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5.1. Das Leben des Jakob Josef von Połonne

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Das Leben Jakob JosefsIm Unterschied zum Ba’al Schem Tov erfuhr Jakob Josef eine sorgfältige, traditionelle rabbinische Ausbildung. Seine Schriften, gespickt mit Zitaten aus Dutzenden jüdischer Werke unterschiedlichster Art und Sorte, geben davon Kenntnis: Er war mit allen Gebieten des jüdischen Bildungskanons vertraut, verstand sich auf die Auslegung des Talmuds und der Halacha und beherrschte wesentliche Werke der Kabbala und der Moralliteratur (Mussar). Sein hohes Renommee als Angehöriger der gelehrten Elite spiegelte sich auch in seiner Bestellung zum Rabbiner von Szarogród, der seinerzeit immerhin zweitgrößten jüdischen Gemeinde Podoliens.

Um das Jahr 1741 geriet er in den Bannkreis des Chassidismus alter Prägung, vermutlich in Gestalt eines Gefährten des Ba’al Schem Tov, der damals als Prediger in Połonne wirkte. Jakob Josef übernahm sukzessive einen asketischen Lebensstil, isolierte sich von den anderen, hielt strenges Fasten und stellte hohe Ansprüche an die Schächtung. Offenkundig stieß der fromme Eifer des Rabbiners auf wenig Begeisterung in der Gemeinde. Bis etwa 1748 waren die |60|Konflikte um Jakob Josef so sehr eskaliert, dass man ihn schließlich aus Szarogród vertrieb.

Jakob Josef und der Besch“tEs hat den Anschein, als wäre Jakob Josef in dieser für ihn sehr schwierigen Phase endlich auch mit dem Ba’al Schem Tov persönlich in Kontakt gekommen (Etkes, Besht, S. 177–178). Die Begegnung mit ihm sollte zu seiner zweiten, noch größeren persönlichen Lebenswende geraten. Jakob Josef entwickelte sich zum bedeutendsten Tradenten der Lehre seines Meisters. Die zahlreichen, sorgfältig gekennzeichneten Äußerungen des Besch“t, wie sie überall in den vier Werken des Jakob Josef zu finden sind, deuten auf ein enges persönliches Verhältnis des Schülers und Anhängers zu seinem spirituellen Tutor und Meister. In dieser Autorität führte der Ba’al Schem Tov ihn vom Pfad der strengen Askese auf den Weg der Freude am Gebot.

Werke des Jakob JosefNach seiner Vertreibung aus Szarogród amtierte Jakob Josef noch etliche Jahre in kleineren Gemeinden wie Raszków (bis ca. 1752), Niemirów (1752–1770) und Połonne. Vermutlich aufgrund des entschiedenen Einsatzes für die Lehren des Besch“t erlitt Jakob Josef Verfolgung und sozialen Abstieg. Die Konflikte um seine Person verschärften sich noch erheblich, als im Jahre 1780 die Tol’dot Ja’aqov Josef im Druck erschienen. Die in diesem Werk enthaltene heftige Kritik an der traditionellen Führungselite der jüdischen Gemeinschaft löste eine Verfolgung der Anhänger des Ba’al Schem Tov aus. Die Tol’dot wurden sogar öffentlich verbrannt. Dieses Schicksal blieb den drei folgenden Büchern des Maggid von Połonne erspart. Nach seinem magnum opus, das Homilien zu allen Teilen der Tora enthielt, erschienen Ben Porat Josef (בן פורת יוסף, Korzec 1781) mit Homilien zur Genesis, Zaf’nat Pa’aneach (צפנת פענח, Korzec 1782) zum Exodus, sowie posthum Ketonet Passim (כתנת פסים, Lemberg 1866) zu Levitikus und Numeri.

Im Unterschied zu etlichen anderen Gefährten und Anhängern versammelte Jakob Josef nach dem Tod des Ba’al Schem Tov keinen eigenen Schülerkreis um seine Person. Ob dies absichtsvoll geschah oder ob es die Folge fehlender charismatischer Ausstrahlung darstellte, lässt sich nicht beurteilen. Die überragende Bedeutung Jakob Josefs für die Entwicklung des osteuropäischen Chassidismus verbindet sich mit seinen Werken, vor allem mit den Tol’dot Ja’aqov Josef. Hier erhebt sich sofort die Frage, inwiefern ein schlichtes Buch so einflussreich und gleichzeitig derart skandalträchtig gewesen sein kann, zumal es auf den ersten Blick in völlig traditionellem Habit daherkommt.

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