Читать книгу Haustiere fotografieren - Nicole Schick - Страница 12

1.3Kopieren oder nicht kopieren, das ist hier die Frage

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Nicht nur die Bildbearbeitung hat sich in den letzten Jahren rasant weiterentwickelt, auch neue Motive haben sich etabliert: Neben dem klassischen Studioporträt gibt es das Leckerchenfang-Bild, bunte Holi-Farben, Bilder unter Wasser, urbane Hintergründe und vieles mehr. Viele Fotografen bieten ihr gesamtes Know-how als Online-Coaching an oder geben ihr Wissen in Workshops preis. Es war also nie so einfach, dem Lieblingsfotografen über die Schulter zu sehen und ihm nachzueifern.

Auch ich besuche Coachings und bilde mich weiter. Das ist sogar äußerst empfehlenswert. Aber du solltest dabei dein Ziel nie aus den Augen verlieren: Denn der Sinn besteht ja nicht darin, jemanden zu imitieren. Mir ging es oft so, dass ich nach einem Coaching zu sehr versucht habe, das neue Wissen und den Workflow eines anderen Fotografen in meine Bilder »zu pressen«. Das funktioniert einfach nicht. Ich musste schnell feststellen, dass mir dann meine Fotos nicht mehr gefallen. Man muss zugeben können, dass einem der ein oder andere Schuh einfach nicht passt. Also habe ich letztlich zwar sehr viel Wissen mitgenommen, aber nur einige Dinge in meinen Workflow übernommen. Der Drahtseilakt besteht für dich dann darin, aus dem neu erlangten Wissen nur das für dich herauszuziehen, was dir auch liegt, gefällt und zu deinem eigenen Bild passt. So entwickelt sich peu à peu dein individueller Bildstil. Du wirst dabei das Rad nicht neu erfinden, aber sich selbst zu erfinden, macht doch viel mehr Spaß.


1/250 Sek. | f/4.5 | ISO 320 | 200 mm

»Augenblicke« – ebenfalls ein inzwischen häufiges Motiv. Zu Recht, denn es ist toll! In diesem Fall war es Jettes Wunsch, für ein Regenbogen-Shooting mit ihrem geliebten Sam.

Zum Thema Kopieren habe ich tatsächlich noch ein anderes Beispiel: Vor einigen Jahren wollte ich eine neue Location testen und brachte von dort wunderschöne Bilder mit. Ich blieb dabei nicht nur auf den Wegen, sondern lief auch mal ein paar Meter in die Lichtungen, fotografierte einen Hund, als er seinen Kopf auf einen wunderschönen Holzsteg gelegt hatte. Total glücklich kehrte ich mit vielen verschiedenen Bildserien zurück und postete sie im Laufe der nächsten Tage auf meiner Facebook-Seite. Etwa zwei Wochen danach fand ich auf der Seite einer Kundin, die inzwischen selbst hobbymäßig fotografierte, Fotos an genau dieser Location. Eigentlich nicht schlimm, aber es waren meiner Ansicht nach echte Kopien. Der Holzsteg mit einem Hund in gleicher Pose, auch eine Waldlichtung hatte sie in der gleichen Perspektive fotografiert und alles in allem hatte alles den Anschein, als habe sie meine Fotos zu 100 % kopiert. Ich war wütend und überlegte sogar, sie darauf anzusprechen. Aber zum Glück habe ich das nicht gemacht. Ein paar Tage später stolperte ich erneut über den Post und sah das erste Mal auf das Datum dieser Bilder. Sie waren vor meinen entstanden. Ich weiß, das wird wahrscheinlich der Zufall des Jahrhunderts sein, aber nicht hinter jeder vermeintlichen Kopie steckt tatsächlich etwas Nachgemachtes. Jetzt hatte sich das Blatt gewendet, denn ich schämte mich so sehr, dass sie jetzt denken musste, ich hätte meine Bilder von ihr abgeschaut und sie würde mir natürlich niemals das Gegenteil glauben. Bis heute ist mir das sehr unangenehm. Mir zeigt dieses Beispiel immer, dass die Dinge oft nicht so sind, wie sie scheinen.

Tatsächlich kann es auch vorkommen, dass sich deine Kunden Bilder in einem bestimmten Stil wünschen und dir eine Vorlage von einer anderen Fotografin zeigen. Man wäre ein schlechter Dienstleister, würde man das nicht umsetzen. Du kannst in diesen Fällen jedoch vermeiden, die Fotos online zu stellen, und machst diese ausschließlich für den Kunden. Oder – noch besser – du erwähnst es einfach ganz offen mit einem Hinweis »inspiriert durch Fotograf XY« und schreibst dazu, dass es sich um einen Kundenwunsch handelt. Ich probiere dennoch, meiner Linie stets treu zu bleiben und nicht zu kopieren, wenn es auch schwierig ist, denn im Grunde gab es jedes Motiv ja irgendwie irgendwo schon einmal.

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