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WIEDERHOLUNGSZWANG: HABE ICH MEINEN VATER GEHEIRATET?

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Hast du schon mehrere romantische Beziehungen hinter dir? Falls ja, wirst du höchstwahrscheinlich die folgende Beobachtung teilen: Die Personen ändern sich, aber das Beziehungsmuster bleibt gleich. Vielleicht gerätst du immer wieder an alkoholabhängige Partner oder an jemanden, der eigentlich noch in eine andere Beziehung verstrickt ist? Das sind zwei harte Beispiele. Oft ist es subtiler. Du möchtest eigentlich tiefe Gespräche mit deinem Partner führen? Und dann findest du Männer anziehend, die schweigen und nicht über Gefühle reden – wie dein Vater? Oder du findest dich, nachdem die erste Verliebtheit verrauscht ist, in einer Beziehung wieder, in der deine Freundin an dir herummäkelt – wie deine Mutter? Das wäre typisch. Unbewusst unterliegen wir einer Art Wiederholungszwang. Wir fühlen uns immer wieder zum gleichen Typ Mann oder Frau hingezogen und reinszenieren die Beziehungserfahrungen mit unseren Eltern im späteren Leben mit anderen Partnern.

»Ich habe meine Mutter geheiratet – nur mit Schwanz«, sagte eine Klientin zu mir. Was sie damit meinte, war, dass sie unter ihrem Mann ganz ähnlich litt wie damals unter ihrer Mutter. Diese war unberechenbar launisch und schnauzte sie aus heiterem Himmel an. Nach ein paar Jahren Ehe stellte sie fest, dass ihr Ehemann, der aus einem anderen Kulturkreis stammte und den sie gegen den erbosten Widerstand ihrer Mutter geheiratet hatte, zum gleichen Muster neigte. Nie wusste sie, ob sie sich sicher fühlen konnte oder ob ihr Mann sie attackieren würde. Inzwischen fürchtete sie sich davor, Freunde einzuladen, denn mehr als einmal passierte es, dass ihr Ehemann in großer Runde ihr Aussehen kritisierte: »Meine Frau zieht immer Kleider an, die ihr überhaupt nicht stehen.« Oder er beleidigte ihre Kochkünste: »Hat es euch auch nicht geschmeckt?« Die Gäste guckten dann peinlich berührt zu Boden und der Abend war gelaufen. Meine Klientin hatte sich mit dem herabwürdigenden Verhalten ihres Mannes arrangiert. Warum? Obwohl ihre Mutter sie schlecht behandelte, akzeptierte sie unvorhersehbare Attacken als normal. Sie war so sehr an das ungesunde Beziehungsmuster gewöhnt, dass ihr zunächst gar nicht auffiel, dass ihr Mann ihrer Mutter ähnelte. Erst nach einigen Jahren kam die Klientin darauf, dass ihre innere Normalität für sie selbst ungünstig und sie in einer toxischen Beziehung gefangen ist. Sie suchte Unterstützung bei mir, um dieses Muster zu durchbrechen.

Unser inneres Kind hält das, was es im Elternhaus erlebt hat, für normal. Es empfindet sozusagen Heimatgefühle, wenn jemand sich gleichartig verhält. Unbewusst wird die vertraute Dynamik aufrechterhalten. Das gilt sogar für körperliche Gewalt. Studien zeigen, dass Frauen, die als Mädchen Zeuge häuslicher Gewalt wurden, sich häufiger gewaltbereite Partner suchen. Bei Männern ist das Risiko, dass sie selbst zum Täter werden, siebenfach erhöht.8

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