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Kapitel 4

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Corentin Murat stand in seinem Atelier als es an der Haustür klingelte. Er legte seinen Pinsel und seine Palette ab und ging zur vorderen Tür. Geld für eine Haushälterin hätte er, die würde ihm solche Arbeiten, wie das Öffnen der Tür abnehmen. Aber er konnte zurzeit niemanden in seinem Haus gebrauchen. Es wäre einfach zu gefährlich. Murat öffnete und sah zwei Polizisten vor der Tür stehen.

„Sie wünschen?“ fragte er beinahe schon etwas unhöflich und mürrisch.

„Monsieur Murat, mein Name ist Marson und das ist mein Kollege Ylian, wir sind von der Gendarmerie in Pont Aven. Heute Morgen wurde eine Leiche direkt unterhalb der Straße, am Ufer des Aven gefunden. Wir müssen in diesem Zusammenhang alle Bewohner des Coat Melen fragen ob Sie etwas gesehen haben oder ob Ihnen etwas Ungewöhnliches aufgefallen ist in den letzten Tagen? Vor allem interessieren wir uns für fremde Fahrzeuge, die sich hier aufgehalten haben könnten.“

„Mir ist nichts aufgefallen, schon gar kein Fahrzeug. Hier kommen so gut wie nie Autos vorbei. Es gibt nur sehr wenige Anwohner hier und wir kennen uns alle. Ein Fremder würde sofort auffallen. Ich kann Ihnen nicht weiterhelfen, vielleicht kann mein Nachbar Ihnen etwas sagen. Ich war in den letzten Tagen nur in meinem Atelier und habe gemalt und mich nicht mit der Straße beschäftigt.“

„Haben Sie vielleicht diesen Mann schon einmal gesehen?“ Marson zeigte ihm das Bild auf seinem Handy.

„Nein, kenne ich nicht. War das alles?“

Marson nickte mit dem Kopf und wollte noch etwas erwidern. Aber Corentin Murat hatte bereits die Tür geschlossen. Marson sah seinen Kollegen an.

„Der ist die Höflichkeit in Person, nicht wahr?“ Ylian stimmte ihm zu und sie gingen zum nächsten Haus.

An der Klingel des Gartentores stand der Name André Germay. Marson sah Ylian an.

„Sag mal, ist das der Germay aus Concarneau? Du weißt schon, der der diese große Konservenfabrik betreibt.“

„Keine Ahnung Marc, der Typ hat aber bestimmt genug Geld, um sich so ein Anwesen zu leisten.“ Claude Ylian zeigte dabei auf das riesige Terrain, das sie hinter dem Tor sahen. Das Haus lag ungefähr dreihundert Meter vom Tor entfernt. Ein Kiesweg führte in einem leicht geschwungenen Bogen zum Haus. Links und rechts des Weges waren herrliche Rhododendren gepflanzt und dazwischen immer wieder große Hortensien. Dahinter, in zweiter Reihe standen schöne Birken und bildeten eine Baumallee.

Marson hatte geklingelt und die beiden Gendarmen warteten auf eine Antwort. Oberhalb der Klingel befand sich eine Kamera und die Hausbewohner konnten die beiden vor dem Tor sicherlich gut sehen. Eine Stimme ertönte aus dem Lautsprecher.

„Sie wünschen?“ Es war die Stimme einer Frau.

„Marc Marson und Claude Ylian, Madame wir sind von der Gendarmerie in Pont Aven und müssten mit Monsieur Germay sprechen.“

„Einen Augenblick bitte.“Marson vernahm wie die Sprechanlage abgestellt wurde. Dann dauerte es einige Minuten, bis sich die Frau wieder meldete.

„Kommen Sie bitte zum Haus, meine Herren. Monsieur Germay erwartet sie.“

Der Summer an dem Gartentor zeigte an, dass sich das Tor jetzt öffnen ließ. Die beiden Gendarmen traten in den Garten und gingen den Kiesweg hinauf zum Haus, das leicht erhöht lag. Schon bevor sie die Haustür erreichten, wurde sie von einer jungen Frau geöffnet.

„Ich bin die Haushälterin, meine Herren, Herr Germay erwartet Sie im Salon. Wenn Sie mir bitte folgen würden.“

André Germay erhob sich aus einem schweren Ledersessel als die beiden Polizisten in den Salon traten.

„Wie kann ich der Polizei helfen? Bitte nehmen Sie doch Platz meine Herren.“ Germay zeigte auf zwei Sessel, die seinem gegenüber standen.

Marson und Ylian sahen sich im Zimmer um. Die Holztäfelung an den Wänden und die maßgeschneiderten Bücherwände deuteten darauf hin, dass sie sich in der Bibliothek des Besitzers befanden. Die Wände waren mit unzähligen Büchern gefüllt. Marson fielen die zahlreichen alten Bücher auf, die in Leder gebunden und mit einem Golddruck versehen waren.

