkten barocken Bernsteinwände aus dem Berliner Schloss ist ein weiteres wertvolles Bernsteinobjekt aus preußischem Besitz, das nicht unerwähnt bleiben kann, einzuordnen. Unter den Gegenständen, die Friedrich der Große der russischen Kaiserin Elisabeth 1745 überbringen ließ, war ein prachtvoller Spiegelrahmen.

Im Moskauer Archiv des Auswärtigen Amtes befand sich 1882 eine Beschreibung dieses Rahmens auf die sich von Köhne beruft. Eine Mitteilung darüber erhielt von Köhne damals von dem ehemaligen Archivdirektor und Hofmeister des Kaiserlichen Hofes, Herrn Baron von Bühler.

Dieser Bernsteinrahmen fand zunächst im ehemaligen Winterhaus, dem ehemaligen Palais Peter des Großen Verwendung, bis er im Jahre 1755 ebenfalls nach Zarskoje Selo gebracht wurde, um ihn dort ins Bernsteinzimmer einzuordnen. Die ausführliche Beschreibung dieses Rahmens scheint angebracht, weil er wahrscheinlich für drei andere Rahmen, die auf den Bernsteinplatten Verwendung fanden, als Vorlage, d.h. als Muster, diente. In diese neu angefertigten Rahmen und in den Rahmen, den Friedrich der Große Elizabeth schenkte, wurden später die Steinmosaike eingefügt.

Hier ist die Mitteilung aus dem Moskauer Archiv des Auswärtigen Amtes aus dem Jahre 1882.

I.

Oben in der Mitte

1)Die Russische = Kayserl. Crone, welche von zwei nach alter Römischer Arth bewaffneten Männern gehalten wird.

2) Unter der Crone auf einem Parade-Polster das Reichs-Zepter und Schwerd.

II.

Oben auf beyden Ecken

Grotesquen von allerley Meer = Schnecken, Muscheln, Corallen-Aesten Früchten und Laubwerk.

III.

An der Mitte auf den Seiten

1) Die Kriegs=Göttin auf einer Welt=Kugel.

2)Die Friedens=Göttin auf einem piedestal, beyde in Römischer Stellung, nebst einigen Kriegs=und Sieges=Zeichen, mit welchen auf den letzten Krieg in Finnland, und den von ihrer Russ, Kaysserl. Mayt: gemachten glorieusen Frieden gezielt wird.

IV.

Unten auf beyden Seiten

1)Der Neptunus oder Meer=Gott, welcher einen Delphin aus dem Meer ziehet und erdrücket.

2) Eine Sirene, die mit einem Delphin ringet; welches die Russische Macht zur See vorstellet.

V.

„Unten in der Mitte

Allerhand Kriegs=Armaturen und Tropheen, bei welchen an jeder Seite ein Sclave lieget, wodurch die Russische Macht zu Lande angedeutet wird.“ (1)

Als das Bernsteinzimmer 1941 als „Kriegsbeute“ nach Königsberg kam, war dieser Rahmen in der genannten Form nicht mehr vorhanden, weil Änderungen und Beschädigungen ihren Teil dazu beigetragen hatten, diesem prächtigen Bernsteinrahmen ein anderes Aussehen zu geben. Inzwischen ist er rekonstruiert und schmückt mit dem Mosaik vom Tast– und Geruchssinn wieder die Südwand.

Die drei Fenster des Bernsteinzimmers, so Freiherr von Köhne, „gehen nach dem Hofe. Die denselben gegenüberliegende Hauptwand wird durch die Thür in zwei Hauptfelder getheilt. Jedes Feld zeigt in der Mitte einen großen viereckigen, äußerst reichen Bernsteinrahmen, darüber einen leeren langrunden, oben mit einem Mascaron (in der Architektur: Menschen oder Fratzengesicht - d. A.) gezierten Schild und ganz oben, eine ebenfalls von einem Mascaron überragte, von Festons umgebene Kartouche (schildförmiges Ornament des Barocks mit Laubwerk usw. - d. A.)

Der Rahmen auf der rechten Seite ist der von

F r i e d r i c h d e m G r o ß e n

der Kaiserin geschenkte Spiegelrahmen und stimmt mit der…mitgetheilten Beschreibung überein, mit Ausnahme der großen von zwei Kriegern gehaltenen russischen Krone, welche jetzt beim dritten Rahmen angebracht ist.

Die auf der Seite des Rahmens befestigten kleinen Bilder, Landschaften darstellend, sind von der unteren Seite geschnitten und sehen daher aus wie Schnitzwerke, welche mit einer durchsichtigen Bernsteinplatte bedeckt sind.

In der Mitte des Rahmens, etwa ein Drittel des Rahmens einnehmend, erscheint eine viereckige Platte aus florentinischem Hartstein (Pietra dura)= Mosaik, in einem bronzenen, vergoldeten, von Agathen, Amethysten, Jaspisen und anderen Halbedelsteinen verzierten Rahmen, der im Verzeichnis der preußischen Geschenke nicht erwähnt wird und wahrscheinlich aus anderer Quelle herrührt.

Dieses Mosaik stellt den Geschmack vor: unter Ruinen, lateinische Bauern, welche essen und trinken.“ (2)

Freiherr von Köhne, der seine Beschreibungen über das Bernsteinzimmer im Jahre 1882 veröffentlicht, muss das Bernsteinzimmer so gesehen haben, wie es auf einer Abbildung von 1859 zu sehen ist. Mit entsprechender Computervergrößerung ist auf der linken Seite der Ostwand eindeutig das Mosaik vom „Hören“ zu erkennen. (Veröffentlicht wurde die Aufnahme aus dem Jahre 1858 in „Jantarnaja komnata“, Seite 156, Bild 112. Autorenkollektiv St. Petersburg 2003).

