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Das Rindercarpaccio war vorzüglich. Wie gewohnt saßen sie an einem Tisch in der Ecke mit Blick auf den Innenhof, wo sie sich – für New Yorker Verhältnisse – einigermaßen ungestört unterhalten konnten. Heute, am Freitag, war es noch voller als sonst. Sie kamen ziemlich häufig mittags zu “Michael’s”. Es war bequem um die Ecke, exzellentes Essen und professioneller Service.

“Was hältst Du von CALO Solutions ?” Bergstraesser schob seinen Teller beiseite und nahm einen Schluck Wasser. Er sah Thomas fragend an.

“Die Jungs sind smart. Ihre Gewinne sind in den letzten 5 Jahren ständig gestiegen, und ihr Marktwert hat sich seit ihrem Börsengang vervierfacht. Wenn unser Due Diligence keine negativen Überraschungen bringt, sollten wir uns da voll reinhängen.”

“Das Timing scheint nicht gerade ideal”.

“Das stimmt, aber vielleicht liegt darin auch eine Chance”. Thomas war meistens optimistisch, musste aber zugeben, dass das wirtschaftliche Umfeld derzeit eher Anlass zur Sorge gab.

“Beim Dow sind wir etwa 10 % von seinem Höchststand im letzten Sommer entfernt und bei der Nasdaq sind es sogar 15 %. Öl ist schon über 130 und Gold hat die 1000 – Marke durchbrochen.” Er hatte seinen Blackberry aus der Jackettasche genommen und scrollte. “Die Indizes haben sich aber in dieser Woche wieder ganz gut erholt. Und beim Öl ist viel Spekulation.” Er steckte den Blackberry wieder weg und lehnte sich zurück. “Vielleicht bringt ja auch das Stimulus Package der Regierung etwas, und in der nächsten Woche, denke ich, wird die Fed Funds Rate nochmals um einen viertel Punkt auf 2 % gesenkt. Bernanke ist jetzt auf der richtigen Schiene, scheint mir.”

“Andererseits fürchte ich, dass uns noch Einiges bevorsteht. Der Immobiliencrash und seine Folgen sind noch nicht ausgestanden. Mit den Abschreibungen von Morgan Stanley, UBS, Merril Lynch, Citigroup und den anderen Großen sowie der Bear Stearns-Pleite ist es meines Erachtens noch nicht getan. Der ganze Finanzsektor hat den Keller noch voller Leichen”, bremste Lars den Optimismus seines Partners. “Übrigens, auch die Deutschen,” fügte er noch hinzu.

Bergstraesser verließ sich zwar in strategischen Fragen ganz auf Thomas und mischte sich auch wenig in das operative Geschäft seiner erstklassigen Leute ein. Im Laufe der Jahre hatte er sich aber durch das Studium der einschlägigen Wirtschafts- und Finanzmedien und natürlich durch regelmäßige Gespräche mit Investmentbankern und Analysten ein ökonomisches Grundwissen angeeignet, das es ihm erlaubte, sich zu den Marktentwicklungen ein Urteil zu bilden und mitzureden.

“Nein danke, nicht für mich”, sagte Thomas und hielt eine Hand über sein Glas, als der Ober sein Weinglas auffüllen wollte. Der Hauptgang wurde serviert. Thomas hatte sich wie immer für den gegrillten Lachs entschieden und Lars für das Rib-Eye Steak.

Es war erstaunlich: Trotz der zigtausend Restaurants in New York mit all der ethnischen Vielfalt gab es neben den Spezialitäten überall die gleichen vier Standardgerichte – Steak, Lachs, Hähnchen und eine aufgemotzte Pasta. Sie unterschieden sich natürlich durch die Qualität der Ingredienzen, die Zubereitung und die Beilagen und natürlich durch die zum Teil recht phantasievolle Namensgebung. Aber ansonsten: American Standard.

Für einen Moment genossen beide schweigend ihr Essen.

“Wie gesagt, vielleicht liegt hier aber auch eine Chance für uns,” nahm Thomas den Faden wieder auf. “Die großen Institute haben wahrscheinlich abgewinkt. Die haben im Moment mit ihren Sub-primes andere Probleme. Und da ist CALO auf uns gekommen. Wir können hier eine Menge Geld verdienen, was wir gut gebrauchen können. Unsere Anleger sind im letzten Jahr nicht sonderlich von uns verwöhnt worden, und auch das Brokerage-Geschäft ist deutlich zurückgegangen”.

“Im nächsten Jahr könnte es mit einer neuen Regierung neuen Schwung geben – egal ob Hillary oder Obama. Mit Obama, der wohl die Nase vorn hat, könnte es wieder aufwärts gehen,” stimmte Lars zu. “Lasst uns in der nächsten Woche mit unseren Anwälten reden”.

Bergstraessers Telefon vibrierte und klingelte leise. Sie waren fertig. “Hallo ! Hallo ! Wer ist da ? Wer ?” Lars nahm einen tiefen Atemzug, stand auf und ging in Richtung Toiletten. Als er zurückkam, war er leichenblass und seine Hand zitterte. Thomas hatte ihn noch nie so gesehen.

“Is’ was ? Bist du okay ?” Lars antwortete nicht und bewegte sich Richtung Ausgang. Thomas legte einen Zwanziger und einen Zehner als Trinkgeld auf den Tisch - die Rechnung wurde immer ins Büro geschickt - und eilte hinterher.

519 Park Avenue

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