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9. Der Löwe und die Mücke

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»Elend Insekt, der Erd' Auswurf, willst gleich dich scheren!«

Dies Wort rief einst der Löw' in Wut

Der Mücke zu. Die hatte Mut,

Sofort den Krieg ihm zu erklären.

»Meinst du« sprach sie zu ihm »daß du der König bist,

Soll mich mit Sorg' und Angst erfüllen?

Der Ochs, der noch weit stärker ist,

Ich lenk' ihn doch nach meinem Willen!«

Dem Worte folgt sogleich die Tat:

Zum Angriff gibt sie selbst das Zeichen,

Zugleich Trompeter und Soldat.

Erst sucht sie schlau ihm auszuweichen;

Doch flink um seinen Hals dann schwirrt

Sie, daß der Leu fast rasend wird.

Er schäumt, und Funken sprüht das Aug' des wilden Recken;

Er brüllt, und rings umher erzittert Tal und Berg;

Und dieser allgemeine Schrecken

Ist einer kleinen Mücke Werk.

An hundert Stellen sucht das Mücklein ihn zu necken:

Bald sticht's am Rücken ihn, bald macht's am Maul ihm Pein,

Bald kriecht's ihm in die Nas' hinein.

Nun hat des Löwen Wut erreicht den höchsten Gipfel;

Der unsichtbare Feind, wie triumphiert er jetzt,

Da Klaue nicht noch Zahn, kurz, nicht der kleinste Zipfel

Des schmerzgequälten Tiers mehr heil und unverletzt!

Der arme Leu zerfleischt sich selber, an die Weichen

Schlägt er den mächt'gen Schweif, er schlägt in kind'schem Sinn

Selbst die unschuld'ge Luft. Dies Wüten ohnegleichen

Erschöpft ihn, macht ihn matt, und bald ist er ganz hin.

Ruhmreich kehrt das Insekt zurück aus diesem Kriege,

Und wie zum Angriff erst, so bläst es jetzt zum Siege,

Ihn kündend überall. Da findet's einen Ort,

Wo heimlich lauert eine Spinne;

Es findet auch sein Ende dort.

Was uns die Fabel lehrt, fragst du mit klugem Sinne?

Daß von den Feinden – dies merk' dir zuerst, mein Kind –

Die kleinsten grade oft die allerschlimmsten sind;

Und daß, die mit Erfolg große Gefahr bestehen,

An Kleinem oft zu Grunde gehen.

La Fontaines Fabeln

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