Freiherr von Köhne beschreibt diesen linken Rahmen in der Ostwand, in dem sich das Mosaik vom „Hören“ befindet.

Das linke Feld dieser Wand gleicht dem rechten, nur ist der Mittelrahmen ganz verschieden. ...

Die Seiten dieses Rahmens sind mit Statuetten geziert gewesen, von denen die linke, Jupiter darstellend, noch vorhanden ist, die rechte aber fehlt.

Oben erblickt man, über einer mit drei Seepferden in Hautrelief gezierten Kartouche, eine beschädigte Gruppe, welche einen Amor abgebildet, der einen zusammensinkenden unbekleideten Mann aufzurichten sucht.

Die auf den Seiten und auf dem unteren Theile des Rahmens liegenden acht ovalen Medaillons stellen mythologische Gruppen dar, nämlich Neptun und Amphitrite, Mars und Venus, Vulkan, Ceres auf einen Wagen usw. In den Ecken des Rahmens sind Früchte (in Haurelief) angebracht.

Die Mosaiktafel in der Mitte stellt das Gehör vor, ebenfalls eine italienische Bauerngruppe unter Ruinen.“ (3)

Der Direktor der Städtischen Kunstsammlung Königsberg Alfred Rohde, der sich auf eigene Beobachtungen berufen kann, nachdem sich das Bernsteinzimmer im Königsberger Schloss befand, veröffentlichte folgende Einschätzung über den Rahmen Friedrich des Großen:

Bei den breiteren Wandfeldern, sind die Spiegel, die die Mitte der Felder zierten, von Rastrelli entfernt worden und an ihrer Stelle große Rahmenfelder mit eingesetzten Steinmosaikbildern verwendet worden.

Anregung zu diesen Rokokofeldern gab ein großer, heute leider sehr zerstörter Spiegelrahmen, den Friedrich der Große 1745 der Kaiserin Elisabeth schenkte und der in die linke Seitenwand eingebaut ist.

Nach ihm wurden wohl die drei anderen Rahmenstücke gearbeitet.

In alle 4 Rahmenstücke wurden italienische (toskanische) Steinmosaikbilder, die vier Sinne darstellend, eingesetzt.“ (4)

Die Einschätzung Rohdes: „...heute leider sehr zerstörter Spiegelrahmen, den Friedrich der Große 1745 der Kaiserin Elisabeth schenkte...“ deutet daraufhin, dass dieser Spiegelrahmen mit nach Königsberg gekommen ist.

Auf einer Aufnahme aus dem Jahre 1917 ist der Rahmen Friedrich des Großen in der Südwand zu sehen. Die Bestimmung Südwand wird auf dieser Fotografie möglich durch das Mosaik vom Tast- und Geruchssinn. Hier gibt es auf jeden Fall eine Übereinstimmung mit der Beschreibung aus dem Auswärtigen Amt von 1882.

Zusammenfassend kann die Feststellung erfolgen, dass es zwei unterschiedliche Hinweise über die Anbringung des Rahmens gibt.

1. Nach von Köhne in der Ostwand, rechts von der Tür mit dem Steinmosaik vom „Geschmack“.

2. Nach der Aufnahme aus dem Jahre 1917 in der Südwand, mit dem Mosaik vom „Tast- und Geruchssinn“. Hier gibt es eine Übereinstimmung mit der Feststellung Alfred Rohdes und mit dem rekonstruierten Bernsteinzimmer aus dem Jahre 2003.

______________

1.von Köhne, Seite 104.

2. von Köhne, Seite 109 -110.

3.von Köhne Seite 110.

4. Rohde, Pantheon, Seite 203.

Urheberrechtlich geschützte Bildnachweise sind zu finden unter:

1.

Die Ostwand in Zarskoje Selo. Aufnahme aus dem Jahre 1917. Jantarnaja komnata. Autoren Woronow und Kutschumow. Russische Ausgabe.

2.

Die Südwand mit dem Mosaik vom „Tast- und Geruchssinn“, Aufnahme aus dem Jahr 1917. Jantarnaja komnata. Autoren: Woronow u. Kutschumow. Russische Ausgabe.

3.

Zerstört - Entführt – Verschollen. Die Verluste der Preußischen Schlösser im Zweiten Weltkrieg. Gemälde I, Seite 135. Potsdam 2004. GKI 966

Georg Dawe. Kaiserin Elisabeth von Rußland. Leinwand, 87 x 69 cm. Am 14. Mai 1827 für 433 Taler erworben und im Berliner Schloss platziert. 1883 dort inventarisiert. 1909 im Gemäldevorrat Schloss Schönhausen. 1911 in das Schloss Charlottenburg. Zeitweilig im Hohenzollernmuseum Schloss Monbijou.

4.

Zerstört – Entführt – Verschollen. Die Verluste der Preußischen Schlösser im Zweiten Weltkrieg, Gemälde I, Seite 484. Potsdam 2004. GKI 11894 Anna Dorothea Therbusch, geb. Lisiewska. Friedrich der Große. Leinwand, 52,5 x 44,5 cm. Neues Palais – Schloss Babelsberg (?) – Juni 1944 Kloster Lehnin jetzt als Kriegsbeute im Staatlichen Puschkinmuseum, Moskau ( am 10. Oktober 1946 dort registriert).

5.

Details aus dem Rahmen Friedrich des Großen im Vergleich mit den Ausführungen aus dem Auswärtigen Amt Russlands (von Köhne), veröffentlicht in Jantarnaja komnata, St. Petersburg 2003, Autorenkollektiv.

Die Computerbearbeitung erfolgte durch den Autor. Die Bilder befinden sich im

Privatarchiv des Autors.

Das Schicksal des Bernsteinzimmers

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