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Die Berufung auf Luthers Judenfeindschaft in der Zeit des Nationalsozialismus

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Schon vor der nationalsozialistischen Zeit gibt es ein Interesse am Thema „Luther und die Juden“, was sich in den unterschiedlichen theologischen und auch völkisch-rassistischen Lutherinterpretationen niederschlägt.54

Im Dritten Reich aber nehmen die Publikationen über dieses Thema sprunghaft zu, und Luthers Spätschriften, nicht zuletzt „Von den Jüden und ihren Lügen“, werden neu aufgelegt und verbreitet.55

Nationalsozialistische Autoren behaupten gar – was so nicht stimmt – dass Luther als Antisemit im deutschen Protestantismus bisher kaum eine Wirkungsgeschichte gehabt habe:

„Vergebens blättert man in volkstümlichen Lutherausgaben, größeren wie kleineren, nach dem, was etwa gegen die Juden gesagt sein könnte […] Die Stimmen, die Juda gelten, (sind) verhallt und verschollen […] Luthers Gedanken, bisher wenig beachtet, verdienten vor allem zunächst allgemein bekannt zu werden. Unwillkürlich vergleichen wir sie mit der Stellungnahme Adolf Hitlers.“56

Luthers judenfeindliche Äußerungen und seine Ratschläge zu Gewaltmaßnahmen gegenüber Juden haben verschiedene Auswirkungen in der Zeit des Nationalsozialismus:

Sie bieten den Nationalsozialisten eine willkommene Bestätigung für ihre Judenpolitik und das wird von der Propaganda gekonnt genutzt (s.S.45ff. und Kapitel II–IV).

Viele evangelische Christen, Kirchenführer und Theologen – und nicht nur Anhänger der Deutschen Christen – sehen in der nationalsozialistischen Judenpolitik kein bzw. lange kein Unrecht, nicht wenige können diese mit Berufung auf Luther sogar ausdrücklich unterstützen (s. S. 54ff. und Kapitel II–IV).

Und wer als lutherischer Christ gegen diese Judenpolitik protestierte, musste sich in dieser Frage von Luther distanzieren.

An Luthers Geburtstag brannten die Synagogen

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