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9. Satans Selbstgespräch

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Luzifer saß in der Hölle und wärmte sich gemütlich an seinem Feuer. Er war ein bisschen eingeschlafen und als er wieder erwachte, kam er ins Sinnieren. Vielleicht war er aber doch noch nicht so recht wach, sondern träumte das, was hier aufgeschrieben wurde:

„Gott hat mich aus dem Himmel in die Hölle hinab gestürzt. Das hört sich zwar schrecklich an, aber so übel ist es hier gar nicht, sondern warm und gemütlich, während es da oben im Himmel gerade jetzt im Zeichen des Klimawandels immer windiger wird.

Warum hat mich Gott bestraft? Weil ich sein wollte wie er. Ist das so ein Verbrechen? Jeder Chef würde sich heute freuen, wenn auch nur ein einziger seiner Mitarbeiter ihm in gleicher Weise nacheifern oder ihn sogar übertreffen würde. Aber Gott war zu eifersüchtig, um ein solches Verhalten zu dulden. Nun sagen Sie mal ehrlich: Ist eine so kleinliche Eifersucht eines großen Gottes würdig?

Eigentlich wollte ich ja sogar besser sein als Gott. Und das ist gar nicht so schwer. Wägen wir doch einmal ab, was er getan hat und was ich angerichtet habe. Dabei sollten wir allerdings sachlich vorgehen, denn ich weiß, dass heutzutage mir alles Übel auf der Welt in die Schuhe geschoben wird. Das ist natürlich reine Verleumdung. Bleiben wir daher bei der Bibel, also Gottes eigenem Wort, und schauen wir dort einmal nach, wer da besser weg kommt: Gott oder ich. Und da muss ich doch in aller Bescheidenheit feststellen, dass die gute alte Bibel geradezu eine Kriminalgeschichte Gottes ist. Trotzdem nennen die Menschen – für mich unbegreiflich – das Wesen, zu dem sie beten: „Lieber Gott“. Aber das tun sie wohl nur, um sich bei ihm einzuschleimen.

Fangen wir also unsere Abrechnung mit Gott ganz vorne an: Schon bei der Erschaffung des Menschen war Gott ungerecht: Er schuf erst den Mann und dann aus einer seiner Rippen die Frau. Er legte damit symbolisch den Grund für die Jahrhunderte lange Unterdrückung der Frau, denn die Männer sagten sich: Wenn die Frau schon ein Teil von mir ist, soll sie auch gehorchen. Das hat schon der Hl. Paulus so gesehen. Er schrieb nämlich im Kolosserbrief: „Ihr Frauen, seid euren Männern untertan. So ziemt es sich im Herrn.“

Und wie war das damals im Paradies? War es nicht lächerlich, dass Gott Adam und Eva den Genuss eines Apfels verboten hat? Und war es nicht völlig übertrieben, dass Gott die Menschen aus dem Paradies verbannt hat, als sie sich über sein Verbot hinweg gesetzt hatten, indem sie diesen Apfel aßen? Darf ein großer Gott so kleinlich sein?

Gott hat die Menschen als Sünder geschaffen. Ist es da nicht widersprüchlich, wenn er sich über ihre Sünden so aufregt, dass er erst durch die Sintflut die ganze Menschheit ausgemerzt und dann später die Bewohner von Sodom und Gomorrha mit dem Tode bestraft hat? Und dabei hat er nicht einmal die Unschuldigen geschont!

Die Bibel berichtet auch von den Kriegsverbrechen Gottes. Hier nur ein Beispiel: „Und sie zogen aus zum Kampf gegen die Midianiter, wie der Herr es Mose geboten hatte, und töteten alles, was männlich war ... Und die Israeliten nahmen gefangen die Frauen der Midianiter und ihre Kinder; all ihr Vieh, alle ihre Habe und alle ihre Güter raubten sie und verbrannten mit Feuer alle ihre Städte, wo sie wohnten, und alle ihre Zeltdörfer ...Und Mose wurde zornig über die Hauptleute des Heeres ... und sprach zu ihnen: ‚Warum habt ihr alle Frauen leben lassen? ... So tötet nun alles, was männlich ist unter den Kindern, und alle Frauen, die nicht mehr Jungfrauen sind; aber alle Mädchen, die unberührt sind, die lasst für Sex bzw. für Sklavendienste leben.‘“

So steht es geschrieben im 4. Buch Mose.

Doch genug von dem, was Gott den Menschen angetan hat!

Was ist es denn nun aber, was man mir zur Last legt? Nun gut, ich habe Eva verführt, den Apfel vom Baum der Erkenntnis zu essen. Ist das so schlimm? Wenn ich nicht gewesen wäre, lägen Adam und Eva heute noch im Paradies auf der faulen Haut. Ich war es, der die Menschen auf den Weg der Erkenntnis geführt hat. Nun haben sie die Freiheit, sich zwischen dem Guten und dem Bösen zu entscheiden. Was wäre denn schon das Gute wert, wenn es nicht auch das Böse gäbe?

Ansonsten wirft die Bibel mir noch vor, dass ich Jesus in Versuchung geführt habe, als er gefastet hat. Na, das war doch eher ein Spaß, denn ich wusste natürlich, dass ich den Sohn Gottes nicht ernsthaft auf Abwege bringen kann.

Sonst fällt mir eigentlich nichts Besonderes mehr ein, wenn ich mein Gewissen auch noch so sehr durchforsche.“

Kaum hatte Luzifer das Wort „Gewissen“ ausgesprochen, fuhr ein Blitz vom Himmel bis zu ihm hinunter und weckte ihn auf. Er erschrak, ballte die Faust nach oben und rief:

„Man wird doch wohl noch ein bisschen träumen dürfen, ohne dass du dich da oben gleich wieder aufregst!“

Verbotene Zone

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