Die beiden großen Fenster mit den typischen Karos alter englischer Landhäuser, die aber auch in der Bretagne zu finden waren, verliehen dem Raum etwas sehr gemütliches. Dennoch fehlte es an Helligkeit. Die Fenster waren nach Norden ausgerichtet und das Holz an den Wänden war dunkles Mahagoni. Auf kleinen runden englischen Tischchen standen Lampen, die auch jetzt am helllichten Tag brannten. Auf einem ebenfalls im englischen Stil gehalten Beistelltisch, neben dem Ledersessel von Germay lag ein offenes Buch, das er wohl gerade gelesen hatte bevor die beiden Polizisten den Raum betraten.

Marson und Ylian nahmen Platz. Dann begann Marson das Gespräch. Er war es schon gewohnt die Fragen zu stellen. Sein jüngerer Kollege war eher zurückhaltend und überließ das Fragen ihm, warum wusste er nicht so genau. Er machte sein höheres Alter dafür verantwortlich.

„Monsieur Germay, wir haben heute Morgen eine Leiche am Ufer des Aven gefunden und befragen nun alle Anwohner, ob sie vielleicht etwas gesehen haben, ob ihnen etwas aufgefallen ist, ob sich fremde Fahrzeuge hier befanden und so weiter. Können Sie uns mitteilen, ob Ihnen etwas aufgefallen ist.“

„Nun meine Herren, da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen. Nur, gestern am späteren Abend war mir ein Renault Megan aufgefallen, als ich mit dem Hund die Straße hinunter ging. Das Fahrzeug war aus dem Finistère, was man unschwer an der Nummer 29 sehen konnte. Ich habe aber nur einen kurzen Blick auf den Fahrer werfen können.“

Marson stand auf und ging mit seinem Handy zu Monsieur Germay.

„War dies vielleicht der Fahrer?“ Er zeigte ihm das Bild des Toten.

Germay sah sich das Bild sehr genau an und überlegte.

„Das könnte er gewesen sein, aber ich bin mir nicht ganz sicher.“ antwortete Monsieur Germay.

„Haben Sie vielleicht gesehen, wohin der Mann fuhr?“

„Oh ja, das habe ich genau gesehen. Er hat den Wagen etwas weiter unten am Straßenrand abgestellt und war ausgestiegen. Danach konnte ich sehen, wie er den Hang hinunter zu den Grotten ging. Ich dachte mir noch, was er wohl dort will. Die Grotten sind praktisch nicht zugänglich, da das Wasser bei Flut die Grotten völlig ausfüllt, sind diese dann sehr gefährlich. Das war aber das Letzte was ich von dem Mann gesehen habe. Aber wie schon gesagt, ich bin mir nicht sicher, ob es sich um denselben Mann handelt.“

„Haben Sie ihn danach nicht doch noch einmal gesehen?“

„Nein, als ich zurückkam von meinem Spaziergang mit dem Hund, da stand das Auto immer noch genau an derselben Stelle. Den Fahrer habe ich aber nicht mehr gesehen. Ich ging davon aus, dass er wohl auch einen längeren Spaziergang am Aven machen würde. Am nächsten Tag war sein Auto fort. Ich nahm an, dass er nach seinem Spaziergang weggefahren war.“

„Vielen Dank, Monsieur Germay, Sie haben uns sehr geholfen. Wir werden dieser Spur weiter nachgehen.

Sie haben ein wunderschönes Haus und eine herrliche Bibliothek. Das muss ich Ihnen einfach sagen.“

„Gefällt sie Ihnen? Ich fühle mich in diesem Raum am wohlsten. Er ist zwar etwas dunkel und ich glaube, er würde mich depressiv machen wenn das ganze Haus so eingerichtet wäre. aus so wäre,

Aber da habe ich Glück, nach Süden hin ist es sehr hell und ich habe eine wunderbare Sicht auf den Aven und das Meer.“

Die beiden Polizisten erhoben sich, dankten für die Auskünfte, verabschiedeten sich und gingen zur Tür. Monsieur Germay rief seine Haushälterin und bat sie, die beiden Herren zur Haustüre zu begleiten. Marson wollte schon sagen, dass es nicht nötig sei, verkniff es sich aber im letzten Moment. Er überlegte, dass er auch die Haushälterin nach dem Toten fragen könnte. Als er ihr das Bild zeigte, schüttelte sie nur den Kopf.

„Nein, den habe ich noch nie gesehen.“ antwortete sie Marson und öffnete ihnen die Haustür.

Marson und Ylian machten sich wieder auf den Weg. Es gab hier noch etwa zehn weitere Häuser in der näheren Umgebung. Deren Bewohner mussten auch noch alle befragt werden.

„Könntest du dir vorstellen, in so einem Haus zu wohnen?“ fragte Marson seinen Kollegen.

„Neee, dafür reicht mein Polizistengehalt nicht.“ Ylian sah Marson grinsend an.

„Wenn du das Geld hättest, würdest du dann so wohnen wollen?“

„Das will ich wohl meinen, das Haus ist ja schon beinahe ein Schloss. Wer eine Haushälterin hat, der hat auch einen Gärtner. Dann bliebe für mich ja nichts zu arbeiten übrig. Ich könnte mich den ganzen Tag auf die Terrasse legen und mir die Sonne auf den Bauch scheinen lassen. Vielleicht würde das aber auch langweilig werden mit der Zeit.“

Die beiden beendeten ihr Gespräch und klingelten an der nächsten Gartenpforte.

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