Читать книгу Das Ende - Матс Страндберг - Страница 10

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Meine kleine Schwester Miranda schläft heute Nacht in meinem Bett. Sie ist zwar schon elf, aber in diesem Sommer hat sie wieder angefangen, am Daumen zu lutschen. Außerdem redet sie etwas kindlicher als sonst und hat Angst im Dunkeln. Aber jetzt schnarcht sie endlich eingekuschelt in einem Nest, das sie aus meiner Bettdecke geformt hat. Ich hingegen kann nicht schlafen. Ich kriege kaum noch Luft und drohe im freien Fall in ein schwarzes bodenloses Loch zu stürzen.

Ich versuche mir klarzumachen, dass die Angst bald wieder vorübergeht. Schließlich kann dieser Zustand nicht endlos andauern. Eigentlich weiß ich es ja.

Das Fußballspiel hat begonnen und das Gejohle aus der Stadtmitte ist bis hier zu hören. Die Anfeuerungsrufe werden in Wellen zwischen den Häusern hin und her getragen und hallen in meinem Kopf wider, wo sie meine Panik noch verstärken. Am liebsten würde ich bei meinem Vater in der Notaufnahme anrufen und ihn bitten, sofort heimzukommen. Heute Abend möchte nicht nur Miranda getröstet werden.

Vorhin haben wir uns gemeinsam eine Doku über den Regenwald angeschaut. (Es war Mirandas Vorschlag, denn sie liebt alles, was mit Tieren zu tun hat.) Als die Kamera eine blau glänzende, giftige Kröte verfolgte, starrte ich fassungslos auf den Bildschirm, weil mir plötzlich klar wurde, dass sie ebenfalls verschwinden wird. Es betrifft nicht nur uns Menschen, sondern auch alle Tiere. Nicht einmal Bakterien werden am Leben bleiben. Die Forscher gehen davon aus, dass unser Planet regelrecht »sterilisiert« wird.

Der Himmel draußen vorm Fenster ist stockdunkel. Mond und Sterne sind hinter einer dichten Wolkendecke verborgen. Doch irgendwo dort oben kreist Foxworth. Er ist zwar noch unvorstellbar weit entfernt, aber schon unterwegs zu uns und nähert sich mit jeder Sekunde, die vergeht.

Miranda hat mich heute Abend fast Löcher in den Bauch gefragt und mir ist schmerzlich klar geworden, wie sehr sie das alles beschäftigt. Unter anderem wollte sie wissen, was nach dem Kometen kommt, worauf ich ziemlich feige und ausweichend geantwortet habe, dass wir uns dann im Himmel wiedersehen. Daraufhin fragte sie, wie wir einander denn dort finden sollen, weil der Himmel doch bestimmt ziemlich groß ist, wenn dort alle Platz finden sollen. Meine süße kleine Schwester, die im gesamten vergangenen Jahr viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommen hat, weil es immer nur um mich ging. Wie lange grübelt sie wohl schon über all diese Dinge nach?

Sie wollte nicht allein in ihrem Zimmer schlafen und ehrlich gesagt wollte ich es auch nicht. Als sie dann dicht an mich geschmiegt im Bett lag, pochte ihr Herz ganz laut an meinem Arm, und in dem Moment musste ich unversehens daran denken, dass ihr Herz, und meines, schon bald abrupt aufhören werden zu schlagen. Genauso wie die Herzen von fast acht Milliarden weiteren Menschen.

Jetzt hämmert es so laut, dass es wehtut. Es ist, als würde es versuchen, alle künftig ausbleibenden Herzschläge vorwegzunehmen.

Das Ende

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