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5.

Staatspräsident Gorbatschow wollte ein freieres Russland und versuchte den Staat und die Gesellschaft zu modernisieren. Er scheiterte auf der ganzen Linie. Das Regime brach vollends zusammen, die kleinen Leute waren die ersten, die das zu spüren bekamen.

Wasil Saizew verlor seine Arbeit, unzählige andere auch. Er saß oft in der Dunkelheit am Fenster und starrte auf die Fabrik, die auch seine war und die nun langsam zerfiel. Nach und nach verteuerten sich die alltäglichsten, unverzichtbarsten Dinge. Zu Sowjetzeiten war die Versorgung schon schlecht gewesen, nun gab es tagelange Engpässe. Alkohol und Gewalt beherrschte den Alltag vieler. Das untergegangene System hatte Millionen Menschenleben gefordert und die, die nach Jahrzehnten übrig blieben, waren um ihre Arbeit und ihren Glauben betrogen worden. Wenige hatten auf Kosten vieler gut gelebt. Als deutlich wurde, dass das Sowjetschiff unterging, hatten sie wie die Ratten den sinkenden Kahn verlassen.

Früher lebte die Familie relativ gut. Saizew dachte an die staatlichen Feiertage, die mit Hilfe der Partei zu politischen Demonstrationen organisiert worden waren. War die staatsbürgerliche Pflicht getan, wurde in den eigenen vier Wänden weitergefeiert. Auch Familienfeste wurden üppig begangen und der Wodka floss in Strömen. All das, was den tristen Alltag erträglicher machte, war weg. Wasil lebte von den kleinen Renten seiner Eltern. Die Armut und Hoffnungslosigkeit machte sich breit.

Junge Leute organisierten sich in Banden, versuchten mit Straftaten ihre Situation zu verbessern. So wurde die Hemmschwelle außer Kraft gesetzt und endete im Sumpf schwerer Verbrechen. Straffällig gewordene Menschen gingen den Weg, den unzählige andere, Junge, Alte, Männer und Frauen, gegangen waren. Die kriminellen, politischen Elemente, sie wurden ausgekehrt. Russlands Hinterhof war schon immer ein Abfallhaufen für unliebsame menschliche Kreaturen.

Wende auf Russisch

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