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Eine antike Landeskunde

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„Germanien insgesamt ist von den Galliern, von den Rätern und Pannoniern durch Rhein und Donau, von den Sarmaten und Dakern durch wechselseitiges Misstrauen oder Gebirgszüge geschieden“, leitete Tacitus die Germania ein. Die Germanen seien Ureinwohner und von fremden Völkern gänzlich unberührt. Sie feiern als Göttervater Tuisto und dessen Sohn Mannus. „Die Bezeichnung Germanien sei übrigens neu und erst vor einiger Zeit aufgekommen“, schrieb Tacitus und fuhr fort: „Denn die ersten die den Rhein überschritten und die Gallier vertrieben hätten, die jetzigen Tungrer, seien damals Germanen genannt worden. So habe der Name eines Stammes, nicht eines ganzen Volkes, allmählich weite Geltung erlangt: zuerst wurden alle nach dem Sieger, aus Furcht vor ihm, als Germanen bezeichnet, bald aber nannten auch sie selbst sich so, nachdem der Name einmal aufgekommen war.“

Sie wohnten in einem Land, arm an Bodenschätzen, „ohne Reiz, rau im Klima, trostlos für den Bebauer wie für den Beschauer“, das „im ganzen mit seinen Wäldern einen schaurigen, mit seinen Sümpfen einen widerwärtigen Eindruck“ mache. Sie hätten sich nicht vermischt und lebten in großer Sittlichkeit. Sie seien kriegerisch, wenngleich allerlei Mängel und Laster, etwa die Trunk- und Spielsucht, sie auf eine andere Stufe der Zivilisation stellen.

Nachdem Tacitus das Volk im Allgemeinen beschrieben hat, wendet er sich der Beschreibung von mehr als vierzig einzelnen germanischen Stämmen zu. Manche, wie die Semnonen huldigen ihren Göttern in einem Hain, der „durch uralte Scheu geheiligt ist“, weil sich „von dort der Stamm herleite.“ Bei anderen wie den Reudignern, Avionen, Varinern und einigen anderen, die im Schutze von „Flüssen und Wäldern“ siedeln, gäbe es eine Fruchtbarkeitsgöttin namens „Nerthus“, eine germanische „Mutter Erde“. „Sie (…) nehme teil am Treiben der Menschen, sie fahre bei den Stämmen umher. Es gibt auf der Insel des Weltmeeres einen heiligen Hain, und dort steht ein gewaltiger Wagen, mit Tüchern bedeckt; einzig der Priester darf ihn berühren. (…) Er geleitet sie in tiefer Ehrfurcht, wenn sie auf ihrem mit Kühen bespannten Wagen dahinfährt. Dann folgen frohe Tage; festlich geschmückt sind alle Orte. (…) Dann kennt und liebt man nur Ruhe und Frieden bis die Göttin, des Umgangs mit Menschen müde, vom gleichen Priester ihrem Heiligtum zurückgegeben wird. Dann werden Wagen und Tücher und, wenn man es glauben will, die Gottheit selbst in einem entlegenen See gewaschen. Sklaven sind hierbei behilflich, und alsbald verschlingt sie derselbe See.“

Ein Volk wie sein Land: urwüchsig, bodenständig, verwurzelt. Trotzdem waren sie Barbaren. Nur im Nordosten wohnten Menschen, die Tacitus noch barbarischer fand: „Kräuter“, so der Geschichtsschreiber dienen den Fennen „zur Nahrung, Felle zur Kleidung und der Erdboden als Lagerstätte.“ Wie die Peukiner und Venether hätten sie durch „Mischehen“ mit den Sarmaten „manches von deren Hässlichkeit“ angenommen und „der ganze Stamm ist schmutzig.“ Nur eines deklariert Tacitus als ausdrücklich „unverbürgt“: Dass „die Hellusier und Oxionen Antlitz und Mienen von Menschen, jedoch Rumpf und Glieder von Tieren haben.“

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