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Höllensturz Kapitel 16

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Entsetzt musste Lucifer zusehen, wie Amon zusammenbrach. Blut sprudelte aus seinem Hals, während sein Blick den des gefallenen Engels suchte, bevor er starr wurde. Mit zitternden Fingern griff Lucifer nach dem Schwert und zog es aus Amons Hals, denn ihm war bewusst, dass Satan ihn nicht lange in Ruhe lassen würde.

„Amon“, wisperte Lucifer. „Amon, Amon!“

Wie ein Zauberspruch half es ihm, die Kraft zu finden, sich erneut Satan zu stellen, der sich fauchend aufrappelte und sein Schwert aufhob. Doch als er es erneut gegen Lucifer erheben wollte, bog sich die Spitze der Klinge mit aller Macht nach rechts, bevor die Waffe begann, in Satans Hand zu schwanken, und dann zu Boden fiel wie ein Stein.

Der Dämonenkönig starrte überrascht auf sein ungehorsames Schwert und schien seinen Augen nicht trauen zu können. Lucifer aber nutzte die Gelegenheit, stieg über Amons blutigen Leichnam hinweg und rammte die Klinge in Satans Brust. Brüllend vor Schmerz schlug der Dämon nach ihm, also wich Lucifer erneut zurück, nahm Anlauf und rannte auf Satan zu. Mit aller Kraft drückte er sich von Boden ab, entging so den tödlichen Klauen und spaltete Satans Schädel mit einem einzigen Stoß.

Das hässliche Knirschen klang sogar noch lauter in Lucifers Bewusstsein als Vanths Schreie, die in dem Moment verstummten, als Satan auf den Boden aufschlug.

Die Stille lastete noch mehr auf Lucifers Ohren als der Kampfeslärm oder die Schreie. Atemlos betrachtete er die beiden toten Körper, konnte weder bei dem einen, noch bei dem anderen glauben, dass sie tot waren. Seine Finger zitterten, sodass ihm das Kurzschwert entglitt und scheppernd zu Boden fiel.

Leona näherte sich mit hastigen Schritten, stummes Entsetzen in ihren Gesichtszügen. Gerne hätte Lucifer sie getröstet, als sie neben Amon auf die Knie sank, seine Augen schloss und sanft durch sein blutverklebtes Haar strich. Lucifer setzte sich neben sie, den Blick auf Amons blasses, lebloses Gesicht gerichtet, während er realisierte, was der andere Mann für ihn getan hatte.

Amon hatte sich selbst getötet, um somit der Abhängigkeit von Satan entkommen zu können, wodurch der ehemalige Höllenkönig auch die Kontrolle über Kasdeya Elathan verloren hatte. Lucifer verdankte ihm sein Leben.

„Was wird jetzt geschehen?“, fragte er leise. Er hörte, wie am anderen Ende des Raumes eine Tür geöffnet wurde, als die Dämonen des Hofes aus dem Saal flohen, vielleicht verließen sie das Anwesen sogar ganz. Ein schwerer Seufzer entwich Lucifer, während sich die Erschöpfung eines harten Kampfes allmählich bemerkbar machte. Seine Arme fühlten sich an wie Pudding.

„Satan ist tot, damit hat die Hölle kein Oberhaupt mehr“, erklärte Leona ruhig, ohne den Blick von ihrem toten Sohn abzuwenden, den sie weiterhin sanft streichelte. „Sie wird in Chaos versinken, wenn nicht jemand das Ruder übernimmt.“

Lucifer schwieg, um ihr einige Momente der stummen Trauer zu lassen.

„Und was passiert dann mit uns?“

Sie hielt in ihren Bewegungen inne und sah ihn lange an.

„Wir sind frei, Lichtbringer. Frei, aber nicht in Sicherheit. Ein verbannter Engel ist noch immer ein gefundenes Fressen für Dämonen, obwohl du dir mit Sicherheit ihren Respekt verdient hast, indem du dich Satan gestellt hast.“

Langsam ließ sie Amon von ihrem Schoß zu Boden gleiten.

„Die Dämonen brauchen einen neuen Anführer, der sie unter Kontrolle hält und aufräumt, was Satan in der Hölle angerichtet hat.“ Sie wandte sich Lucifer zu und blickte ihm direkt in die Augen. „Klingt das nicht nach einer Aufgabe für dich?“


Ein Albtraum riss Lucifer aus dem Schlaf. Durchgefroren vor Kälte, nachdem er seine Decke im Schlaf aus dem Bett getreten hatte, setzte er sich auf und wartete, bis sein Herzschlag sich beruhigt hatte. Die Traumbilder standen ihm noch halb vor Augen, zerfetzte Körper, so viel Blut und diese entsetzliche Dunkelheit...

„Amon?“, fragte er in den Raum, nur um sicherzugehen, dass er Traum und Wirklichkeit noch auseinanderhalten konnte. Wie erwartet erklang keine Antwort, dafür kehrte die Trauer mit aller Macht zurück.

Wie ein Schlafwandler ging er ins Bad, stieg unter die Dusche und reinigte behutsam die langsam verheilenden Wunden an seinem Rücken und die Verletzung an seiner Schulter, bevor er sich anzog und das Bad verlassen wollte, als sein Blick auf den vom Wasserdampf beschlagenen Badezimmerspiegel fiel. Überrascht betrachtete er sich selbst, überlegte erst, ob es daran lag, dass er noch nicht ganz trocken war, kam jedoch zu dem Schluss, dass es einen anderen Grund haben musste, weshalb sich sein Haaransatz schwarz färbte und somit einen harten Kontrast zu seinen eigentlich engelweißen Haaren bildete.

In dem Vorhaben, Leona danach zu fragen, begab er sich hinunter in die Küche, wo die blonde Dämonin auf ihn wartete. Nach Satans Tod hatten alle außer ihr und Lucifer das Anwesen verlassen und inzwischen hatte sich zwischen den beiden eine Art Alltag eingespielt.

„Guten Morgen“, grüßte sie ihn knapp, da ihre Aufmerksamkeit dem noch warmen Brot galt, das sie in gleichmäßige Scheiben schnitt. „Hattest du wieder Albträume?“

„Ja“, murmelte Lucifer noch müde und schnappte sich eine Scheibe Brot. „Aber das ist inzwischen alltäglich für mich.“

„Ich höre ein verstecktes Aber“, antwortete sie und setzte sich zu ihm an den kleinen Küchentisch.

Lucifer zögerte, während er nach einer Möglichkeit suchte, auszudrücken, was ihn seit Satans Tod beschäftigte.

„Ich habe Hunger“, sagte er leise und erntete einen verständnislosen Blick.

„Frühstück steht auf dem Tisch, Lichtbringer, du musst nur zugreifen.“

„Nicht solchen Hunger, sondern...“ Er rang mit seinen Worten. „Hunger. Wie jemand, der grade verhungert. Wie ein Verlangen.“

Er konnte in ihrem Gesicht ablesen, dass sie verstand, was er meinte.

„Iss auf“, wies sie ihn an. „Ich werde dir nachher etwas beibringen.“




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