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Tacitus: Rotschöpfe

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Doch nicht von Tacitus stammt das Gerücht, die Germanen hätten blondes Haar. Im vierten Kapitel seiner Germania charakterisierte er die äußere Erscheinung dieses Volkes damit, dass sie, außer blauen Augen, „rötliches Haar und große Gestalten“ hätten (lateinisch: „rutilae comae, magna corpora“). Dieses Aussehen, so der Römer, sei bei allen Germanen gleich. Auch wenn es ihm immer wieder untergeschoben wird: Statt „flavus“, hellem Blond, bezeichnete er die Farbe des Germanenhaares mit „rutilus“, einem rötlichen oder rötlich-blondem Farbton. Sollten die Germanen Tacitus folgend nun etwa Rotschöpfe mit Sommersprossen gewesen sein?

Andere römische Autoren erwähnten direkt oder indirekt blondes germanisches Haar: So habe sich dem römischen Schriftsteller Herodian zu Folge der römische Kaiser Caracalla gelbes Haar aufgesetzt, um seiner germanischen Leibwache zu schmeicheln. Ebenso habe sich der römische Kaiser Gallienus mit germanischem Haar geschmückt, um seiner Frau, der Tochter eines Markomannenkönigs, zu gefallen. Der Bruder des Cherusker Arminius bekam den Beinamen „Flavus“, wohl, weil er blond war. Der letzte große Geschichtsschreiber der Antike, Prokop von Caesarea, berichtet im Vandalischen Krieg, die Vandalen wären blond und blauäugig, groß und schlank. Daneben überlieferten die antiken Autoren für die Germanen außer Rot-blond und Blond, auch flavus (Hellblond), rufus (Rot), auricomus (Goldgelb) als Haarfarben. Nur Schwarz und Dunkelbraun fehlen.

Fast mehr noch als das Haar scheinen den Römern die Augen der Germanen imponiert zu haben. Als Gaius Julius Caesars Kundschafter im Jahr 58 v. Chr. auf Germanen stießen, berichteten sie, dass die Germanen nicht nur ungeheuer groß, unglaublich tapfer und waffenerprobt seien. Vielmehr noch hätten die Kundschafter „nicht einmal die Mienen und dem scharfen Blick ihrer Augen aushalten können.“ Auch Tacitus schrieb von wilden, drohenden oder furchtbaren und blauen Augen (lateinisch: „truces et caerulei oculi“).

Doch an Haar und Augen konnte ein Römer Kelten, Skythen und Germanen nicht auseinander halten. Im antiken Nordbarbaren-Klischee (s. Irrtum 2) waren die Germanen lediglich noch blonder oder noch rothaariger als ihre Nachbarn. Wie sehr es sich dabei um einen antiken Topos handelt, verdeutlicht eine Szene aus Suetons „De vita caesarum“. Darin zwang der römische Kaiser Caligula Gallier sich in einem Triumphzug für Germanen auszugeben, indem sie sich die Haare rot färben und lang wachsen lassen sollten. Die einzigen, die auch mal blond waren, waren die Germanen aus Sicht der Mittelmeerbewohner nicht. Wie zuvor Poseidonios und Caesar betonte auch Strabon in „De situ orbis“ die Ähnlichkeit von Galliern und Germanen und meinte, dass die Germanen nur eben noch roher, größer und eben auch noch blonder seien. Der Grieche Herodot nannte im 5. Jahrhundert v. Chr. blonde Skythen, die nördlich des Schwarzen Meeres lebten. Über die Gallier schrieb Diodor im 1. Jahrhundert v. Chr., sie hätten nicht nur einen hohen Wuchs, kraftvolle Körper und eine weiße Haut, sondern auch helles Haar, das sie, wenn nötig, färbten.

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