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4.

Wenn Wasil Saizew aus dem Fenster seiner Plattenwohnung, am Stadtrand von Kursk, schaute, sah er ein kaum beleuchtetes, graues Etwas, das sich bei näherem Hinsehen als eine stillgelegte, große Fabrikanlage entpuppte. Saizew wusste, dass der Betrieb zu sowjetischen Zeiten Ersatzteile für LKW produzierte. Damals wurde das große, breite Tor in der Nacht mit unzähligen Lampen angestrahlt, es war ein ständiges Kommen und Gehen. Selbst an Sonn- und Feiertagen war dort Leben. Es war nicht denkbar, dass diese weitläufige Produktionsanlage einmal ungenutzt verkommen würde. Dort hatte seine ganze Familie ihr Auskommen gehabt. Auch Saizew machte dort seine Lehre und galt als fleißiger Arbeiter.

Nach dem Dienst in der Armee, wurde er vom Kollektiv zum Brigadier gewählt. Sein Großvater verstarb und sein Vater wurde durch einen schweren Unfall zum Invaliden. Seine Mutter war durch die jahrelange Arbeit in einer Großwäscherei gesundheitlich angeschlagen und bezog eine bescheidene Rente. Als die ersten Plattenbauten beziehbar waren, bekam auch sein Vater eine kleine Wohnung, mit Fernheizung und Bad mit Spültoilette und Wanne. Die Familie war begeistert, von der ´modernen Ausstattung´. So einen Fortschritt gab es doch nur in der Sowjetunion. Wo auf der Welt sorgte der Staat, die allmächtige Partei, so für den kleinen Mann?

Es war die billigste Bauweise, mit primitiver Ausstattung. Wasil hatte ja keine Vergleichsmöglichkeit. Dass die Außenanlagen nie fertig wurden, dass kaum Spielplätze für Kinder da waren und dass der Putz abbröckelte und alles langsam aber unaufhaltsam vergammelte, all das sahen die Familien nicht oder wollten es nicht sehen. Hauptsache eine Wohnung mit fließend warmem und kaltem Wasser.

Es gab einen Fahrstuhl. Der war defekt und wurde einfach nicht repariert. Es kamen stürmische Zeiten auf die Saizews zu.

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