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Zweites Buch 1. Gegen die Krittler

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Gefiel's Kalliope, mir die Gaben zu verleihen,

Die ihren Freunden sonst sie zur Verfügung stellt,

Den Lügen des Äsop wollt' mein Talent ich weihen;

Denn Lüg' und Poesie sind freundlich stets gesellt.

Mich wollte der Parnaß mit solcher Gunst nicht schmücken,

Die diesen Dichtungen verliehe höhern Glanz.

Kühn zwar ist das Bemühn, doch nicht unmöglich ganz –

Ich wage den Versuch, mag's Bessern besser glücken.

Ausstattete bisher gar neu und wundersam

Mit Red' und Gegenred' ich kühnlich Wolf und Lamm;

Noch mehr: es wandelten bei mir, wie ihr gelesen,

Sich Bäum' und Pflanzen um in sprachbegabte Wesen.

Wer, frag' ich, leugnete hier eines Zaubers Spur?

»Ja« hör' ich unsre Krittler sagen

»Wes du dich rühmest als Bravour,

Sind ein paar Kindermärchen nur!«

So wollt Geschichtliches ihr aus der Vorzeit Tagen,

Und zwar in höherm Stil? Hört zu: »Der Troer Heer

Hatt' in zehnjähr'gem Kampf um ihrer Festung Türme

Die Griechen mürb' gemacht, die trotz der tapfern Wehr,

Trotz aller Schlachten, aller Stürme

Noch immer nicht zerstört die Stadt voll Glanz und Pracht;

Da barg ein hölzern Roß – Minerva hat's erdacht –

Ein seltnes Kunstwerk ohnegleichen,

Den listigen Ulyß in seinen breiten Weichen,

Den tapfern Diomed, des Ajax stürm'sche Kraft,

Nebst ihrer ganzen Ritterschaft,

Die heimlich der Koloß nach Troja führt, die Blüten

Der Stadt preisgebend samt den Göttern ihrem Wüten –

'ne Kriegslist, unerhört und wirkungsreich genug,

Um der Erfinder Müh' zu lohnen«

»»Halt ein! Halt ein!«« so ruft jetzt ein Herr Superklug

»»Der Satz ist gar zu lang, man muß den Atem schonen!

Und dann, dein hölzern Roß zumeist

Und deine »Helden lobebären«

Sind doch noch weit seltsamre Mären,

Als wenn ob seiner Stimm' ein Fuchs den Raben preist.

Auch will der hohe Stil dir nicht besonders kleiden.««

Gut! Stimmen wir den Ton herab: »In Liebesleiden

Denkt Amaryllis an Alcipp, und ihre Pein

Säh'n ihre Schäflein, wähnt sie, und ihr Hund allein.

Tircis, die sie erschaut, bleibt hinterm Busche stehen

Und hört die Schäferin zum linden Zephir flehen,

Daß ihre Liebesklagen hold

Er hin zum Liebsten tragen sollt'« – – –

»»Halt! Diesen Reim laß ich nicht gelten!««

Ruft plötzlich mein Herr Mäkelbold

»»Verfehlt muß seine Form ich schelten

Und etwas dürftig an Gehalt.

Die beiden Verse nimm zurück, sie umzugießen!««

Verdammter Krittler! Schweigst du bald?

Soll meine Fabel ich nicht schließen?

Schlimm wär' es, wollt' so peinlichen

Urteilen sich ein Dichter fügen.

Unselig sind die Kleinlichen:

Sie finden nirgend ein Genügen.

La Fontaines Fabeln

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