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12. Kapitel

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Friedrichshagen, Sommer 1917

Die Entscheidung fiel früher als gedacht.

Ludwig machte seinen üblichen Sonntagsausritt. Über seine Felder und diesmal weiter zum Wandlitz-See.

Es war ungewöhnlich warm an diesem Tag und er suchte eine angenehme Abkühlung.

Er durchquerte das kleine Wäldchen und näherte sich dem Wasser.

Unmittelbar vor dem schmalen weißen Sandstreifen war ein Pferd angebunden. Auf dem Sand lagen Frauenkleider, hastig hingeworfen, als hätte ihre Besitzerin es nicht erwarten können, endlich in den kühlen See zu springen.

Ein Stück entfernt vom Ufer sah er sie. Eigentlich nur ihren Kopf, aber er erkannte sie.

Als er so plötzlich neben ihr auftauchte, erschraken sie beide.

Nachdem sie sich von dem ersten Schrecken erholt hatten, plauderten sie über das fantastische Wetter, das herrliche Wasser, das ja doch noch recht kalt war.

„Ich muss raus“, sagte Friederike Dahlen, drehte sich um und schwamm mit kräftigen Zügen zum Ufer.

Ludwig folgte ihr. Aber er war kein so geübter Schwimmer und fiel trotz größter Anstrengung zurück. Ob Friederike das gemerkt hatte und ihm eine Chance geben wollte, gleichzeitig mit ihm am Ufer anzukommen, oder ob sie die Kraft verloren hatte, sie wurde langsamer, war nur noch einen halben Meter vor ihm. Das aber beständig.

Beinahe hätte Ludwig das Schwimmen vergessen. Er sah nur Friederikes Po, eine weiße Insel, die aus dem grünen Wasser ragte.

Noch zwei kräftige Züge, dann ließ sich Friederike ans Ufer gleiten und blieb im seichten Wasser liegen. Ludwig legte sich neben sie, betrachtete sie erst verstohlen, nach und nach immer offener. Bei jeder Bewegung, und war sie noch so klein, schickte ihr Po kleine Kreise über das Wasser. Noch bevor sie ihn erreicht hatten, hatten sie sich verloren.

Ludwig drehte sich zur Seite.

Als wollte er ein Tier vertreiben oder ein Blatt entfernen, strich er mit der Hand über ihren Rücken. Sie streckte und dehnte sich unter seiner Berührung.

Wie eine Katze, dachte er. Ja, sie hatte etwas Katzenhaftes. Wie sie ihn ansah, durch halb geschlossene Lider.

Langsam drehte sie sich auf den Rücken. Ohne dass er es eigentlich wollte, hielt er jetzt ihren Busen. Sie wehrte sich auch jetzt nicht, auch nicht, als er ihn küsste, auch nicht, als er in sie eindrang.

Zwei Monate hielt er es mit Friederike aus. Meistens trafen sie sich in der Mittagszeit, wenn die Luft flirrte und man für jede Abkühlung dankbar war. Dann stiegen sie in den See, bespritzten sich mit Wasser, nahmen sich in den Arm, versuchten es im Wasser, fanden Gefallen daran.

Am liebsten war es ihnen am Ufer, sie noch halb im Wasser liegend. Sie lachten, wenn das Wasser bei jeder seiner Bewegungen gluckste.

Aber es gab noch andere Mädchen in Friedrichshagen. Hübsche Mädchen, mindestens so hübsch wie Friederike.

Hatten sie nicht auch ein Anrecht auf ihn?

Hatte er nicht eine Verpflichtung auch ihnen gegenüber?

Bis Friederikes Vater eines Abends bei ihm auf dem Hof stand.

Ohne auch nur ein einziges Wort zu sagen, ging er auf ihn zu und gab ihm eine Ohrfeige.

„Die ist dafür, dass du Friederike ein Kind gemacht hast!“, sagte er. Und er holte noch einmal aus und schlug zu.

„Und die dafür, dass du sie sitzen gelassen hast!“

Er machte eine kleine Pause, um Ludwig Zeit zu lassen, sich wieder zu fangen.

„Noch in diesem Jahr wird geheiratet. Je früher, desto besser! Versuche nicht, dich da rauszudrehen. Dann bist du hier erledigt, das kannst du mir glauben. Ich mach dich fertig! Sonntag um vier erwarte ich dich, dann bittest du um Friederikes Hand! Und zieh dir was Anständiges an!“

Bauer Dahlen drehte sich um, schwang sich auf sein Pferd und verließ den Hof. Ohne noch ein Wort zu verlieren.

Zurück blieb ein gedemütigter Ludwig von Wernher.

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