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1.3 Problematik und Ziele

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Bis anhin haben sich vor allem ausserschulische Organisationen für die baukulturelle Bildung von Kindern und Jugendlichen engagiert. Sie haben das Potenzial und die Notwendigkeit erkannt und bieten unterschiedliche Kurse an, wie zum Beispiel das LABforKids – Labor für Baukultur[7] im schweizerischen Zug. Da eine solche Förderung im informellen, das heisst im ausserschulischen Bereich nicht allen Kindern und Jugendlichen zukommt, setzt sich Archijeunes für eine baukulturelle Bildung an öffentlichen Schulen ein. Der Verein formuliert dieses Anliegen so: «Obwohl die gebaute Umwelt für die Gesellschaft anerkanntermassen von grosser Relevanz ist, wird dieser Bereich an schweizerischen Schulen ausser Acht gelassen. Es fehlt inner- und ausserschulisch an Partizipationsmöglichkeiten. Dieses Manko betrifft nicht nur Schülerinnen und Schüler, sondern ebenso deren Lehrpersonen. Unter diesen Umständen kann die gesellschaftliche Verantwortung für Baukultur, für soziale Interaktion und Kohäsion, für Kreativität und Identifikation, kaum wahrgenommen werden» (Archijeunes, o. J.). Über die Website können sich Lehrerinnen und Lehrer über Literatur und Vermittlungsangebote informieren. Doch für eine breite baukulturelle Bildung fehlen, wie erwähnte Studie von Archijeunes zeigt, sowohl eine klare Definition kompetenzorientierter Bildungsinhalte als auch Unterrichtsmaterialien.

Elisabeth Gaus-Hegner und ihr Team befragten in dieser Studie Dozierende, Lehrpersonen sowie Schülerinnen und Schüler zu Bestand und Bedarf bezüglich baukultureller Bildung in der Schweiz. Gegenüber der Idee, «neue Elemente in den Lehrplan zu integrieren» beziehungsweise neue Inhalte vermitteln zu müssen, äusserten Lehrerinnen und Lehrer insgesamt eher Bedenken (Archijeunes, 2019, S. 16). Als Begründung hielten sie fest, es seien nicht ausreichend Anknüpfungspunkte vorhanden und es würden geeignete Lehrmittel fehlen, um eine Verknüpfung zwischen Zielen und Inhalten baukultureller Bildung, dem Lehrplan 21 und dem schulischen Alltag herstellen zu können (ebd., S. 9). Die Lehrpersonen seien mit den Themen nicht vertraut und wünschten sich eine stufenbezogene Begriffs- und Inhaltsklärung. Einige teilten mit, dass die Kompetenzbereiche des Bildnerischen Gestaltens (BG) und Textilen und Technischen Gestaltens (TTG) sowie von Natur, Mensch, Gesellschaft (NMG) Übereinstimmungen mit baukulturellen Lernzielen aufweisen könnten. Auch im Bereich der überfachlichen Kompetenzen und Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) werden Anknüpfungspunkte zum Lehrplan 21 verortet. Es könnten Problemlösungsfähigkeit, freie Meinungsbildung, eine differenzierte Sprache und die Teilhabe an der Gestaltung der Lebenswelt gefördert werden, so die Befragten (ebd., S. 46).

Doch überwiegend waren die Lehrpersonen der Meinung, dass die Umsetzung solcher Themen stark von den Präferenzen der jeweiligen Akteure und Akteurinnen abhingen (ebd., S. 21). Lehrerinnen und Lehrer aller Stufen, vom Kindergarten bis zur Sekundarschule, bejahen dennoch mehrheitlich ihr Interesse an der Integration baukultureller Themen in den regulären Unterricht. Die Komplexität des wenig bekannten Themas, die Dichte des bestehenden Unterrichts und die fehlenden Lehrmittel verhindern ganz offensichtlich, diese Themen aufzugreifen. Ein kontinuierlicher Wissensaufbau kann bis heute nicht stattfinden, da baukulturelle Inhalte für den Unterricht bis jetzt nicht kompetenzorientiert aufbereitet worden sind, und das trotz aller Bekundungen der Kinder und Jugendlichen, dass «Baukultur für sie ein spannendes Lernfeld darstellt» (ebd., S. 17). Ziel des beschriebenen Projekts war es deshalb, ein fächerübergreifendes Unterrichtskonzept mit einem Kompetenzstrukturmodell zu entwickeln, dass Lehrerinnen und Lehrer für baukulturelle Vermittlung motiviert.


Abb. 1.1: Schematische Darstellung der Wissens- und Handlungsgebiete und ihre Beziehungen untereinander

Kinder erkunden die lokale Baukultur (E-Book)

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