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Ich rasierte also den Schrecken in meinem Spiegel. Schwarzer Kaffee, zwei Zigaretten, Honigmelone, ein Kornbrötchen mit Butter und geräuchertem Schinken bedeuteten für mich das Frühstück. Die U-Bahn bedeutete für mich der Weg zur Arbeit und mein Schlüssel der Zugang zu meinem kreativen Büro. Für diesen Tag wollte ich eine Zahnbürste bewerben, denn eine andere Firma war auf mich aufmerksam geworden. Da kam Anika in mein Büro, ohne anzuklopfen, sie klopfte nie an.

„Kommen Sie mal in mein Büro!“, sagte sie und verschwand wieder.

Ich dachte, sie hatte das mit dem Werbespot heraus bekommen und würde sich nun beschweren, dass ich sie nicht am Gewinn hatte teilhaben lassen. Ich betrat ihr Büro.

„Setz' dich!“, sagte sie.

„Sind wir jetzt beim Du?“, fragte ich.

„Ich möchte mir dir essen gehen, Roy!“, sagte Anika.

„Ach, ist ja interessant!“, meinte ich.

„Findest du?“

„Die Interessantheit liegt in dem Unwissen begründet!“, sagte ich.

„Was für ein Unwissen?“

„Ob es sich um ein Geschäftsessen oder ein privates handelt. Letzteres würde man Date nennen!“

Während des Gespräches fiel mir etwas auf. Aber ich konnte dem Auffallenden nicht weiter Raum schenken, denn die Chef-Göttin baggerte weiter.

„Was denkst du, Roy, was es sein könnte?“

Das Wort Roy betonte Anika besonders, denn das war mein Vorname, und ich spürte unmissverständlich, die Dame hatte es auf mich abgesehen. Ihre Blicke sprachen Bände und ihr Dekolleté ebenso.

„Nichts mehr mit dem Autohändler?“

„Woher weißt du?“

Da fiel mein Blick wieder auf das Aufgefallene.

„Was ist, Roy? Du bist so unaufmerksam!“

„Entschuldige bitte, aber steht da auf deinem Kalender 3012?“

„Kalender? Wir reden hier gerade über unsere Beziehung, und du sprichst von meinem Kalender?“

„Ist bestimmt nur ein Druckfehler!“, versuchte ich sie zu beschwichtigen.

„Also, was ist?“

„Ja, klar, können wir machen!“

Können wir machen? Ein bisschen mehr Begeisterung bitte!“

„Ich bin begeistert!“

„Das will ich hoffen! Also um 12 Uhr?“

„12 Uhr!“, sagte ich und verließ Anikas Büro.

Ich arbeitete noch drei Stunden, nahm dann meine Jacke und ging zu Anikas Büro. Ich trat ein,ohne anzuklopfen.

„Bitte vorher anklopfen!“, sagte sie.

„Du klopfst bei mir auch nicht an!“, wandte ich ein.

„Aber du bist mein Angestellter!“

„Irgendwie hab ich in Erinnerung, dass du vorhin von Beziehung sprachst!“

„Ah, endlich hat er es kapiert!“, sagte Anika.

Sie stand auf, nahm ihre Jacke, kam zu mir und küsste mich auf die Wange. Dann nahm sie mich einfach an die Hand. Ob ich wollte oder nicht. Ich ließ mir das gefallen, denn sie sah gut aus und roch gut. Ich sollte fahren, ich fuhr gerne, aber ihr Sportwagen gefiel mir nicht so besonders. Ich wollte lieber einen Porsche, Geld dafür hatte ich mittlerweile ausreichend, aber ich liebte das U-Bahn-Fahren. Wir fuhren zu einem Chinesen und aßen Peking-Ente. Ich liebte chinesisches Essen, und es kam, wie es kommen musste. Am Nachbartisch saß Sandy McCormick, meine ehemalige Freundin. Sandy war jünger als ich und frischer und nicht so verkopft wie meine Business-Begleiterin.

„Hallo Roy!“, sagte Sandy freudig, als sie mich erblickte.

„Hi Sandy!“, sagte ich ebenso freudig.

Und ich bemerkte Anikas misstrauischen Blick.

„Wer ist das?“, fragte sie.

„Eine Bekannte“, sagte ich.

„Aha!“, gab Anika von sich.

Ich spürte die Anspannung, die von meiner Chefin ausging. Und mir war klar, dass sie nichts für mich war. Eine verkopfte und verkrampfte Businessfrau. Die nur auf Geld aus war und anscheinend keinen Typen für sich fand. In diesem Moment spielte ich mit dem Gedanken, mich selbständig zu machen. Dann wollten wir bezahlen, und ich winkte die Kellnerin herbei. Als wir bezahlt hatten, stellte ich der Kellnerin noch eine Frage.

„Entschuldigen Sie bitte, aber würden Sie mir bitte sagen, welches Jahr wir haben?“

Die Chinesin schaute mich an, als habe ich nicht mehr alle Tassen im Schrank. Aber Chinesen sind höflich, deswegen antwortete sie mir.

„Wir haben das Jahr 3012!“, sagte sie und verschwand.

Anika schien die Konversation zwischen der chinesischen Kellnerin und mir nicht so recht mitbekommen zu haben.

„Was hat sie gesagt?“, fragte Anika.

„Sie ist einverstanden!“

„Womit?“

„Dass ich mit ihr heute Abend Sex machen werde!“

Anika schaute mich entgeistert an.

„War nur ein Scherz!“, bekannte ich.

„Schlechter Scherz, Roy!“

Wir gingen und beim Hinausgehen fasste mir meine Chefin an den Po. Mir wurde klar, dass ich ein Reizwort verwendet hatte. Den folgende Nachmittag und die folgende Nacht verbrachte ich in Anikas Bett. Trotz aller Verkopftheit, im Bett war sie eine Kanone.

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