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3. Modelle 3.1 Römische Geschichte

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Ein Band, der den lateinischen Titel DACIA FELIX trägt, verortet die Mitte der antiken Geschichte des Karpatenbogens und seiner Nachbargebiete in der Zeit, in der das Gebiet Teil des Römischen Reichs war. Er versucht damit ein Deutungsmodell, das – mit den erhaltenen griechischen und lateinischen Schriftquellen – die Entwicklungen vor Ort in den historischen Kontext der klassischen Antike stellt, namentlich in den des Imperium Romanum. Dies ist selbstverständlich nicht das einzig mögliche Modell zur Deutung des in den Quellen Belegten. So kann man die weniger als zwei Jahrhunderte direkter römischer Herrschaft in der Region als eine Episode in einem Zeitablauf sehen, in dem andere Episoden zwar nicht gleich gut bezeugt sind, aber deshalb nicht notwendig weniger einflussreich waren. Gelänge es etwa anhand nichtschriftlicher Zeugnisse, historische Ereignisse und Vorgänge in dem Jahrhundert vor und dem nach der Zeitenwende besser zu deuten, könnte eine solche Darstellung sich auf die Frage nach dem »Brennpunkt der Kulturen« noch vor der römischen Eroberung konzentrieren. Sie könnte dann zu verstehen versuchen, in welchen Organisationsformen die Menschen jener Zeit lebten, also Antworten auf Fragen wie folgende zu finden: War das Gebiet kontinuierlich von bereits lange ansässigen Gruppen mit je eigenen »Kulturen« besiedelt oder gab es umfangreiche Migrationen? Bestanden bereits oder entwickelten sich einzelne Stammesterritorien, eine Föderation oder eine übergreifende staatliche Organisation, etwa ein Königtum? Der Mangel an aussagekräftigen Quellen verhindert hier allerdings eine klare Antwort.

Das Risiko einer Konzentration auf die erhaltenen antiken griechischen und römischen Schriftquellen ist freilich nicht gering, da diese, wie wir (in → Kap. 2.4) gesehen haben, notwendig einseitig sind: Sie blicken stets »von außen« auf den Karpatenbogen und seine Nachbargebiete und nehmen die Region und ihre Bevölkerung kulturell als »barbarisch«, also als unzivilisiert, und politisch jedenfalls als »fremd« oder gar »feindlich« wahr. Zudem ordnen sie die historischen Vorgänge meist in ihre eigene Gesamtdeutung des Geschichtsverlaufs ein. So wird die römische Eroberung als Erfolg verstanden, der Abzug des römischen Heeres dagegen, wenn er überhaupt thematisiert wird, als Misserfolg. Doch ist es – wie wir sehen werden – möglich, andere Fragen als die nach dem militärischen »Erfolg« an die Quellen zu stellen.

Dacia felix

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