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Kapitel 3

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Das Telefon läutete, er schaute auf das Display, Anrufer unbekannt war dort zu lesen. Er nahm den Hörer nicht ab, er musste bis zum Wochenende seinen Auftrag erledigt haben. Er war sowieso schon in Zeitverzug geraten, deshalb hatte er es sich in solchen Phasen angewöhnt, nur Anrufe entgegenzunehmen, deren Anrufer ihm bekannt war und er in etwa abschätzen konnte, wie lange das Gespräch dauern könnte. Er ließ es klingeln und setzte seine Kalkulation fort.

Nach einer Viertelstunde klingelte das Telefon erneut, er schaute wiederum vom Bildschirm auf die Anzeige, sie signalisierte wie zuvor einen unbekannten Anrufer. Er brummelte habe keine Zeit und überlegte kurz, ob er nicht einfach den Hörer beiseitelegen oder das Telefon stummschalten sollte. Da er jedoch einen Anruf des Bauherrn erwartete, verwarf er diesen Gedanken. Dennoch war er neugierig geworden, wer das wohl sein könnte. Aber die Kalkulation wartete, der Bauherr wollte möglichst schnell seinen Antrag auf Baugenehmigung einreichen und Michael hatte ihm die Erledigung bis Freitag zugesagt.

Beim dritten Mal nahm er entnervt den Hörer ab und rief schnippisch hinein: »Was gibt’s, bitte kurz fassen.«

»Wo warst du gestern?« fragte eine Frauenstimme, die er nicht sofort erkannte.

»Wer ist denn da?«

»Hier ist Daniela, wo warst du denn gestern?«

Damit hatte er nun gar nicht gerechnet, er war einfach, ohne die Therapeutin zu informieren, nicht zur zweiten Sitzung gegangen, dasKapitel Gruppentherapie war für ihn erledigt.

»Ich wüsste nicht, was dich das anginge?«

»Nun sei doch nicht gleich so unfreundlich, schließlich will ich dir ja nicht ans Leder. Ich wollte mich einfach nur erkundigen, warum du gestern nicht gekommen bist?«

»Ähm, tut mir leid, dass ich gerade so ruppig war, ist ja sonst nicht meine Art, aber Dein Anruf hat mich sowohl überrascht als gestört.«

»Ist schon gut, also wo warst du denn gestern?«

»So einfach ist das nicht zu erklären« er rang nach Worten »und eigentlich ist deine Frage ja ganz schön übergriffig.«

»Aha, der Herr ist ein Angstbeißer.«

Er wollte schon wütend wegen dieser Unverschämtheit den Hörer auflegen, hörte sie jedoch noch sagen »…mit denen kann ich besonders gut.«

»Wie meinst du das?«

»Angstbeißer trifft Angstbeißer. Kann ich dich denn aus deiner Hundehütte locken und zu einem Kaffee im Café Coco überreden. Zum gemeinsamen Knurren?«

Er musste lachen angesichts solcher Redegewandtheit und ihrer durchaus angenehmen Aufdringlichkeit; ihr Interesse fing an, ihm zu schmeicheln.

»Ok, wann« entfuhr es ihm mit einem großzügigem Blick über seine Arbeit und dem schnellen Entschluss, eine weitere Verlängerung seiner Nachtarbeit unumgänglich zu finden.

»16 Uhr?«

»Ok, aber könntest du mich abholen?«

»Abholen, warum das denn?«

»Nun ja«, druckste er herum, »seit fünf Jahren fahre ich kein Auto mehr.«

»Also gut«, seufzte Daniela, »wenn’s denn sein muss, hole ich dich auch ab.«

Die Schuld

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