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2.5Einmal Streit – immer Streit?

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Es wird oft argumentiert, dass Eltern, die in der Ehe oft Konflikte und Streit hatten, auch nach der Trennung weiterstreiten. Die gemeinsame elterliche Sorge erzeuge deshalb nur zusätzliche Probleme. Dieses Argument wurde auch im Vorfeld der Gesetzesrevision ins Feld geführt. Alt Nationalrat Reto Wehrli, Initiant der Gesetzesrevision, widerspricht: «Das ist Unsinn. Problematisch waren vielmehr die bisherigen Anreize – man konditionierte die Situation geradezu auf Streit. Es genügte dann, wenn einer der Eltern sagte: ‹Mit dir kann und/oder will ich nicht reden.› Und schon hatte man den Konflikt. Paare müssen sich künftig an einem anderen Standard orientieren, dem der gemeinsamen elterlichen Verantwortung. Und Paare, die das gut praktizieren, werden eine Vorbildfunktion erhalten.» Reto Wehrli plädiert für Unvoreingenommenheit: «Die persönliche Situation ist neu, und sie verdient eine neue Beurteilung. Es besteht eine Chance, dass die Beziehung entlastet wird. Vielleicht verstehen sich die Expartner nachher besser, weil ihre Elternschaft sie verbindet, die täglichen Spannungen aber weg sind.»

Genau das zeigen ausgewählte Beispiele der für dieses Buch porträtierten Eltern. Und auch Burschel (2011, S. 4) betont, manchmal könne die Trennung eine Wende zu Besserem einleiten. «Bemerkenswerterweise beschreiben einige Mütter die Trennung als Wende zum Positiven. Gab es vorher heftigen Streit, fühlten sie sich ausgelaugt und benachteiligt, so erleben sie nach der Trennung wieder einen harmonischen Umgang mit dem (Ex-)Partner, respektvolle Auseinandersetzungen und freie Wochenenden zur Erholung.»

Ob und wie gut es gelingt, mit dem Expartner weiterzukooperieren, hängt gemäss Alt-Kantonsrichter Rolf Vetterli stark von der Art des Umgangs ab: «Wichtig ist, dass man in der Situation des Abschieds, mit all den Kränkungen und den Verletzungen, dem anderen keine Forderungen stellt, sondern dass man, wenn man etwas möchte, dem anderen ein Angebot macht – Tit for Tat40 – das ist eine wichtige Erkenntnis.» Vetterli rät, diese Zeit als eine Lebensschule zu betrachten; das könne einem auch später nützen. «Im Ablauf der psychischen Trennung wechselt der Aufbruch der Gefühle sehr schnell von Schuldbewusstsein zu Rachebedürfnis, von Trauer zu Wut. Da muss man einfach durch, und man sollte in dieser Zeit auch keine Vereinbarungen treffen, sondern vorerst zuwarten.» Vetterli empfiehlt, Gespräche an einem neutralen Ort zu führen, evtl. im Beisein einer Drittperson und monatlich einmal einen Termin zu vereinbaren für ein Elterngespräch.

37Ab 2010: Neue Definition der ständigen Wohnbevölkerung, die zusätzlich Personen im Asylprozess mit einer Gesamtaufenthaltsdauer von mindestens zwölf Monaten umfasst.

38Ab 2011 basiert die Scheidungsstatistik nicht mehr direkt auf den Urteilen der Gerichte, sondern auf den im elektronischen Zivilstandsregister (Infostar) enthaltenen Eintragungen. Damit werden die Gerichte von der Lieferung der Daten an das Bundesamt für Statistik (BFS) befreit. Gemäss der Zivilstandsverordnung (ZStV) ist die Erfassung einer Scheidung von zwei Personen, die beide nicht das Schweizer Bürgerrecht besitzen, in Infostar nur dann obligatorisch, wenn die Daten der betroffenen Personen bereits erfasst sind. Trifft dies nicht zu, ist das Zivilstandsamt nicht verpflichtet, diese Scheidung zu erfassen. Dieser Wechsel der Datenquelle führt zu einem Bruch in der Reihe der Scheidungsstatistik, da nicht mehr alle Scheidungen von zwei ausländischen Personen ausgewiesen werden können.

39Gemäss DIW waren 2008 14% der Bundesbürgerinnen und -bürger armutsgefährdet. Ein Alleinstehender, der im Jahr 2007 weniger als 925 Euro netto im Monat zum Leben hatte, gehörte zu dieser Gruppe.

40«Tit for Tat» ist eine Redewendung, die mit «Wie du mir, so ich dir» (im Sinne von: Gleiches mit Gleichem vergelten) übersetzt werden kann.

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